Geesthacht. Unser Wald ist in großen Teilen todkrank. Ohne Umbau werden große Waldgebiete den fortschreitenden Klimawandel nicht überleben.
Über die Frage, wie sich unser Wald entwickeln soll, wird in Deutschland und auch im Kreis Herzogtum Lauenburg erbittert gestritten. Auf offener Bühne und hinter den Kulissen. Doch wie so häufig geht es um keine Entscheidung zwischen Schwarz oder Weiß.
Unser heutiger Wald hat sich in einen Wirtschaftswald verwandelt
Dass wir Deutschen ein besonderes Verhältnis zu „unserem Wald“ haben, ist nicht erst klar, seit „le Waldsterben“ in den 1980er-Jahren auch in Nachbarländern wie Frankreich übernommen wurde. Doch Fakt ist: Unser heutiger Wald hat sich seit den weitflächigen Kahlschlägen beginnend im Mittelalter und der Forstwirtschaft über Jahrhunderte in einen Wirtschaftswald verwandelt. Die wenigen erhaltenen Urwälder stehen längst unter Schutz, etwa in Nordost-Rügen oder der Hainich in Thüringen, die größte unbewirtschaftete Waldfläche Deutschlands.
Der deutlich größere Teil ist aktuell Nutzwald. Über die Frage, was dem Klima mehr nutzt, lässt sich trefflich streiten. Wer den Wald weiterhin als Wirtschaftswald nutzen möchte, auch mit Blick auf die Umwelt auf den Baustoff Holz setzt, darf dabei nicht aus dem Blick verlieren, dass unser Wald in großen Teilen todkrank ist. Ohne Umbau werden große Waldgebiete den fortschreitenden Klimawandel nicht überleben. Und wer mit Blick auf den Ausstieg aus fossilen Brennstoffen auf Holz setzt, sollte nicht übersehen, dass Holz, egal ob als Scheitholz oder zu Pellets gepresst, beim Verbrennen das gespeicherte Kohlendioxid wieder freisetzt.
Wie soll der Wald in Deutschland für die Zukunft fit gemacht werden?
Einerseits das Aus für Kohle, Öl und Erdgas zu feiern, andererseits die grüne Lunge Wald zu verfeuern, ist ein umweltpolitischer Irrweg. Wer dann noch fordert, doch den Wald zur Selbstheilung sich selbst zu überlassen, müsste erklären, wie dies zusammengehen soll.
Mehr Holz als Bauholz und mehr als Brennstoff? Ohne nachhaltige Forstwirtschaft auf geeigneten Teilflächen würden wir erneut eine Entwicklung nachvollziehen, die über mehrere Jahrhunderte dazu geführt hat, dass das von den Römern als Land der dichten, dunklen Wälder beschriebene Germanien im 19. Jahrhundert soweit abgeholzt war, dass sich schon damals namhafte Zeitgenossen um den deutschen Wald sorgten.
Um sein Überleben zu sichern, ist es Zeit darüber zu diskutieren, wie der Wald in Deutschland fit für die Zukunft gemacht werden kann. Ohne vorgefertigte Meinungen und ideologische Scheuklappen.
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