Geesthacht/Marschacht. Mängel wurden zufällig bei Sanierung entdeckt. Brücke zwischen Geesthacht und Marschacht für schwere Fahrzeuge gesperrt.

Böse Überraschung bei der Entfernung des Fahrradweges auf der Elbbrücke zwischen Geesthacht und Marschacht. Die Asphaltdecke wurde in Teilen abgetragen, weil der Radweg im Zuge der geplanten Brückensanierung verbreitert wird. Dadurch kamen Stellen ans Tageslicht, die sonst nicht zu sehen sind: die Schweißnähte von Stahlblechen etwa aus der Zeit des Brückenbaus von 1965.

Über die Brücke verteilt gibt es 164 auf jeder Seite. Betroffen sind bisher nur die Stellen, die auf Wölbungen im Übergang zum Fußgängerweg auf Wehrpfeilern liegen, darunter gibt es Querverstrebungen. „Unter dem Schrammbord waren sie für uns nicht sichtbar, nicht von oben und nicht von unten“, sagt Professor Thomas Bittermann, Prüfingenieur für Baustatik. Die Untersuchungen, die Ursache für die Schäden zu finden, laufen auf Hochtouren. Da die Zeitplanung für die Sanierung eingehalten werden soll, beträgt das Zeitfenster dafür etwa 14 Tage. „Mit jeder zunehmenden Testung wird sich die Prognose klarer zeigen“, so Bittermann.

Sperrung für schwere Lkw – aber als einsturzgefährdet gilt die Wehrbrücke nicht

Die Ursache der Schäden zu finden ist wichtig auch für noch schadensfreie Stellen, um auszuschließen zu können, ob es auch bei ihnen noch zu Rissen kommen kann. Als einsturzgefährdet gilt die Brücke nicht. Als Stahlkonstruktion ist sie hierfür weniger anfällig als eine Brücke nur aus Beton. Betroffen ist zudem nur die Brücke über dem Stauwehr, die Brücke über der Schleuse ist anders konstruiert und nicht in die Untersuchungen einbezogen.

So ist die einzige Sicherheitsmaßnahme zunächst eine Sperrung seit Dienstag für Fahrzeuge mit einem Gewicht von über 3,5 Tonnen. Koordinierungsreferent Christoph Köster vom Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr Schleswig-Holstein (LBV.SH) geht aktuell davon aus, dass die Sperrung nicht auf den gesamten Verkehr erweitert werden muss. Inwieweit die Reparatur der neuen Schäden die Sanierung verteuern wird, ist noch völlig unklar. Bisher sind elf Millionen Euro eingeplant.

Diese Schweißnaht zeigt einen durchgehenden Riss, sie wurde markiert. Die Löcher entstanden durch eine Probenentnahme.
Diese Schweißnaht zeigt einen durchgehenden Riss, sie wurde markiert. Die Löcher entstanden durch eine Probenentnahme. © Dirk Palapies | Dirk Palapies

Ein Verdacht ist, dass die Belastungen durch den zunehmenden Schwerlastverkehr schuld sein könnten. Bei einer Verkehrszählung des Landkreises Harburg wurden 20.000 Fahrzeuge insgesamt gezählt – täglich. „Das konnte man damals zur Bauzeit in keinem Rechenmodell ansatzweise berücksichtigen, auch die Temperaturausdehnungen des Metalls wurden nicht in dem Maße berücksichtigt“, weiß Christoph Köster.

Der Vergleich: Sähen alle Schweißnähte so aus wie diese, gäbe es kein Problem: Sie ist auch nach 57 Jahren noch unbeschädigt.
Der Vergleich: Sähen alle Schweißnähte so aus wie diese, gäbe es kein Problem: Sie ist auch nach 57 Jahren noch unbeschädigt. © Dirk Palapies | Dirk Palapies

Immerhin gibt es in Sachen Sperrung Entwarnung für den ÖPNV. Ein Notfahrplan mit Kleinbussen sei laut Thomas Bittermann doch nicht nötig. Die VHH hatten auf die Sperrung für schwere Fahrzeuge schnell reagiert und informieren bereits auf ihrer Homepage über deren Einsetzung. Entgegen ursprünglicher

Planung soll der „normale“ Linienbusverkehr der Busse 4400 (Bergedorf-Avendorf) und 539 (Geesthacht-Niedermarschacht) zunächst mit Sondergenehmigungen aufrecht erhalten werden können, auch die Feuerwehr könnte demnach mit ihrem schweren Drehleiterfahrzeug von Geesthacht aus weiterhin zu Einsätzen auf der niedersächsischen Elbseite ausrücken. Ein Vertreter der VHH Betriebslenkung für Busse war bei der Begehung ebenfalls anwesend.

Wie soll das Verbot für Brummi-Fahrer kontrolliert werden?

Ein weiteres Problem: Wie soll kontrolliert werden, dass Brummifahrer den Umweg nach Osten über die Lauenburger Elbbrücke oder über das Maschener Kreuz im Westen scheuen und nicht trotzdem über die Brücke fahren? Die niedersächsische Polizei habe bei der Anfrage nach Kontrollen schon abgewunken, sie habe zu wenig Personal, berichtet Köster. Er hofft auf eine Mischung aus Einsicht der Fahrer und einem Kontrolldruck zumindest auf schleswig-holsteinischer Seite. „Jede Fahrt eines Schwerverkehrs kann zu weiteren gravierenden Zusatzschäden führen“, sagt Christoph Köster.

Untersuchungen an der Geesthachter Elbbrücke im Vorfeld der Sanierunsbauarbeiten.
Untersuchungen an der Geesthachter Elbbrücke im Vorfeld der Sanierunsbauarbeiten. © Dirk Palapies | Dirk Palapies

Angedachte Möglichkeiten sind, dass die Polizei aus dem Norden im Rahmen von Amtshilfe in Niedersachsen tätig werden darf oder eine Höhensperre, die nur niedrige Fahrzeuge passieren können. „Wir müssen die Brücke bis in die Mitte der 30er-Jahre bringen“, sagt Köster zum Ziel der Maßnahmen. Wenn das Wasser- und Schifffahrtsamt wie geplant die Wehrpfeiler verlängere, sei Gelegenheit, parallel eine neue Brücke unter weiter fließendem Verkehr zu errichten.