Geesthacht. Nach dem barrierearmen Umbau der Bushaltestelle Worther Weg gibt es ein neues Hindernis. Das ist laut Stadtverwaltung so gewollt.
Nach und nach sollen alle Bushaltestellen in Geesthacht barrierearm werden. Das sind im Stadtgebiet rund 150. Im Haushalt des Jahres 2022, der am Freitag von der Ratsversammlung final verabschiedet werden soll, stehen für die Umgestaltung 350.000 Euro zur Verfügung. Einige Haltestellen, etwa der Stopp „Fährstraße“ an der Lauenburger Straße, wurden bereits umgebaut.
Bushaltestellen in Geesthacht werden barrierearm umgebaut
Aktuell laufen die Arbeiten in beide Fahrtrichtungen an der Haltestelle „Worther Weg“ an der Hansastraße. Die vorhandenen Borde wurden gegen Sonderborde ausgetauscht. Diese weisen nun eine Höhe von 16 Zentimetern auf, um einen niveaugleichen Ausstieg zu ermöglichen und den Spalt zwischen Fahrstein und Bordstein zu reduzieren.
Dort gilt fortan aber: Barrierearm heißt nicht zwangsläufig auch frei von Hindernissen. Nach der Umgestaltung steht plötzlich der Haltestellenmast nicht mehr wie vorher am Rand an der Mauer, sondern 70 Zentimeter vom Bordstein entfernt mitten im Gehweg. Wohlgemerkt: Der Weg ist an dieser Stelle insgesamt „nur“ 2,70 Meter breit.
Barrierearm heißt nicht zwangsläufig auch frei von Hindernissen
Begegnen sich zwei Fußgänger auf dem Weg, wird es nun eng. Und für Radfahrer stellt der Haltemast – insbesondere in der dunklen Jahreszeit – ein gefährliches Hindernis dar. Schließlich sind die Nutzer an der Stelle, an der sie häufig die Kurve schneiden, freie Fahrt gewöhnt.
Das kann doch nicht ernsthaft absichtlich so geplant sein?, könnte man jetzt denken. Doch weit fehlt.
Begegnung von zwei Radfahrern bürokratisch nicht vorgesehen
„Der Haltestellenmast markiert optisch für alle Verkehrsteilnehmenden die Bushaltestelle. Er dient Busfahrern und Fahrgästen als Orientierungshilfe, denn auf Höhe des Mastes hält der Bus mit seiner vorderen Einstiegstür. Darauf ist auch das Leitsystem für Sehbehinderte abgestimmt“, teilt die Stadtverwaltung auf Nachfrage unserer Redaktion mit. Die Aufstellung sei zudem in Absprache mit den VHH erfolgt, die diese Positionierung präferiere. Des Weiteren handele es sich im Bereich der Bushaltestelle nicht um einen kombinierten Geh- und Radweg, sondern nach bürokratischer Lesart um einen Gehweg mit dem Zusatz „Radfahrer frei in Fahrtrichtung Oberstadt“.
Und weiter: Dieser Bereich sei nicht dafür vorgesehen, dass sich zwei Radfahrende begegnen und eine Breite von zwei Metern für diese Art Weg ausreichend sei. „Zudem schreibt die Straßenverkehrsordnung vor, dass Radfahrende im Bushaltestellenbereich besonders vorsichtig sein müssen. Im Bushaltestellenbereich haben Fußgänger sowie Ein- und Aussteigende Vorrang“, heißt es erklärend weiter.
Aus diesem Bereich wird das Gehwegpflaster im Bereich der Bushaltestellen im Zuge des barrierefreien Umbaus durch ein anthrazitfarbenes Pflaster farblich besonders hervorgehoben.