Geesthacht. Trotzt Traumnote 1,1 will Antonia Savignano nicht weiter als Tischlergesellin arbeiten, sondern jetzt an der Universität Architektur studieren.

Sie ist jung, ehrgeizig und äußerst erfolgreich: Antonia Savignano hat den Gesellenbrief zur Tischlerin in der Tasche. Auf dem Abschlusszeugnis der 23-Jährigen sticht nicht nur die Traumnote 1,1 ins Auge. Die Escheburgerin absolvierte die Ausbildung auch noch blitzschnell: Statt in der regulären Ausbildungszeit von drei Jahren legte sie die Gesellenprüfung schon nach zweieinhalb Jahren im Möllner Berufsbildungszentrum (BBZ) ab. Kein Wunder also, dass ihr Ausbildungsbetrieb, die Geesthachter Tischlerei Dietrich Claussen besonders stolz auf die junge Frau ist. „Das war eine absolute Glanzleistung, die unserer Antonia da hingelegt hat“, sind sich Firmenchef Christian Claussen und der Ausbilder Heiko Ebert einig: „Wir hätten Antonia gern bei uns behalten, sie will aber studieren. Wir lassen sie mit einem lachenden und einem weinenden Auge ziehen.“

Nach dem Gesellenstück will die Tischlerin Architektur studieren

Die Tischlerei an der Steinstraße 64 bildet seit Jahrzehnten aus. Auch der heutige Ausbilder Heiko Ebert hat dort im Jahr 1982 seine Lehre zum Tischler gemacht. Ebenso Christian Claussen, der die Meisterschule absolvierte und den Traditionsbetrieb im Jahr 2017 von seinem Vater übernommen hat. In der Werkstatt arbeiten 14 Gesellen und Helfer, die Büroarbeit wird von zwei Sekretärinnen erledigt. „Ein bis zwei Auszubildende sind im Schnitt bei uns. Ab und zu haben wir auch einmal eine weibliche Auszubildende.

Prunkstück: Das Gesellenstück von Antonia Savignano besticht mit klaren Linien und hoher handwerklicher Qualität.
Prunkstück: Das Gesellenstück von Antonia Savignano besticht mit klaren Linien und hoher handwerklicher Qualität. © Ariaane D. Funke | Ariaane D. Funke

Antonia ist die dritte Frau, die sich für eine Ausbildung bei uns entschieden hat“, berichtet der Ausbilder. Die junge Gesellin will demnächst mit dem Architekturstudium beginnen. „Als Kind habe ich mit Puppen gespielt, war aber genauso gern in der Hobbywerkstatt meines Vaters und habe dort zugeschaut oder mit ihm zusammen geschraubt und gebaut“, berichtet die Escheburgerin.

Außergewöhnlich ist das Gesellenstück von Antonia Savignano

Nach dem Abitur hat die 23-jährige zunächst zwei sogenannte Baustellenpraktika absolviert. „Bei der Tischlerei Claussen hat es mir am besten gefallen, wir waren uns dann auch gleich einig, dass ich dort meine Ausbildung machen kann“, sagt die blonde Frau, die in ihrer Freizeit gern mit Border Collie „Winna“ in der Natur unterwegs ist.

Außergewöhnlich ist ihr Gesellenstück. „Die meisten Gesellen bauen ein Sideboard. Die Ausbildungsbetriebe haben da keine Aktien drin. Die Auszubildende besprechen das mit den Lehrern in der Berufsschule. Unsere Antonia hat sich gegen diesen Klassiker entschieden und stattdessen einen wunderschönen Schreibtisch gebaut“, sagt Ebert anerkennend. Das Schmuckstück, das die 23-jährige aus Eiche und Mooreiche, einer schwarzen Eichholzart gebaut hat, wurde zur Prüfungskommission nach Mölln gebracht.

Im Schreibtisch aus heimischer Eiche stecken 100 Stunden Arbeit

Rund 100 Stunden hat die junge Frau an dem aufwendigen Schreibtisch gearbeitet. Das Holz ist fein geschliffen, der Schreibtisch besticht über seine feine klassische Form und drei Schubladen bieten reichlich Stauraum. Sogar ihren Namen und das Jahr 2022 prangen auf dem edlen Holz. „Ich habe mich für ein heimisches Holz entschieden. Es ist optisch ansprechend außerdem ist es gut für den Naturschutz“, sagt die angehende Studentin.

Die praktische Prüfung war für Savignano besonders aufregend, denn sie war der einzige Prüfling, da außer ihr niemand verkürzt hatte. Die praktische Prüfung ist auch zeitlich sehr aufwendig. Regulär werden die angehenden Gesellen acht Stunden geprüft und müssen innerhalb dieser Zeit die von der Kommission vorgegebenen Techniken und Arbeiten vorführen. Aber auch das Gesellenstück, der Schreibtisch, wurde von den Prüfern genau unter die Lupe genommen und für sehr gut befunden.