Geesthacht. Planer stellen Studie zum Streckenverlauf vor. Ihre bevorzugte Variante hat aber noch „Haken und Ösen“.
Etwa 40 Minuten dauert derzeit eine Fahrt von Geesthacht nach Bergedorf – wohlgemerkt mit dem Fahrrad. Dabei ist es egal, ob man entlang der Bundesstraße 5 fährt oder dem Routenvorschlag des ADFC Geesthacht folgt.
Die Mitglieder des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs präferieren die Strecke über Voßmoor, Horster Damm und Brookdeich. „Auf einem Radschnellweg lässt sich die Fahrzeit um zehn bis 15 Minuten verkürzen“, schätzt der Sprecher der Ortsgruppe, Ekkehard Gertig.
Auf dem Radschnellweg in 25 Minuten von Geesthacht nach Bergedorf
Die rund 30 Kilometer lange Strecke von Geesthacht bis in die Hamburger HafenCity und umgekehrt ist Teil des geplanten Radschnellnetzes der Metropolregion Hamburg. Dieses soll durch unterbrechungsfreies und ungestörtes Fahren die Fahrzeitdauer besser planbar machen und damit Anreize für den Verzicht aufs Auto schaffen.
Dafür müssen die Wege so breit sein, dass das Überholen möglich ist und jeder in seinem Tempo unterwegs sein kann. „Ein Hobbyradler kann bis zu 20 Stundenkilometer erreichen, Pedelecs fahren maximal 25 km/h“, sagt Ekkehard Gertig.
Erfahrungen aus den Niederlanden, einem Vorreiter in Sachen Radschnellwege, besagen, dass fünf bis 15 Prozent der Autofahrer umsteigen. Radschnellwege leisten also einen Beitrag zur Verkehrswende.
Die Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie für den Streckenverlauf von Börnsen über Escheburg nach Geesthacht werden am Montag, 17. Mai, im Ausschuss für Regionalentwicklung und Mobilität des lauenburgischen Kreistags vorgestellt. Beginn der Sitzung in der Kreisfeuerwehrzentrale in Elmenhorst (Lankener Weg 26) ist um 17.30 Uhr.
Favorisierte Streckenvariante verläuft entlang der Bahntrasse
Die von den Planern favorisierte Variante verläuft weitgehend in Nähe der vorhandenen Bahntrasse, hat aber „Haken und Ösen“, wie Heike Alsleben vom Fachdienst Bauordnung des Kreises einräumt. „Es gilt festzustellen, welche Probleme es gibt.“ Diese hatten die beteiligten Gemeinden bei einer Streckenbegehung zwar bereits teilweise geäußert, sind jedoch nicht unbedingt in die Planungen mit eingeflossen.
Beispiel Börnsen. Aus Bergedorf kommend ist der Radschnellweg dicht an der A 25 geplant und soll am Wiesenweg zur Bahnstrecke abknicken. Ein Schwenk bereits ab dem Speckenweg hätte zur Folge, dass die Firmengelände eines Gerüstbauers (Friedrich Buck) und einer Zimmerei (Torsten Kloodt) berührt würden.
Daran anschließend geht es weiter über Bahnstraße und Dröge Wisch – zwei enge Straßen mit Anliegerverkehr und parkenden Autos am Straßenrand. „Da gibt es Bedenken der Anwohner. Und an der Autobahn sind empfindliche Naturbereiche“, sagt Bürgermeister Klaus Tormählen (Grüne). Die Idee eines Radschnellwegs hält er für gut, die Umsetzung schätzt er schwierig ein. „Spontan bietet sich keine Lösung an“, sagt Tormählen. Er befürwortet eine Route entlang der B 5. Die vielen Grundstückseinmündungen sprechen allerdings dagegen.
Beispiel Escheburg. „Auf dem Radelsweg ist relativ viel Aktion“, sagt Bürgermeister Frank Krause (Grüne) und verweist auf Handwerks-Geschäfte, Kleingärtner und ein Flüchtlingsheim, das auf der Route liegt. „Dass die neue Feuerwache am Escheburger Speckenweg gebaut werden soll, wurde gar nicht berücksichtigt. Immerhin sollen die Wege für Pferde und Radfahrer getrennt werden. Die vertragen sich gar nicht“, so Krause. „Von der Feuerwache wussten wir nichts. Das müssen wir nachtragen“, räumt Heike Alsleben vom Kreis ein.
Beispiel Geesthacht. Am Pferdehof von Kurt Meyer müsste Privatgrund erworben werden. Anschließend wollen die Planer die Strecke über die Schäferstwiete führen. Geesthacht hat eine Route über die Moorkampsiedlung vorgeschlagen. „Damit könnten wir unsere Fahrradstraße an der Querstraße anschließen und hätte eine Anbindung an die Innenstadt“, sagt Bauamtsleiter Peter Junge. Die Planer sehen eher die Anbindung über den Alten Bahnhof zur Elbe.
Bei alledem ist der wichtigste Aspekt noch gar nicht geklärt. „Der Kreis und die Gemeinden müssen sich erst einig werden, ob sie dieses Projekt überhaupt weiter verfolgen wollen“, betont Heike Alsleben. Zumal sich die geschätzten Kosten alleine auf Kreisgebiet auf rund 11,74 Millionen Euro für Planung und Bau samt Grunderwerb belaufen. Zudem ist nicht geklärt, wer anschließend für den Unterhalt zuständig ist. Die Gemeinden haben kein Interesse daran.
Auch ob es Fördermittel zur Finanzierung vom Bund gibt, ist offen. Nötig sind gewisse Standards (vier Meter Breite, mindestens zehn Kilometer Strecke) und – das wird wohl das größte Hindernis – 2000 Nutzer am Tag.