Geesthacht. Die Kreissparkasse begründet die Umwandlung der Filiale. Ein Grund: Das Verbraucherverhalten hat sich verändert.

Heidi Siebert ist seit 1973 Kundin in der Filiale der Kreissparkasse in der Geesthachter Oberstadt. Zum Geldabheben ist sie am Dienstag mit dem Fahrrad gefahren, mit ihrem Mann wohnt sie in der Nachbarschaft. Und nun das. Ihre Hausfiliale am Standort beim Rewe-Markt soll künftig nur noch eine SB-Filiale mit einem Automaten sein, hat sie in der Lauenburgischen Landeszeitung gelesen. Die Filiale gibt es seit den frühen 60er-Jahren.

Am Donnerstag steht das „Konzept zur Neuausrichtung der Filialstruktur der Kreissparkasse Herzogtum Lauenburg“ zur Abstimmung im Kreistag (16 Uhr, Mehrzweckhalle Elmenhorst, Auf der Horst 9). Der Verwaltungsrat der KSK hat dem Vorhaben im Dezember zugestimmt.

Gerade ältere Kunden finden einen Anspruchpartner vor Ort schön

„Ich bin sehr enttäuscht“, sagt Heidi Siebert. „Hier oben wohnen so viele alte Leute. Die brauchen einen Ansprechpartner vor Ort. Viele, mit denen ich spreche, fänden es schön, wenn die Filiale so bleiben würde. Sie sollten es sich wirklich überlegen“, sagt sie.

Doch dafür dürfte es zu spät sein. Vor allem, weil das Kundenverhalten kaum ein anderes Vorgehen zulässt, führt der Geesthachter Filialdirektor Torben Dethof als Argument an. In der statistisch untersuchten SB-Filiale in Düneberg etwa – sie soll geschlossen werden – hat die Frequenz der Kundenbesuche von 2017 bis 2020 um 26,1 Prozent abgenommen. Eine Entwicklung, die sich beschleunigt hat. Von 2017 bis 2019 waren es nur 7,1 Prozent gewesen. An Standorten wie diesem zeige sich die Wandlung des Verbraucherverhaltens, so die KSK. Einige Standorte seien nicht mehr wirtschaftlich zu betreiben.

"Das Konto in der Hosentasche als App auf dem Smartphone"

„Bargeld kann man auch an vielen Tankstellen oder an der Supermarktkasse abheben. Ohnehin wird zunehmend bargeldlos bezahlt. Kontoauszüge schaut man sich schnell online an, anstatt sie auszudrucken. Diesen Wünschen müssen und wollen wir uns stellen“, sagt Torben Dethof. „Auch die Nachfrage nach qualifizierten Beratungen in der Filiale hat sich im Schnitt in den letzten Jahren auf ein- bis zweimal im Jahr reduziert. Wir haben auch Kunden, die seit Jahren überhaupt nicht mehr in ihrer Filiale mit einem Berater gesprochen haben. Das war vor einigen Jahren noch undenkbar.“

Er sieht die KSK vor der Aufgabe, einerseits regionale Nähe zu behalten, andererseits die Digitalisierung voranzutreiben. Das Unterfangen sei aber ohne Alternative. „Wir wären sonst nicht zukunftsfähig. Für unsere Kunden ist ihre Bank oder Sparkasse nicht mehr gleichbedeutend mit einer Filiale aus Stein, Glas und Beton. Sie haben das Konto in der Hosentasche als App auf dem Smartphone, nutzen Onlinebanking vom Sofa.“

SB-Filiale soll es auf jeden Fall in der Oberstadt geben

Immerhin: „Wir bleiben definitiv mit einer SB-Filiale in der Oberstadt“, verspricht Torben Dethof. „Die Standortfindung ist in der Vertragsphase, wir gehen aktuell davon aus, dass wir in den nächsten Wochen – bis Ende Juli – den Standort kommunizieren können. Die zwei Mitarbeiter sind seit der coronabedingten Schließung dort im Frühjahr 2020 in der rund zwei Kilometer entfernten Premium-Filiale Bergedorfer Straße tätig.“ Der Übergang von der Schließung der Filiale bis zur Eröffnung als SB-Standort mit einem Geldautomaten soll nahtlos sein. Er soll Komfort bieten, also nicht im Freien sein und mit Parkplätzen vor der Tür.

Kunden, die mit Online-Banking nicht zurechtkommen, finden einen persönlichen Ansprechpartner weiterhin in der Filiale an der Bergedorer Straße – oder über den Griff zum Telefon. Unter der Nummer 04541/88 10 10 10 stehen bei Fragen und für Service von 8 bis 20 Uhr Mitarbeiter bereit, für Beratung sogar bis 21 Uhr. „Kein Callcenter, echte Kollegen von der Kreissparkasse“, sagt Torben Dethof.