Geesthacht. Gemeinde-Wehrführer Sascha Tönnies hat im vergangenen Jahr seine Feuertaufe bestanden. Insgesamt gab es knapp 300 Einsätze.

Die Feuertaufe für Geesthachts neuen Gemeinde-Wehrführer Sascha Tönnies folgte nur zwei Wochen nach seiner Ernennung. Als am 12. Juli 2020 ein Kajakfahrer an der Geesthachter Elbstaustufe verunglückte, musste Tönnies ein Großaufgebot an Einsatzkräften koordinieren. Zu „seinen“ 50 Feuerwehrleuten aus Geesthacht und Grünhof-Tesperhude gesellten sich Kollegen aus Niedersachsen und Hamburg sowie von anderen Hilfsorganisationen. „Auch wenn ich zuvor schon als Einsatzleiter unterwegs war, war das natürlich gleich der Sprung ins kalte Wasser“, sagt der 39-Jährige, der Ende Juni den Staffelstab von Sven Albrecht übernahm.

Der Einsatz auf der Elbbrücke war der größte und spektakulärste für die Freiwillige Feuerwehr (FF) Geesthacht in der Bilanz des vergangenen Jahres. „Auch wenn ich die Leitung später nach Niedersachsen abgegeben habe, weil dort das Kajak geborgen wurde“, wie Tönnies ergänzt.

Geesthachts Feuerwehr blickt auf ein ereignisreiches Jahr 2020 zurück

Insgesamt rückten die Retter 2020 zu 298 Einsätzen aus. 34 davon entfielen auf die Ortsfeuerwehr Grünhof-Tesperhude, die mit den Kameraden aus Geesthacht die Gemeinde-Feuerwehr bilden.

97 Menschen wurden bei den Einsätzen aus Not- oder Zwangslagen gerettet. Darunter waren 83 sogenannte häusliche Notrufe. Viermal mussten eingeklemmte Personen aus ihren Autos nach Verkehrsunfällen befreit werden. Bei zwölf Einsätz kam die Hilfe der Retter zu spät. Ein Dutzend Menschen konnte nur noch tot geborgen werden. Elfmal im häuslichen Umfeld, dazu kam der anfangs vermisste Kajakfahrer, der erst vier Tage später von der Elbe freigegeben wurde. „Bei solchen Einsätzen versuchen wir, erfahrene Kräfte einzusetzen“, betont Tönnies, der seit 20 Jahren bei der Ortsfeuerwehr Geesthacht ist.

Einsatz in Grünhof: Drei kleine Kinder allein in brennender Wohnung

Sie führen die Freiwillige Feuerwehr Geesthacht: Gemeinde-Wehrführer Sascha Tönnies (l.) und sein StellvertreterJan Andersen.
Sie führen die Freiwillige Feuerwehr Geesthacht: Gemeinde-Wehrführer Sascha Tönnies (l.) und sein StellvertreterJan Andersen. © Dirk Schulz | Dirk Schulz

Dazu kamen einige Flächenbrände, etwa am Kronsberg im Krümmel, im Stadtwald am Richtweg oder am Feldherrenhügel an der Elbe. Am Bandrieterweg brannte eine Wohnung bis auf den Putz aus, im Neubaugebiet Finkenweg-Ost stand ein Dachstuhl in Brand.

Besonders dramatisch war ein Einsatz im Dezember am Teichberg in Grünhof, als drei kleine Kinder, die allein zu Hause waren, aus einer brennenden Wohnung gerettet werden mussten. Sie blieben unverletzt. „Als der Notruf kam, saßen mein Stellvertreter Jan Andersen und ich gerade beim Bürgermeister, unserem obersten Dienstherren, bei ein paar Weihnachtskeksen zusammen, um das Jahr Revue passieren zu lassen“, erinnert sich Tönnies.

Kameraden rückten zu fünf Tierrettungen aus

65-mal, also in einem guten Fünftel aller Fälle, handelte es sich um Fehlalarme. Darunter fallen fehlerhafte Meldungen von Brandmeldern in Firmen (25), privaten Rauchmeldern (16) oder schlichtweg blinde Alarme (24).

Zu fünf Tierrettungen rückten die Kameraden aus. Allerdings konnten die Feuerwehrleute nicht jedes Mal helfen. „Wir hatten einen Einsatz wegen einer Katze, die mitten im Wald auf einem Baum saß. Da sind wir mit unseren Wagen nicht herangekommen. Wir haben den Fall dann an Baumkletterer abgegeben“, berichtet Tönnies, der für sein Amt bei der Feuerwehr sein zweites Hobby Fußball bei den Alten Herren des Düneberger SV aufgab. „Für eine Katze habe ich nicht die Figur. Darum war ich Panda-Bär im Tor“, scherzt Torhüter Tönnies.

Aus Feuerwehr-Sicht war das Jahr 2020 relativ ruhig

Im Vergleich zu den Vorjahren handelte es sich 2020 jedoch um ein relativ ruhiges aus Feuerwehr-Sicht. 2018 und 2019 waren die Retter gut 100 Mal häufiger im Einsatz. „2019 hatten wir alleine am 15. Juni 70 unwetterbedingte Einsätze“, erinnert Jan Andersen, der Ortswehrführer aus Grünhof-Tesperhude.

Positiv anzumerken bleibt der aktuell große Mitgliederzuwachs. „Seit Jahresbeginn haben wir schon 16 neue Kameraden dazu bekommen. Sonst sind es im Jahr vielleicht zwei oder drei“, bemerkt Sascha Tönnies. Das ist vielleicht der einzige positive Aspekt der Pandemie.

Die Gemeinde-Feuerwehr Geesthacht setzt sich aus den Ortsfeuerwehren Geesthacht (110 Kameraden) und Grünhof-Tesperhude (53) zusammen. Der Geesthachter Ortswehrführer ist immer auch Gemeinde-Wehrführer und der Ortswehrführer aus Grünhof sein Stellvertreter.