Geesthacht. Drei von vier Grundschulen haben lediglich eine Nachmittagsbetreuung. Damit stehen sie im Kreis alleine da. Das soll sich ändern.

In Sachen Ganztagsbetreuung nimmt Geesthacht eine Sonderstellung im Kreis Herzogtum Lauenburg ein. Nur drei der 24 Grundschulen des Kreises haben noch keine offene Ganztagsbetreuung, und alle liegen in der größten Stadt des Kreises: die Buntenskampschule, die Silberbergschule und die Waldschule in Grünhof. Einzige Ausnahme ist die Grundschule in der Oberstadt.

Vor dem Hintergrund, dass es voraussichtlich ab Sommer 2026 einen Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung für Kinder im Grundschulalter geben soll – wobei Bund und Länder noch um die Verteilung der Kosten ringen – soll sich die Schullandschaft auch in Geesthacht den Gegebenheiten anpassen. Aktuell gibt es an der Bun­tenskamp­schule, der Silberbergschule und der Waldschule in Grünhof lediglich eine sogenannte Grundschulbetreuung nach dem Unterricht.

In Geesthacht sind 45 Prozent der Kinder in der Nachmittagsbetreuung

Die SPD-Fraktion hat nun einen Antrag im Bildungsausschuss gestellt, dass die Verwaltung die Voraussetzungen für die Einführung eines geförderten offenen Ganztagsschulbetriebs klärt. „Wir dürfen die Zeit bis zum Rechtsanspruch nicht verschlafen“, forderte Christine Backs (SPD). Sie verwies darauf, dass in Geesthacht nur rund 45 Prozent der Grundschüler ein Nachmittagsangebot nutzen. Demgegenüber stünden kreisweit etwa 50 bis 60 Prozent und in Hamburg sogar 85 Prozent.

Für „Die Linke“ und „Bürger für Geesthacht“ (BfG) griff dieser Antrag nicht weit genug. Sie stellten einen eigenen Antrag, in dem sie darüber hinaus unter anderem wissen wollten, ob nicht auch ein gebundener Ganztag in Frage käme und – nicht ganz unwesentlich – wie der Anspruch auf ein kostenloses Mittagessen gesichert wird.

Teilnahme Nachmittagsbetreuung ist freiwillig

Zur Begrifflichkeit: „Offen“ heißt, dass eine Teilnahme an der Nachmittagsbetreuung freiwillig ist. Hinter dem gebundenen Ganztag verbirgt sich ein verpflichtender Besuch. Hinter beiden Ganztagsschulen steht, anders als in der Nachmittagsbetreuung, ein pädagogisches Konzept, in das die Schulen eingebunden sind, etwa, dass neben Lerninhalten auch soziale Kompetenzen gefördert werden.

SPD-Bildungsdialog mit Hicran Hayik-Koller (v.l., Vorsitzende des Bildungsausschusses), Hamburgs Schulsenator Ties Rabe und Sabine Schratzberger-Kock, Ganztagskoordinatorin Wentorf.
SPD-Bildungsdialog mit Hicran Hayik-Koller (v.l., Vorsitzende des Bildungsausschusses), Hamburgs Schulsenator Ties Rabe und Sabine Schratzberger-Kock, Ganztagskoordinatorin Wentorf. © Dirk Schulz | Dirk Schulz

Diskussionen über die „Schule der Zukunft“ haben in Geesthacht Konjunktur. In der vergangenen Woche hatte der SPD-Ortsverein Hamburgs Bildungssenator Ties Rabe und Sabine Schratzberger-Kock, die Ganztagskoordinatorin in Wentorf, zum Bildungsdialog in den Oberstadttreff geladen. Dabei sollte auch geklärt werden, wie die Ganztagsbetreuung den Schulalltag verändert. Viele Geesthachter Schulleiter und Lehrer waren unter den knapp 50 Interessierten. Rabe schilderte die Hamburger Situation, hob hervor, dass es ein Zwei-Säulen-Modell gebe, sodass Eltern, aber auch Schulen sich entweder für den offenen oder gebundenen Ganztag entscheiden können.

Nicole Voss: „Recht auf Ganztagsbetreuung nicht zur Pflicht machen“

Diesen Aspekt griff Nicole Voss (CDU) im Bildungsausschuss auf. „Wir dürfen das Recht auf Ganztagsbetreuung nicht zur Pflicht machen“, sagte die Ortsvorsitzende. Wie andere Sitzungsteilnehmer auch, verwies sie auf den ersten Geesthachter Schulworkshop am 18. September, an dem Vertreter aus Verwaltung, Politik, Schulen und Schulelternbeiräten teilnehmen. „Dort wollen wir die Parameter aus beiden Anträgen klären“, sagte Voss.

Dazu zählen, wie es im Antrag von Linken und BfG detailliert erklärt wird, die rechtlichen Voraussetzungen, die Vor- und Nachteile der Betriebsarten, die Pläne und Bedarfe der Grundschulen, organisatorische, räumliche und personelle Voraussetzungen, die Trägerschaft, die Finanzierung, der Umsetzungszeitraum. „Diese Entscheidung ist zu weitreichend, um über das Knie gebrochen zu werden“, sagte Christoph Hinrichs von den Linken.

Schulleiterin freut sich über Beschluss

Dieser Antrag wurde letztlich von CDU und FDP mitgetragen und setzte sich mit 6:4-Stimmen bei einer Enthaltung durch. „Uns war wichtig, dass der gebundene Ganztag zumindest überprüft wird. Und als kleine Fraktionen (jeweils zwei Sitze in der Ratsversammlung, die Red.) sind wir natürlich zufrieden, wenn unsere Anträge durchgehen“, resümierte Volker Harburg (BfG).

Derweil freute sich Susanne Steimle, Schulleiterin der Buntenskampschule, die als Fachfrau zu Wort kam, stellvertretend für ihre mit im Ausschuss anwesenden Kollegen. „Der Ganztag ist die Schulform der Zukunft. Wir freuen uns, dass er auch in Geesthacht auf den Weg gebracht wird.“