Geesthacht. Gülzowerin strickt für einen Geesthachter Stein in der Feldmark. Meist werden 50 bis 60 Wollknäule für ein Strickkleid gebraucht.

Was haben ein Schaf und ein Findling gemeinsam? Sie tragen Wolle. Das ist zumindest in der Feldmark hinter dem Querweg im Geesthachter Neubaugebiet Finkenweg so. Momentan steckt der knapp ein Meter große Stein dort in einem gehäkelten Schneemannskostüm. Spaziergänger bewundern ihn und machen Fotos. 60 Wollknäule wurden Masche für Masche verarbeitet, um den Stein in den fröhlichen weißen Gesellen mit der orangenen Rübennase zu verwandeln.

Aber wer war so fleißig? Darüber wird inzwischen auch in den sozialen Medien gerätselt. Simone Treichel heißt die kreative Gülzowerin, die dem Findling seit dem Sommer immer wieder neue Outfits verpasst. „Meine Eltern wohnen am Osterkamp, bei einem Spaziergang haben wir Anfang Juni eine Ansammlung von bemalten Steinen entdeckt, die eine Schlange darstellen sollte. Ich fand die Idee schön und habe, statt zu malen, Steine umhäkelt“, erklärt die 46-Jährige. Die kleinen Schmuckstücke gefielen einigen Spaziergängern offenbar so gut, dass sie eingesteckt wurden.

Findling in der Feldmark erhält immer wieder neue Outfits

Der Findling hat immer wieder ein anderes Outfit.
Der Findling hat immer wieder ein anderes Outfit. © Denise Ariaane Funke

„Das war schade, da die Steinschlange ja möglichst lang werden sollte“, sagt Simone Treichel. Anfangs umhäkelte sie neue Steine, als die dann verschwanden kam sie auf die Idee, dem Findling etwas zu häkeln, der nur wenige Meter weiter steht. „Der ist so schwer, den nimmt keiner weg“, schmunzelt sie. Mehrere Tage und über 60 grüne Wollknäule später war der Stein in einen Kaktus zu verwandelt. Da Wolle übrig war, wurden kurzerhand ein paar kleinere Steine in der Umgebung ebenfalls in Kakteen verwandelt, die große Steinfigur taufte Tochter Maja (12) auf den Namen Fräulein Kak zu Tus(se).

„Eine knappe Woche später wurden die ,Geschwister' des Fräuleins Kak ,entführt'", berichtet Simone Treichel. Sie fertigte kurzerhand einen Vermisstenaufruf, laminierte ihn und machte ihn am Bauch des Fräuleins fest. Kurze Zeit später hatten die "Entführer" ein schlechtes Gewissen und brachten die Steine zurück.

Immer wieder wurden Woll-Steinchen geklaut

Die Freude währte nur kurz, kurze Zeit später waren die Woll-Steinchen auf Nimmerwiedersehen verschwunden. Simone Treichel hat sich mit ihren Handarbeitskünsten nun auf den großen Stein verlegt und verwandelte ihn passend zur Saison in einen Kürbis, in einen Weihnachtsmann und aktuell in einen Schneemann. Bei dem hatte sie Unterstützung von Maja, die sonst den lustigen Gesellen eher die passenden Namen verpasst. „Den Kürbis habe ich Kurt-Herbert genannt. Herbert, weil es etwas nach Herbst klingt“, sagt die Schülerin.

„Meist benötigen wir 50 bis 60 Wollknäule. Die kaufen wir im Angebot, trotzdem kommen gut 60 Euro zusammen. Es macht aber Spaß, die Menschen damit zu erfreuen. Ich bin nur froh, dass ich die Schneemannwolle vor dem Lockdown kaufen konnte, denn im Internet ist Wolle recht teuer. Wir klappen immer alle Geschäfte ab und kaufen meistens alles auf“, erläutert die Gülzowerin. Simone Treichel hat schon eine neue Idee im Kopf. „Bald ist ja Ostern“, deutet die Erzieherin an. Ihre Handarbeiten sind auch bei Instagram unter creativmone zu finden.