Geesthacht. Muss das neue Lokal an der Promenade aufgeben? Betreiber kritisiert Regelungslücke bei Corona-Hilfen. Kampagne gestartet.
Jörn Zimpel hat Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) ein Video geschickt. „Lieber Herr Altmaier, wir stehen im Regen. Und zwar massiv und bis zum Hals“, sagt der Betreiber des Café Elbchic an der Promenade der Geesthachter Hafencity in dem Clip, der auf Facebook zu sehen ist.
„Denken Sie über das nach, was Sie beschließen und nicht einhalten“, endet Zimpel. Dem Gastronom stößt ein Versprechen des Ministeriums sauer auf. „Wir lassen keinen im Regen stehen“, wird behauptet. Gemeint ist Unterstützung für Unternehmen, die durch Corona in eine Krise geraten sind.
Elbchic-Betreiber: Habe keine Einnahmen mehr
Mit solchen Hilfen sieht es für Jörn Zimpel mau aus. Er fürchtet, dass er sein Café schließen muss. „Ich habe keine Einnahmen mehr. Wenn ich die nächste Miete nicht bezahle, wird mir gekündigt, und die Investitionskosten für das Café von über 60.000 Euro sind verloren“, erklärt er.
Zimpel hat den Ausbau der Räume in Eigenregie durchgeführt und finanziert. „Wenn jetzt keine Hilfe kommt, muss ich Insolvenz anmelden, weil ich offenbar durch das Raster falle“, meint er konsterniert.
Zwei Firmen unter einem Dach: kaum Corona-Hilfe
Sein Problem ist, dass er zwei Unternehmen auf einer Steuernummer führt unter dem Dach der „Spicy Event UG“. Das ist für Jörn Zimpel praktisch, so vermeidet er doppelte Kosten. Beide haben wegen der Pandemie nun keine Einnahmen. Hätte er seine Unternehmen einzeln geführt, hätte er Unterstützung bekommen. Seit 2012 betreibt er eine Firma für Veranstaltungstechnik, organisierte unter anderem die Ü-30-Partys im Hühnerposten. Mit dem 1. April kam als Erweiterung das Café Elbchic hinzu.
Nach einem Schicksalsschlag hatten Jörn Zimpel und seine Frau beschlossen, sich mehr auf Arbeit am Tage zu verlegen, weniger auf die Veranstaltungs-Nachtschichten. Weil Zimpel als Veranstalter seinen Hauptverdienst bis Oktober 2019 hatte – abschließend mit Oktoberfesten – kommt durch die Novemberhilfe der Bundesregierung nicht viel zusammen. Denn im November lag der Umsatz bei nur noch etwa 4500 Euro. Die Novemberhilfe beträgt etwa 75 Prozent des Vorjahresumsatzes abzüglich der Kurzarbeitergelder. Die betreffen neben Zimpel eine weitere fest angestellte Mitarbeiterin.
Fixkosten für Café Elbchic lassen sich so nicht decken
Die Hilfsgelder reichen somit bei Weitem nicht, um die Fixkosten für das Café zu decken, monatlich fallen etwa 6000 Euro an. Aber da gibt es ja noch die Coronaüberbrückungshilfe II. Jedoch: Durch die gemeinsame Veranlagung wird die Bedingung hierfür ebenfalls nicht erfüllt.
Das Lokal lief nach dem ersten Lockdown ab dem 19. Mai bis zur erneuten Schließung am 4. November zu erfolgreich. In zwei zusammenhängenden Monaten zwischen April und August hätte es zu einem Umsatzrückgang im Vergleich zum Vorjahr von mindestens 50 Prozent oder im gesamten Zeitraum zu einem Umsatzrückgang von mindestens 30 Prozent kommen müssen. Das war aber nicht der Fall.
Elbchic-Betreiber spricht von einer Regelungslücke
Bis jetzt zeichnet sich keine Lösung ab. Zimpel war vorstellig bei der Wirtschaftlichen Vereinigung und dem Deutschen Hotel- und Gaststättenverband, hat einen Anwalt eingeschaltet. „Alle Fachkundigen bestätigen mir, es widerspricht jeglichem gesunden Menschenverstand, wenn keine Zahlungen geleistet werden, aber die jetzigen Regelungen sehen es offenbar nicht vor. Hier ist eine Regelungslücke, die nachgebessert werden muss“, fordert Jörn Zimpel. Auf Facebook läuft aktuell eine Hilfskampagne für den Gastronomen.