Geesthacht. Energie aus Wasserstoff macht nur Sinn, wenn sie gespeichert werden kann. Firma Stühff hat jetzt ein System dafür entwickelt.
Ein Vorreiter in Sachen Wasserstoff-Antriebe zu werden, das hat sich Geesthacht auf die Fahne geschrieben. Bereits 2025 – so der straffe Zeitplan der Stadt – sollen Schiffe am ersten Wasserstoffhafen Deutschlands am Unteren Schleusenkanal anlegen können. Bei einem Treffen Anfang September hatten die Wirtschaftsminister von Schleswig-Holstein, Bernd Buchholz (FDP), und Hamburg, Michael Westhagemann (parteilos), bei einem Besuch im Rathaus ihre Unterstützung zugesagt.
Doch auch was die bislang nicht gelöste Frage der Speichertechnik für Wasserstoff angeht, spielt Geesthacht in der ersten Liga. Die an der Mercatorstraße ansässige Stühff Maschinen- und Anlagenbau GmbH hat einen Wasserstoffspeicher für bis zu 50 Kilogramm in Metallhydriden entwickelt und gebaut.
Speicherung der grünen Energie für Energiewende wesentlich
Denn für das Gelingen der Energiewende ist die Speicherung der im Überschuss erzeugten grünen Energie aus Wind und Sonne in Form von Wasserstoff der wesentliche Baustein. Schließlich soll diese zu einem späteren Zeitpunkt bei Flaute oder bedecktem Himmel wieder für die Energieerzeugung zur Verfügung gestellt werden können.
Ein europäisches Konsortium, zu dem mehrere kleinere und mittlere Unternehmen (sogenannte KMU) aus Deutschland, Italien, Frankreich und Norwegen gehören, hat sich dieser Herausforderung gestellt. Auch mehrere Universitäten und Forschungseinrichtungen wie das Helmholtz-Zentrum Hereon aus Geesthacht sind an dem Projekt beteiligt. Gefördert wird es durch die EU-Programme „Horizon 2020“ und das „Fuel Cell and Hydrogen Joint Undertaking“.
Vorarbeit von Universitäten und Forschungseinrichtungen
Die Partner haben eine neuartige energetisch effiziente Anlagentechnik entwickelt, bei der sowohl der Wasserstoff in optimierten Metallhydriden bei niedrigem Druck und Temperatur als auch die Reaktionswärme in einem Latentwärmespeicher gespeichert wird. Die Speicherung in Metallhydriden bietet eine besonders hohe Sicherheit gegen die schlagartige Freisetzung großer Wasserstoffmengen.
Nachdem die Universitäten und Forschungseinrichtungen die Vorarbeit geleistet hatten, fertigte eine italienische Firma (Technodelta SRL) einen passenden Wärmespeicher.
Bis Ende 2022 wird das System in Frankreich getestet
Stühff Maschinen- und Anlagebau verband die beiden Speichersysteme jetzt in einem normalen 20-Fuß-Container und informierte die Projektteilnehmer bei einem Treffen über den Stand der Fertigung. „Die gesamte Anlagentechnik und Systemsteuerung kommt von uns“, sagt Inhaber Holger Stühff.
Bis zum Ende des Projekts Ende 2022 wird das System nun bei einem Partnerunternehmen in Paris unter realen Bedingungen getestet. Eine Erweiterung des Prototyps für eine Speicherung von Hunderten oder gar Tonnen an Wasserstoff sei technisch leicht umsetzbar, teilten die Projektteilnehmer mit.
Am Wasserstoffhafen in Geesthacht sollen auch Autos betankt werden können. Mit der Menge aus dem 20-Fuß-Prototypen könnten ein Lkw oder zehn Pkw jeweils rund 500 Kilometer weit fahren.