Stadt lässt Maßnahmen und Kosten für energetische Sanierung öffentlicher Gebäude erstellen. CDU ärgert sich über Versäumnisse.

Geesthacht. Die alten Leuchtstoffröhren im Otto-Hahn-Gymnasium haben Jörg Freise vom TEC-Ingenieurbüro offenbar schwer beeindruckt. Lebhaft schilderte er auf dem Energieausschuss das Brummen des Vorschaltgerätes, dem Augenblicke später das „Ping“ der Zündung folgte.

Für den Energieberater eine aus der Zeit gefallene Technik, die dringend ersetzt gehört – sie verbrauchen viel zu viel Strom, nicht nur im OHG. Der Fachmann in Sachen energetischer Sanierung ist im Ausschuss zu Gast, um die Ergebnisse für die ersten drei untersuchten Objekte vorzustellen. Akribisch unter die Lupe genommen wurden bis jetzt das Rathaus, die Silberbergschule und eben das OHG.

Es wird teuer – allein bei den ersten drei Gebäude würden elf Millionen Euro anfallen

Bereit jetzt ist klar: Es wird teuer, sehr teuer sogar. Allein für die ersten drei Objekte wurde die Summe von fast elf Millionen Euro errechnet, würde das Gesamtpaket der empfohlenen Maßnahmen umgesetzt. Auf das OHG entfallen 4.915.464 Euro, auf die Silberbergschule 3.418.761 Euro und auf das Rathaus 2.487.722 Euro.

Insgesamt sollen 14 öffentliche Gebäude untersucht werden, festgelegt sind neben den ersten drei auch die Alfred-Nobel-Schule, der alte Teil der Bertha-von-Suttner-Schule, die Grundschule in der Oberstadt, die Förderschule und die Feuerwehr Kehrwieder. Fördermöglichkeiten werden im Projektverlauf überprüft. Die energetische Bestandsaufnahme begann nach dem Beschluss der Ratsversammlung vom Dezember 2019, für den Haushalt 2020 wurden dafür 25.000 Euro bereitgestellt. Ende 2020 wurde TEC beauftragt.

Immer wieder ein Faktor: Umrüstung auf LED bringt kräftige Einsparungen

Größtes Energie-Einsparpotenzial beim Rathaus haben die Dämmung der Außenwände (19 Prozent Einsparung oder 82.226 kWh, Kosten 923.360 Euro) und die Erneuerung der Fenster (13 Prozent oder 56.260 kWh, Kosten 1.058.353 Euro). Wird alles auf LED umgestellt, brächte das 10 Prozent Einsparung in Sachen Beleuchtung (14.024 kWh, Kosten 32.000 Euro). Nach Abschluss aller Maßnahmen würden 50 Prozent an Strom gespart und 30 Prozent an Wärme.

Topthemen beim OHG sind neben den Neon-Röhren die Dämmung der Dächer (11 Prozent bzw. 61.727 kWh, Kosten 1.400.000 Euro), neue Fenster (zehn Prozent bzw. 90.377 kWh, Kosten 920.000 Euro), auch hier würde eine Einsparung von 50 Prozent beim Strom und 30 Prozent bei der Wärme erreicht.

Leuchtenkataster hätte Stromfresser aufspüren sollen

Bei der Silberbergschule glauben die Fachleute, den Stromverbrauch um 30 Prozent und bei der Wärme um 40 Prozent drosseln zu können. Auch hier hat der Sektor Licht enormes Potenzial. 30 Prozent des Stromverbrauchs der Beleuchtung ließen sich durch die Umrüstung auf LED einsparen (42.073 kWh, Kosten 130.000 Euro), die Dämmung der Außenwände bringt 16 Prozent, (68.851 kWh, Kosten 890.000 Euro, die Fenster 14 Prozent (60.245 kWh, Kosten 780.000 Euro).

Gerade das Ergebnis bezüglich der Leuchtstoffröhren ärgert Elektromeister Björn Reuter (CDU) gewaltig. „Die CDU hatte im März 2018 ein Leuchtenkataster beantragt, das die Verwaltung immer noch nicht vernünftig umgesetzt hat.“ Es soll genau dafür dienen – solche Stromfresser zu erkennen. „Dieses Versäumnis fällt uns fünf Jahre später auf die Füße“, meint Björn Reuter.

Allein in der Sporthalle würden pro Stunde sechs Euro gespart

Wie viel sich bereits in den vergangenen Jahren insgesamt hätte sparen lassen können, rechnet der Ausschussvorsitzende des Energieausschusses an einem einzigen Beispiel vor. „Bei der ersten Ratsversammlung in der Sporthalle Berliner Straße habe ich mal die Deckenlampen gezählt“, sagt er. Alles Neon. Er entdeckte vierflammige Leuchten à 58 Watt mit einem Vorschaltgerät von zirka 250 Watt pro Leuchtfeld. 67 von diesen Leuchtfelder sind vorhanden.

Hinzu kommen die einflammigen Lampen über der Tribüne. Da kommt man zusammen auf 17,83 Kilowatt Verbrauch pro Stunde für die Deckenbeleuchtung. Bei einem Strompreis von 33 Cent sind das knapp sechs Euro Stromkosten – pro Stunde. Und die kleinen Peripherieleuchten für Vorräume und Umkleiden sind noch nicht mitgezählt. Bei LED liegt der Stromverbrauch bei einem Sechstel der installierten Leistung.“

CDU fordert eine weitergehende Bedarfsanalyse

Die CDU will den Sanierungserhebungen eine Bedarfsanalyse folgen lassen. Ermittelt werden soll, wo Verbesserungen wegen baulicher Gegebenheiten überhaupt sinnvoll sind, zudem sollte die Politik am Fahrplan über die dringlichsten Maßnahmen beteiligt werden.