Geesthacht. Melanie Grimm-Meyer wird ab Juli den Posten von Georg Miebach im Rathaus übernehmen. Zuvor gab es noch eine verbale Schlacht.

Die Wahl zum neuen Ersten Stadtrat ist gelaufen: Im Juli wird Georg Miebach seinen Schreibtisch im Rathaus in Geesthacht nach sechs Jahren räumen und Melanie Grimm-Meyer daran Platz nehmen. Die Herausforderin setzte sich bei der geheimen Wahl auf der Ratsversammlung am Freitag mit 19 zu 9 Stimmen gegen den Amtsinhaber durch. Eigentlich besteht die Ratsversammlung aus 33 Mitgliedern, krankheitsbedingt – auch wegen Corona – gab es Absagen.

Vier Parteien hatten die Juristin aus Geesthacht vorgeschlagen

Es war das erwartete Ergebnis, nachdem am Donnerstag CDU, Grüne, FDP und BfG in einer gemeinsamen Erklärung verkündet hatten, die Juristin aus Geesthacht vorzuschlagen. Für Georg Miebach hatte sich von den Fraktionen im Vorfeld nur die SPD ausgesprochen (wir berichteten jeweils). So weit, so vorhersehbar. Trotzdem gab es eine Überraschung.

Offenbar hatte der Amtsinhaber nicht die ganze SPD hinter sich. Melanie Grimm-Meyer erhielt eine Stimme mehr, als ihre nominellen Unterstützer an diesem Abend stellen konnten. Mutmaßlich hat also ein SPD-Fraktionsmitglied für sie votiert.

Wahl in Geesthacht: Eine Stimme kam von der SPD

Ist hier die Ursache zu finden, dass die SPD vor zwei Wochen offiziell nur eine Unterstützung für Georg Miebach angekündigt hatte? Um auf die Wahlliste zu kommen, ist ein Vorschlag nötig. Den leistete Bürgermeister Olaf Schulze. In politischen Kreisen wurde damals getuschelt, dass sich die Sozialdemokraten nicht einig gewesen sein könnten und deshalb nur unterstützt und nicht vorgeschlagen haben.

Feststehen dürfte: Michel Fiebig wird der Abweichler in den Reihen der SPD nicht gewesen sein, so sehr legte er sich am Rednerpult ins Zeug, um das Blatt noch zu wenden. So versuchte er, einen Keil ins gegnerische Lager zu treiben, fand es eine oscarreife Leistung der Grünen, der CDU, FDP und BfG weiszumachen, dass Melanie Grimm-Meyer eine neutrale Stadträtin sein werde. Er prophezeite ein böses Erwachen: „Statt eines roten Rathauses gibt es ein rotgrünes Rathaus.“ Hintergrund: Die parteilose Melanie Grimm-Meyer ist bürgerliches Ausschussmitglied der Grünen.

Michel Fiebig (SPD) sprach der Kandidatin ihre Qualifikation ab

Vor allem aber gab es eine Breitseite gegen die Qualifikation der Kandidatin. Georg Miebach habe die Stadt mit „unglaublicher Durchsetzungsfähigkeit“ auch gegenüber der Landesregierung in Kiel herausragend vertreten, befand Fiebig.

Die Geesthachterin – aus Sicht der SPD nur drittbeste Bewerberin – bringe nicht die notwendige Qualität mit, machte er deutlich. „Da ist zu wenig Erfahrung, zu wenig Qualifikation. Wir glauben nicht, dass Sie fähig sind, sich in Kiel durchzusetzen.“

Melanie Grimm-Meyer zeigte sich versöhnlich

Diese Ausführungen lagen für ­einige deutlich oberhalb der Schmerzgrenze. „Was Sie hier abgeliefert haben, da geht mir die Hutschnur hoch“, polterte Rüdiger Tonn, der Fraktionsvorsitzende der FDP. Er sei nun bei der Wahl des fünften Stadtrates dabei, „und niemand aus diesem Gremium hat einen Kandidaten je derart niedergemacht, wie Sie es hier versucht haben. Das finde ich abartig.“

Starker Applaus verriet, dass viele so dachten. Arne Ertelt (CDU) legte nach: „Sie lagen vor sechs Jahren falsch, und jetzt wieder“, meinte er Richtung SPD. 2016 hatten CDU, Grüne und FDP für Georg Miebach votiert, die SPD ihn abgelehnt.

Bei ihrer Dankesrede ließ sich Melanie Grimm-Meyer nicht anmerken, ob sie der harte Wahlabend verletzt hatte. „Ich freue mich sehr, im Sommer die Erste Stadträtin in der Stadt zu sein, in der ich zu Hause bin“, sagte sie versöhnlich.