Die Zauberberg-Inszenierung begeisterte das Publikum. Intendant entdeckte den Ort bei einer Radtour mit dem Bürgermeister.
Geesthacht Ausgehungert nach Kultur seien sie, meinen Marlies Grundke und Gisela Ahlborn. Die beiden Geesthachterinnen waren bereits am Sonnabend bei der Aufführung von „Futur 3“ im Kleinen Theater Schillerstraße (KTS) dabei, die sie „grandios“ fanden. Und am gestrigen Sonntag warteten sie voller Vorfreude auf den Einlass zum „Zauberberg“ nach dem Roman von Thomas Mann. So wie sie standen weitere Personen zwischen den Bäumen im Edmundsthal und warteten auf den Beginn. Karten gab es nicht mehr, die Inszenierung war ausverkauft. Pro Runde durften zehn Zuschauer mitgehen, zehn Runden waren vorgesehen.
Inszenierung entstand an der Hochschule für Musik und Theater
Eigentlich Premiere des Stücks war bereits am Sonnabend, da aber waren die Theatermacher und Schauspieler unter sich. Es ging um drei Prüfungen der Hamburger Hochschule für Musik und Theater. „Alle wurden mit Bravour bestanden“, teilte Frank Düwel mit, der an der Hochschule Dozent ist sowie Intendant des Kultursommers am Kanal, in dessen Programm der Zauberberg läuft. „Damit ist Geesthacht vorübergehend Hochschulstandort“, meine Düwel lachend.
Geesthachts Bürgermeister Olaf Schulze ist auch da. Mit ihm hatte Düwel vor zwei Jahren eine Fahrradtour durch Geesthacht gemacht auf der Suche nach Orten für den Kultursommer. Beim Stopp beim Thekla-Haus hat er sofort an den Zauberberg gedacht. Düwel war überrascht, dass noch niemand vor ihm so eine Idee hatte. Er kann sich gut vorstellen, diese „grandiose Landschaft“ in der kommenden Spielzeiten wieder in den Kultursommer einzubinden.
Pünktlich um 14 Uhr geht es los, nach etwa 30 Metern verstellt Hans Castorp den Weg, einer der Hauptfiguren des Romans. Einer von drei Castorps, um genau zu sein, denn verschiedene Schauspieler müssen in diese Rolle schlüpfen, sonst wäre die Inszenierung nicht zu schaffen. Insgesamt sind 20 Schauspieler im Einsatz.
Die rote Wolle ist der durchgehende Faden der Inszenierung
Auf dem Weg zum Thekla-Haus gesellt sich noch Joachim Ziemßen zur Gruppe, den Hans Castorp im Sanatorium besuchen will. Auf den Stufen zum Thekla-Haus wartet Lodovico Settembrini auf das Duo, dann erscheint auch noch sein religiöser Widersacher Dr. Leo Naphta, der sich mit seinem mit rotem Garn umwickelten Kreuz gegen die Stirn klopft. Ein beeindruckender, starker Auftakt. Die feine Wolle ist der rote Faden im Stück. So ist vorm Thekla-Haus der Platz damit versponnen wie mit Spinnenseide, in der sich Hans Castorp allmählich verheddert. Dann geht es rechts hinterm Thekla-Haus weiter, hier sind Liegestühle für die Liegekur aufgestellt. Die Zuschauer nehmen drin Platz, es gibt eine Gebrauchsanweisung wie man sich das Laken korrekt um den Leib wickelt. Nach einer Reflexion über Langeweile und das Verstreichen von Zeit geht es weiter ins „Skigebiet“ und weiteren Stationen.
„Applaus ist leider nicht möglich“, meinte Düwel zu Beginn. Er bat um einen Eintrag in das ausgelegte Buch am Ausgang. Das wies bereits tolle Kritiken von der internen Aufführung am Sonnabend auf.