Geesthacht/Schwarzenbek. Die Telefone stehen nicht still, die „Corona-Matte“ fällt nach drei Monaten Lockdown. Wie der Friseurbesuch am ersten Tag ablief.
Waschen, Schneiden, Föhnen und Telefonieren bis die Ohren rauchen: Seit Montag haben die Friseure nach dem zweiten Lockdown innerhalb eines Jahres wieder geöffnet. In den Salons herrscht Hochbetrieb, die Kunden wollen ihre „Corona-Matte“ loswerden – und das möglichst bald. Auch bei dem Geesthachter Friseur Patrik Pako Kolbow, der seinen gleichnamigen Salon mit acht Mitarbeitern an der Bergedorfer Straße 47 betreibt, ging es Schnitt auf Schnitt.
An den vergangenen vier Tagen riefen über 600 Kunden an, um einen Termin zu vereinbaren. Einige Salons haben sich deshalb auf das Nötigste beschränkt. Bei Patrik Pako Kolbow wird auch in diesen stressigen Tagen jeder Wunsch erfüllt. Egal, ob nur schnell die Spitzen geschnitten werden sollen oder eine Komplettveränderung ansteht.
Einen Termin beim Friseur zu ergattern, war nicht schwer
Für die letztere Variante hat sich Tina Burgold entschieden. Kolbow lässt flink die Schere durch die langen Haare der Kundin gleiten. Auf dem Boden liegt inzwischen eine stattliche Menge langer Haarsträhnen. „Ich habe mir während des Lockdowns lediglich die Haare gefärbt. Nun möchte ich einen komplett anderen Schnitt“, sagt sie. „Den Termin zu ergattern war nicht schwer, viel schwieriger fand ich was ich zu diesem großen Anlass anziehen soll. Ein Abendkleid oder ein Kostüm?“, zwinkert die inzwischen rothaarige Frau verschmitzt über die Maske hinweg.
„Ich habe bereits beim ersten Lockdown 45.000 Euro von meinem Privatvermögen investiert, um alles aufrechtzuerhalten. Meinen Mitarbeitern konnte ich während der ersten Schließung sogar noch eine Corona-Hilfe zahlen. Das war jetzt leider nicht mehr möglich“, sagt Kolbow. „Von der Regierung fühle ich mich im Stich gelassen. Ich will um nichts betteln, aber es wäre fair, wenn eine Schließung angeordnet wird, dass dann auch finanzielle Hilfe bereitsteht. Viele Unternehmen wird der zweite Lockdown den Kopf kosten“, sagt der Geesthachter Geschäftsmann.
Friseur-Teams arbeiten im Wechsel
Von seinen Kunden hat er reichlich Unterstützung erhalten. „Wir haben unendlich viele herzergreifende Briefe, Mails und Nachrichten bekommen. Das zeigt uns, dass wir wohl alles richtig machen.“, sagt er. Hygiene ist in dem Salon oberstes Gebot. „Wir arbeiten in zwei Teams, die in getrennte Kohorten eingeteilt sind. Damit es für den Fall der Fälle weitergehen kann“, erklärt der Inhaber.
Die wichtigsten Corona-Themen im Überblick
- Corona in Hamburg – die aktuelle Lage
- Die Corona-Lage für ganz Deutschland im Newsblog
- Interaktive Corona-Karte – von China bis Hamburg
- Überblick zum Fortschritt der Impfungen in Deutschland
- Interaktiver Klinik-Monitor: Wo noch Intensivbetten frei sind
- Abonnieren Sie hier kostenlos den täglichen Corona-Newsletter
- So wird in Deutschland gegen Corona geimpft
Das eine Team arbeitet montags, mittwochs und freitags, das andere im Wechsel an den entsprechend anderen Tagen. In dem 80 Quadratmeter großen Vorraum, in dem am laufenden Band geschnitten, gefärbt oder geföhnt wird, dürfen sich gleichzeitig acht Personen, inklusive der Friseurinnen aufhalten. „Das muss organisatorisch bis ins kleinste Detail geplant werden. Man muss sich im Vorweg schon genau Gedanken machen, wie viel Platz man braucht, wie viel Zeit beispielsweise das Färben in Anspruch nimmt, damit möglichst viele Kunden pro Tag von uns bedient werden können“, berichtet Kolbow.
Telefon klingelt am laufenden Band
Das Telefon klingelt am laufenden Band. Vor dem Ladengeschäft warten schon die nächsten Kunden. Die gute Laune und die Freude endlich wieder arbeiten zu können steht den Friseuren trotz des Dauerstresses ins Gesicht geschrieben. „Ich habe mich so wahnsinnig gefreut, endlich, endlich wieder arbeiten zu können“, strahlt Friseurin Lisa Engel.
Nicht anders sieht es bei „Mr. Barber“ an der Hamburger Straße 5 in Schwarzenbek aus. Ulf Entrich (45) lässt sich glücklich zurück in den Friseurstuhl gleiten. Das breite Grinsen unter seiner Maske lässt sich nur anhand der strahlenden Augen erahnen. „Ich war seit über acht Wochen nicht mehr hier. Normalerweise lasse ich mir jeden Donnerstag professionell den Bart stutzen. Inzwischen habe ich das Gefühl, wie ein Hamster auszusehen“, so der Garten- und Landschaftsbauer.