Geesthacht. Vier Kunstwerke wurde zur 777-Jahr-Feier Geesthachts im öffentlichen Raum aufgestellt. Eins zeugt noch immer vom Jubiläum an der Elbe.
Was hat es eigentlich mit diesen bunten Metallelementen am Elbufer auf sich, die wie drei umgedrehte Siebenen aussehen? Diese Frage dürften sich nicht nur Nutzer des angrenzenden Wohnmobilstellplatzes gestellt haben, sondern auch Spaziergänger und Radfahrer auf dem nahen Elbwanderweg. Eine Plakette fehlt, die für Aufklärung sorgen könnte.
Immer dann, wenn Gundel Wilhelm diese Szenerie zufällig beobachtet, versucht die Geesthachterin zu helfen. Denn das Kunstwerk stammt von ihr. Es ist ihr Beitrag zur 777-Jahr-Feier der Elbestadt und der einzige von Vieren, die die Zeit seit dem Geburtstag 1993 überdauert hat. „Die Siebenen stehen nicht falsch herum. Die Kunst ist vom Fluss aus zu sehen. Es ist ein Seezeichen“, erklärt Gundel Wilhelm.
Ihr Werk unterschied sich deutlich von den anderen drei Arbeiten
Ihr Werk hatte sie der Stadtverwaltung so erläutert: „Drei große Ziffern finden am Elbufer einen Platz, um deutlich zum machen, dass die Grenzlandschaft Geest und Marsch durchtrennt vom Elbefluss die Geschichte in Geesthacht prägt.“ Wie lange es hält, darüber hat sich das Mitglied der Ausstellungsgemeinschaft Lauenburger Künstler (ALK) damals keine Gedanken gemacht. Sie war überrascht genug, dass es überhaupt genehmigt wurde.
Schließlich unterschied sich ihr Werk deutlich von den drei anderen, die im Rahmen der Aktion „Kunst im öffentlichen Raum“ entstanden und jeweils ein Tor zum symbolischen Durchschreiten zeigte. Diese standen vor dem Krügerschen Haus, dem Jugendzentrum Alter Bahnhof und der Haspa-Zentrale in der Bergedorfer Straße.
Gundel Wilhelm ist Schülerin des großen Kunstlehrers Otto Neumeister
Letzteres hatte der ehemalige Lehrer Otto Neumeister mit seinem Kunst-Leistungskursus am Otto-Hahn-Gymnasium erschaffen. Jenem Otto Neumeister hatte unsere Zeitung zuletzt fälschlichweise auch die drei Siebenen am Wohnmobilstellplatz zugeschrieben. Aber Ehre, wem Ehre gebührt!
Eine Verbindung zu Otto Neumeister hat Gundel Wilhelm dennoch. „Was Kunst angeht, bezeichne ich mich als seine Schülerin“, sagt sie. Angefangen hat es 1972 mit einer Malgruppe in der Lichterfelder Straße.
Kontakt zu ihrem ehemaligen Mentor nicht abbrechen lassen
Bis heute hält sie den Kontakt zu dem inzwischen an der Schlei lebenden Künstler, der 1993 anlässlich der Einweihung ihres Kunstwerks auf dem Foto in unserer Zeitung zu sehen war. „Otto hätte auch eine Ausstellung im Krügerschen Haus verdient“, sagt sie.
Neumeisters damalige Resonanz zu den Siebenen erinnert sie noch genau. „Kannst du machen“, hatte er kurz und knapp gesagt. Wer den barschen Typ kennt, weiß, dass dies einem Kompliment gleichkam.
4500 D-Mark hat die Künstlerin für Material und Herstellung bekommen
Also machte Gundel Wilhelm. Zunächst suchte sie anhand von Fotos vom Elbufer und maßstabsgetreuen Siebenen nach dem geeigneten Platz. Hernach ging es um die Wahl des geeigneten Materials Doppel-T-Träger aus Baustahl, der richtigen Statik für das 2,20 Meter hohe Werk, einer wetterfesten Lackierung für die in den drei Grundfarben Gelb, Rot und Blau gehaltenen Zahlen und der Stellung eines Bauantrages. „Für Material und Herstellung habe ich 4500 D-Mark erhalten und war ansonsten froh, dass es in meiner Vita steht“, sagt Gundel Wilhelm.
Dass das Werk „Der Welle“ von Christa Hoeser, die zum 800-jährigen Ortsjubiläum auf dem Menzer-Werft-Platz aufgestellt wurde, mit einer Plakette versehen ist, ihre Kunst aber nicht, tut Gundel Wilhelm ab: „Das war damals halt so.“ Was nicht ist, kann ja noch werden.