Geesthacht. Die Eintrittspreise des Freizeitbades Geesthacht sind zum Politikum geworden. Hauptausschuss tagt nun zum Thema.

Wie angekündigt hat die grüne Ratsfraktion einen Antrag zu den neuen Eintrittspreisen für das Freizeitbad Geesthacht eingebracht. Über das Beibehalten von Jahreskarten für Kinder, Erwachsene und Familien und über deutliche geringere Steigerungen der regulären Eintrittspreise soll der Hauptausschuss am 21. April beschließen. Das wäre ganze zehn Tage vor der traditionell für den 1. Mai geplanten Eröffnung des Bades. Das Ergebnis könnte den Termin infrage stellen.

Die Proteste gegen die von Kritikern als unsozial empfundene neue Tarifstruktur reißen nicht ab. Im Fokus steht die vom Aufsichtsrat beschlossene Abschaffung von Dauerkarten und Eintrittspreise von 2 Euro je Stunde, auch für Kinder.

Geesthacht: Boykottaufrufe wegen Preisexplosion im Freibad

Ein Erklärungsversuch für die neue Tarifstruktur hat den Ärger noch zusätzlich befeuert. Der Verweis auf eine reduzierte maximale Besucherzahl von 2000 am Tag und die Steuerungswirkung von Eintrittspreisen je Stunde hat Boykottaufrufe befeuert. Tenor: Wenn genügend Geesthachter in andere, preisgünstige Bäder ausweichen, müsse sich niemand Gedanken über die maximale Besucherzahl machen.

Petra Burmeister, Vorsitzende der Geesthachter SPD-Ratsfraktion, hält die gegenüber der Vergangenheit halbierte maximale Besucherzahl für vorgeschoben: Auf Nachfrage sei ihr bestätigt worden, dass vor der Badsanierung (2021) nur an wenigen Tagen die maximale Besucherzahl überschritten wurde. Damit ein Freizeitbad-Besuch nicht zum Luxus wird, plädiert Burmeister für die Einführung von Tageshöchstpreisen sowie das Festhalten an Familien-Tageskarten.

Freibad Geesthacht: Grüne fordern Rabatt für jüngere Besucher

Wie sie halten auch die Grünen Eintrittspreise von 2 Euro je angefangener Stunde (für Kinder ab sechs Jahren wie auch für Erwachsene) für unverhältnismäßig. In ihrem Antrag fordern die Grünen, den Eintrittspreis für junge Badbesucher zwischen drei und 17 Jahren sowie für Schüler, Studierende und Azubis auf 50 Cent je Stunde zu reduzieren. Familien-Tageskarten sollen 12 Euro kosten, Erwachsene je angefangener Stunde zwischen einen und 1,50 Euro zahlen. Als Preis für Jahreskarten fordern die Grünen zwischen 60 Euro (Kinder Schüler, Azubis und Studierende), 120 Euro für Erwachsene und bis zu 150 Euro für eine Familienkarte.

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Die kritisierten Preiserhöhungen hatte, wie berichtet, der zwölfköpfige Aufsichtsrat der städtischen Wirtschaftsbetriebe beschlossen. Er besteht aus Vertretern der Geesthachter Ratsfraktionen und Bürgermeister Olaf Schulze als Vorsitzender. Nach massiven Protesten aus den Fraktionen wurde ein Rabattsystem beschlossen: Wer aufladbare Wertkarten verwendet, soll je Stunde für 1,33 Euro statt für 2 Euro das Freizeitbad nutzen dürfen.

Geesthacht: Kritiker nehmen Bürgermeister Schulze ins Visier

In mehreren Ratsfraktionen ist es zum Streit mit Aufsichtsratsmitgliedern gekommen. In einem Fall hat ein Aufsichtsrat die eigene Fraktion verlassen, ist von den Linken zu den Bürgern für Geesthacht gewechselt. Andere haben angekündigt zurückzutreten.

Wie die Abstimmung am 21. April ausgeht, lässt sich derzeit nicht sicher vorhersagen. Während die Fraktionschefs von CDU und FDP sich offen für das Festhalten am Aufsichtsratsbeschluss ausgesprochen haben, ist von Aufsichtsräten aus anderen Parteien zu hören, sie ließen sich nicht zum Spielball machen, seien als Aufsichtsräte zuerst den Belangen der Wirtschaftsbetriebe verpflichtet. Und: „Wenn der Aufsichtsratsbeschluss am 21. April gekippt wird, ist die Eröffnung am 1. Mai nicht zu schaffen. Dann muss alles noch einmal umgestellt werden“, warnt ein Mitglied.

Kritiker nehmen den Bürgermeister ins Visier. Der hat als Aufsichtsratschef jedoch auch nur eine Stimme im Gremium. Den Ärger über Preiserhöhungen könne er in Teilen nachvollziehen, so Olaf Schulze. Jedoch dürfe nicht übersehen werden, dass Defizite zulasten der Allgemeinheit gehen. Das Wertkartensystem habe Vorteile: „Damit zahlt der Nutzer nur die Zeit, die er im Bad verbracht hat.“ Und Wertkarten verfallen im Gegensatz zu Jahreskarten nicht am Jahresende.