Geesthacht/Erbstorf. Eisbrecher-Flotte aus Geesthacht war eine Woche auf dem Mittelland- und Elbe-Seitenkanal unterwegs. Kapitän Schultz im Interview.
Wer bei einem Spaziergang am Kanal über lauten Krach erschrickt und denkt, da komme ein Panzer, kann sich beruhigen: Es ist höchstwahrscheinlich ein Eisbrecher. Die Flotte aus Geesthacht war eine Woche bei frostigen Temperaturen auf dem Mittelland- und dem Elbe-Seitenkanal unterwegs. Die Kapitäne der Schiffe wie Andreas Schultz freuen sich über den Einsatz: „Das letzte Mal waren wir 2012 unterwegs“, sagt der 53-Jährige aus Erbstorf (Landkreis Lüneburg). Im Interview berichtet er über seine Arbeit auf dem Eisbrecher „Elbe“.
Herr Schultz, Wie hört sich das an, wenn ein Eisbrecher durch die Eisdecke pflügt?
Andreas Schulz Also wir nehmen das gar nicht so wahr, wenn wir im Maschinenraum sind. Aber von außen, und gerade wenn man das noch nie gehört hat, ist das mächtig laut. Das ist wie wenn ein Panzer ankommt.
Ist Eis brechen ein Job, der Spaß macht oder der einfach nur anstrengend ist?
Wir freuen uns da natürlich drauf – das letzte Mal waren wir 2012 unterwegs.
Wie war die Arbeit in diesen frostigen Tagen?
Jetzt ist es noch einfach. Wir haben aber noch zwei Nächte mit Minusgraden. Da sind so schätzungsweise 15 bis 20 Zentimeter Eis drauf. Da wird das Fahrzeug schon gefordert, da fängt das richtig an zu ruppeln.
Sind Sie alleine auf so einem Schiff?
Nein. Auf der „Elbe“ und „Biber“ sind zwei Mann Besatzung. Die anderen fahren mit drei, teilweise vier, Besatzungsmitgliedern.
Schlafen Sie auch auf dem Schiff?
Ja. Die Besatzung bleibt so lang an Bord, bis das Eis aufgebrochen ist und absehbar ist, dass wir wieder nach Geesthacht in den Heimathafen fahren können. Da hat jeder seine eigene Kammer, eine kleine Küche und ein kleines Bad, dass man auch so ein bisschen Privatsphäre genießen kann.
Was war Ihr beeindruckendstes Erlebnis auf einem Eisbrecher?
Das Beeindruckendste ist immer – und das ist auch die schwierigste Arbeit – wenn wir unterhalb von Geesthacht an der Wehr (Staustufe, Anm. d. Redaktion) freiboxen müssen. Da haben wir dann 15 bis 18 Meter Eisstärke. Das ist ja Tidegebiet, also Ebbe und Flut. Da staut sich das Eis besonders hoch. Wie gegen eine Wand fahren ist das. Da nehmen wir Anlauf und fahren mit voller Kraft gegen die Eisbarriere.
Was war ihr längster Einsatz mit dem Eisbrecher?
Vom 13. Dezember 2002 bis 1. März 2003. Da sind wir dann auch froh gewesen, als wir wieder nach Hause durften.
Was machen Sie im Sommer?
Wir haben ja noch andere Fahrzeuge. Wir haben Aufsichtsboote, wir haben Baggereien und Baggerschuten. Die Leute werden aufgeteilt und von Lauenburg eingezogen.
Was ist ihr wichtigster Tipp gegen die Kälte bei der Arbeit?
Erst einmal ordentliches Schuhwerk! Weil wenn die Füße kalt sind, wird der Körper auch kalt.
Zur Person: Andreas Schultz fährt seit Dezember 1989 Eisbrecher. Der 53-Jährige ist Schiffsführer für Binnengewässer und in Schnackenburg im Landkreis Lüchow-Dannenberg aufgewachsen. Er ist beim Wasser- und Schifffahrtsamt Lauenburg angestellt. Schultz war gerade zusammen mit zwei weiteren Eisbrechern auf dem Mittellandkanal bis Sülfeld (Wolfsburg) unterwegs.