Geesthacht. Derzeit ist das beliebte Bad noch eine Großbaustelle. Stadtwerke investieren vier Millionen Euro. Wann wird wieder geöffnet?

Als das Geesthachter Freizeitbad am 14. Mai vor 60 Jahren eingeweiht wurde, war Schwimmen noch etwas für Hartgesottene. Die Wassertemperatur in den noch ungeheizten Becken betrug gerade einmal elf Grad. Der Erste, der sich in die eiskalten Fluten stürzte, war Heinrich Gehle (1903-1999). Der Technische Leiter der DLRG war die treibende Kraft hinter der Errichtung der Badeanstalt und eine Geesthachter Institution.

Der Sportlehrer brachte Hunderten von Jugendlichen das Schwimmen bei. Um den Freibad-Bau zu forcieren gründete er eine Fördergesellschaft und sammelte 13.000 Unterschriften sowie 30.000 Mark. Denn vorher war Schwimmen in der Elbe wegen starker Strömungen eine gefährliche Angelegenheit. Selbst in der Flussbadeanstalt, die es in Geesthacht seit dem 22. Juli 1902 gegeben hat. Bis zu 15 Todesopfer habe es jährlich in der Elbe gegeben, hieß es 1961 zur Eröffnung. Über 100 in Gefahr geratende Badende hat Heinrich Gehle aus der Not gerettet. Erst das Freizeitbad minimierte die Gefahr.

Erdarbeiten sind derzeit in vollem Gange

Damit es zum runden Geburtstag in neuem Glanz erstrahlt investieren die Stadtwerke rund vier Millionen Euro. Das Nichtschwimmer-Becken wird zweigeteilt in ein Kurs- und ein Erlebnisbecken. Der Kleinkindbereich bekommt eine Runderneuerung, die alte Rutsche erhält ein eigenes Auslaufbecken. Die neue Wellenrutsche, die voraussichtlich Mitte Mai errichtet wird, ebenso. Erdarbeiten für das neue Highlight sind derzeit in vollem Gange.

Zur Einweihungsfeier am 14. Mai 1961 kamen über 3000 Besucher. Alle Becken waren mit Brunnenwasser gefüllt. Wassertemperatur: elf Grad!
Zur Einweihungsfeier am 14. Mai 1961 kamen über 3000 Besucher. Alle Becken waren mit Brunnenwasser gefüllt. Wassertemperatur: elf Grad! © Heimatbund und Geschichtsverein Geesthacht | Heimatbund und Geschichtsverein Geesthacht

Dass es auf dem Gelände derzeit wie Kraut und Rüben aussieht, hat jedoch noch einen anderen Grund. Denn auch die Technik wird auf den neuesten Stand gebracht. Aktuell laufen die Arbeiten am neuen Regen- und Abwasserleitungssystem. Die Badeaufsicht erhält ein neues Gebäude, und auch am Technikhaus wird fleißig gewerkelt. „Wegen Corona hängen wir etwas im Zeitplan zurück“, räumt Pressesprecherin Carolin Wettern ein.

Mindestens drei Wochen Vorlauf sind nötig

Ursprünglich war vorgesehen, dass die Saison ganz normal am 1. Mai beginnt, dann erst einmal im Schwimmerbecken. Die übrigen Arbeiten sollten bis zum Beginn der Sommerferien Mitte Juni abgeschlossen sein. Zwischenzeitlich befürchteten die Stadtwerke wegen der dritten Corona-Welle schon, dass sie in diesem Jahr das über die Stadtgrenzen hinaus beliebte Bad gar nicht öffnen dürften.

Doch dann trat Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther auf den Plan und verkündete umfassende Lockerungen ab dem 17. Mai – auch für Freibäder. Zunächst einmal aber nur unter Auflagen fürs Bahnenschwimmen und den Unterricht. Ob diese Regelungen nur für Vereinsschwimmer gedacht sind oder jeder Gast seine Bahnen ziehen darf, müssen die Stadtwerke erst noch klären.

Björn Griechen ist Projektleiter des Umbaus im Geesthachter Freizeitbad.
Björn Griechen ist Projektleiter des Umbaus im Geesthachter Freizeitbad. © Dirk Schulz | Dirk Schulz

„Am 17. Mai werden wir aber noch nicht öffnen können. Wir brauchen mindestens drei Wochen Vorlauf“, relativiert Björn Griechen, der Projektleiter des Freibad-Umbaus. Zunächst muss das derzeit giftgrüne Wasser abgelassen und das Becken gereinigt werden. Anschließend – und diesen „Luxus“ schätzen die Badegäste von heute sehr – wird das Wasser noch auf Temperatur gebracht. Heute erfreuen sich die Schwimmer über angenehme 24 Grad Wassertemperatur.

Nach einer Spende von 60.000 Mark konnte geheizt werden

Geheizt wird das Wasser im Freibad seit Mai 1969. Möglich war dies, weil die Firma Hertie anlässlich der Eröffnung ihres Kaufhauses in der Bergedorfer Straße (später Hackmack, heute Nessler) 60.000 Mark gespendet hat.

In diesen wohligen Genuss war Heinrich Gehle bei der Eröffnung vor 60 Jahren nicht gekommen. Sein legendärer Kopfsprung ins elf Grad kalte Wasser brachte ihm den Beinamen „Eiserner Heinrich“ ein. Wenige Meter weiter elbaufwärts steht seit 2001 die neue Rettungsstation der DLRG. Sie erhielt den Taufnamen „Eiserner Heinrich“.