Geesthacht. Die Nutzer der Geesthachter Bibliothek können Medien künftig selbst buchen - bei Ausleihe und Rückgabe. Es gibt weitere Änderungen.

Sonst geht es hier sehr leise zu, nun schallt ungewohnter Lärm aus den Räumen der Geesthachter Stadtbücherei an der Rathausstraße 58. Drei Arbeiter reißen gerade unter dem Einsatz von Maschinen alten Teppich hinaus. Der Tresen, wo die Medien verbucht wurden, ist bereits verschwunden, der Raum ist bis auf einen Restehügel mit dem bereits vom Fußboden abgerissenen Belag leergeräumt.

Das macht nicht nur Krach, sondern auch Staub. Deswegen ist eine Trennwand aus Holz in den Vorraum mit der Eingangstür gezogen. Die Zugänge zum Empfangsraum und dann weiter zu den Medien sind mit Plastiktüren versiegelt. Die lassen sich zum Durchschlüpfen mit einem Reißverschluss öffnen und schließen.

Stadtbücherei nutzt Zwangspause für Umbau und Renovierung

Hintergrund der Arbeiten: Die Stadtbücherei, die aktuell wegen der Corona-Pandemie geschlossen hat, nutzt die Zeit für Bau- und Renovierungsarbeiten. Ende Januar soll alles fertig sein. Wann die Nutzer der Stadtbücherei die Renovierung selbst in Augenschein nehmen können, ist noch ungewiss. In der Corona-Pandemie steht nicht fest, wann wieder geöffnet werden kann.

Das ist der Plan: Der vordere Bereich vor dem Tresen wird deutlich größer. Unten links ist der Eingang
Das ist der Plan: Der vordere Bereich vor dem Tresen wird deutlich größer. Unten links ist der Eingang © Dirk Palapies | Dirk Palapies

"Wir haben die jetzigen Baumaßnahmen bereits im vergangenen Jahr geplant", berichtet Bücherei-Leiterin Susanne Schmidt. Die Arbeiten betreffen die Umgestaltung des Eingangsbereiches und die Erneuerung des Beratungsplatzes im Obergeschoss. Dafür hat die Stadtbücherei von der Landesregierung im Rahmen der Förderung "Innovationen in Öffentlichen Bibliotheken" Fördermittel in Höhe von 34.758 Euro bewilligt bekommen. Der Eigenanteil beträgt etwa 11.500 Euro.

Selbstverbucher sollen künftig mehr Raum bekommen. Dafür werden großzügigere Verkehrswege als bislang benötigt sowie Platz für Ablagen vor den Medienrückgaben. Langfristig ist geplant, dass Abgabe und Ausleihe an einem der zwei hierfür im Dezember 2019 installierten Geräte von den Nutzern selbst gemacht werden können. Bisher ist nur die Ausleihe möglich, obwohl die Geräte auch die Verbuchung bei der Abgabe leisten könnten. 50.000 Euro kostete damals die Installation, das Land Schleswig-Holstein half mit Fördermitteln in Höhe von 36.000 Euro.

Intelligentes Bücheregal verbucht Medien automatisch

Damit es vor den Geräten später kein Gedrängel gibt, ist mehr Platz nötig. Künftig sollen die Automaten räumlich weiter auseinander stehen. So kann dann jeder Besucher mit einem Leseausweis seine Medien elektronisch ausleihen und zurückgeben. Die Ausstattung wird nach und nach komplettiert. Unter anderem soll zeitnah auch ein intelligentes Rückgaberegal in Aktion kommen, mit seiner Hilfe soll die Rückgabe von Medien automatisch erfasst werden.

Auch wenn es technisch möglich sein sollte, wird der neue Service nicht sofort anlaufen, wenn wieder geöffnet wird. "7.000 Medien sind wegen der Schließung ausstehend", berichtet Susanne Schmidt. Das sind Medien, die vor dem Lockdown entliehen wurden. Für sie fallen keine Versäumnisgebühren an.

Susanne Schmidt befürchtet, dass am Ende des Lockdowns erstmal ein riesiger Andrang entsteht. Mit dem neuen Service nicht vertraute Kunden könnten die Probleme dann noch verschärfen. Für die Abgabe von Büchern, CDs und Co. ist zunächst eine "Fenster-Rückgabe" geplant. Soll heißen, umgekehrt wie an einem Drive-In-Restaurant sollen die Medien durch ein Fenster neben dem Eingang zur Kinderbibliothek zurück gelangen in die Stadtbücherei.

Der alte Tresen landet auf dem Müll

Der alte Tresen wurde entsorgt. Er war eine Maßanfertigung, war zudem nach 20 Jahren verschlissen. "Wir haben einen Tischler, der uns bereits einen neuen macht", sagt Susanne Schmidt. Der neue Tresen soll etwas kleiner werden, dafür aber mit einer Ablage auch für Taschen. Und: Die RFID-Sensoren für die Buchung per Funk waren bisher auf dem Tresen, nun werden sie darunter verschraubt. Die Oberfläche bleibt also fugenlos.

Mitte nächster Woche wird er eingebaut. Die Arbeiten wurden über eine Ausschreibung vergeben. Für den ergonomischen, höhenverstellbaren Tresen sorgt die Tischlerei Ralf Hamann aus Lütau, für die Bodenverlegung ist der Malereibetrieb Scharnberg aus Geesthacht zuständig. Ist der alte Teppich entfernt, wird die Oberfläche geglättet, dann der neue Boden verlegt. Er wird mit graublau dem Vorgänger sehr ähnlich sehen. Robust, und man sieht nicht jeden Fleck.

Den neuen Style des Anmeldemobiliars hat eine Innenarchitektin der Büchereizentrale ausgesucht. Die Seitenwände werden grau, die Oberfläche von Desk und Ablageflächen in Buche gehalten. "Das ist ein kostenloser Service für die angeschlossen Büchereien des Büchereivereins", erläutert Susanne Schmidt. Die Architektin hat fünf Entwürfe vorgelegt. Wie es werden soll, hat das Bücherei-Team zusammen beraten. "Wir haben so viele Medien um uns herum, es ist ja sehr bunt", sagt Susanne Schmidt. Da sei es dezent besser, sonst würde es zu farbig.

Auch während der Schließung stehen die Online-Angebote der Bücherei 24 Stunden am Tag während der gesamten Woche zur Verfügung. Zugang über die Stadtseite www.Geesthacht.de.