Das Hinweisschild steht: Die Plattform wird innerhalb der kommenden Wochen von der Hitzler-Werft aus nach Tesperhude geschleppt.

Geesthacht. Ein neues Schild am Elbufer zeigt es seit einigen Wochen an: In Kürze wird im Fluss auf Höhe des Tesperhuder Anlegers die Forschungsplattform des Geesthachter Helmholtz-Zentrums Hereon (wir berichteten) ihren Dienst aufnehmen. Sie ist Bestandteil des europäischen Forschungsinfrastrukturprojektes Danubius-RI. Darüber hinaus wird der Aufbau vom Land Schleswig-Holstein und dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung gefördert.

Aber zunächst muss sie noch fertiggebaut werden. Das passiert ganz in der Nähe. Das Herzstück der Forschungsplattform bildet ein hochseetauglicher Container und ein Schwimmponton, der maßgeschneidert für den Einsatz auf der Elbe durch die Hitzler-Werft in Lauenburg angefertigt wurde. Den Container funktionierte das Hereon in den vergangenen zwei Jahren in ein modernes schwimmendes Minilabor um, in dem die Messgeräte und Computer zur Datenübertragung ans Hereon untergebracht sind. Im Unterdeck werden letzte Einbauten im Inneren des Pontons durchgeführt, bevor die Seitenwand eingeschweißt wird. Ist alles fertig, schleppt ein Boot der Hitzler-Werft die Plattform an Ort und Stelle.

Helmholtz-Zentrum Hereon: Container in schwimmendes Minilabor umfunktioniert

Der Vortest und das Zusammenspiel der Messsysteme erfolgte auf dem Hereon-Gelände. Nach dem Auslegen des Schwimmpontons mit dem Messcontainer beginnt der Testbetrieb unter realen Bedingungen auf der Elbe. Erforscht werden folgende Fragestellungen: Wie verändern sich Fluss-Meer-Systeme durch menschliche Einflüsse? Was sind die Treiber für diese Veränderungen? Wie kann nachhaltige Nutzung durch den Menschen zur Erhaltung oder sogar Wiederherstellung von gesunden Flüssen und Küstenmeeren – in diesem Fall Tide-Elbe und Deutsche Bucht – beitragen? Und welchen Einfluss haben Klimawandel sowie häufiger auftretende Extremereignisse wie Hoch- und Niedrigwasser?

Das neue Schild bei der Forschungsplattform in Tesperhude.
Das neue Schild bei der Forschungsplattform in Tesperhude. © jürgensen | jürgensen

Zur Beantwortung werden die Messsysteme permanent hochaufgelöste und zeitnahe Daten zu wichtigen Größen wie Strömung, Temperatur, Nährstoffe, Kohlenstoff, Sauerstoff oder dem Schadstoffgehalt des Elbewassers liefern. Die Arbeiten sind dabei eng mit denen von Betreibern anderer Beobachtungsstationen in der Tideelbe vernetzt. Die Tesperhuder Plattform soll Ergebnisse vom von Ebbe und Flut nicht beeinflussten Abschnitt oberhalb des Wehres beisteuern.

Die „FerryBox“ wurde vor einigen Jahren am Helmholtz-Zentrum entwickelt

Der Schwimmponton wird innerhalb der kommenden Wochen mit zwei Dalben in der Elbe an seiner endgültigen Position befestigt und für Befugte über eine Gangway vom Steg in Tesperhude erreichbar sein. Das Projekt musste in den vergangenen Monaten manche Hürde nehmen wie etwa die notwendige Kampfmittelsondierung an den Verankerungspositionen: Das übernahmen Ende Februar die Hansataucher aus Hamburg. Alte Fliegerbomben oder ähnlich gefährliches Erbe aus den vergangenen Weltkriegen wurde nicht im Umkreis der Plattform gefunden.

Zudem gibt es eine „FerryBox“ im Messcontainer. Dieses Konzept wurde vor einigen Jahren am Helmholtz-Zentrum entwickelt, es beinhaltet eine Vielzahl von Sensoren, die kontinuierlich Informationen zu verschiedenen wichtigen Kenngrößen der Wasserqualität liefern wie Wassertemperatur, Sauerstoffgehalt oder den Gehalt bestimmter Nährstoffe.

Alle Prozesse können mittels Satellitenverbindung von Land gesteuert werden

Diese Boxen sind automatisierte Messsysteme, die verwendet werden, um physikalische und biogeochemische Parameter im Oberflächenwasser zu bestimmen. Sie sind auch auf Fähren und Containerschiffen angebracht, die regelmäßige Strecken durch die Nordsee befahren oder werden an festen Stationen betrieben auf Cuxhaven, Spitzbergen und der Forschungsplattform FINO3.

Meeres- oder Flusswasser wird dabei in einen Messkreislauf gepumpt, der mit mehreren Sensoren bestückt ist. Das System ist mit einem automatischen Selbstreinigungsmechanismus ausgerüstet. Alle Prozesse können mittels Satellitenverbindung von Land gesteuert werden.