Geesthacht. Politiker bemängelten zu wenig Stellplätze und fehlende Sozialwohnungen für Komplex an der Straße Trift.

Das Neubauvorhaben des Geesthachters Bayram Cetin an der Ecke Trift/Rathausstraße entwickelte sich zur schweren Geburt. Zunächst schien nach der bis dahin letzten Präsentation vor dem Ausschuss für Stadt- und Verkehrsplanung alles klar: Der Entwurf von Architekt Heiner Huy für ein Mehrfamilienhaus mit 21 Wohnungen war bei den Politikern im Februar auf große Zustimmung gestoßen.

Davon war nicht viel geblieben, als das Projekt nun wieder auf der Tagesordnung des Ausschusses stand. Hier wird regelmäßig über den Fortgang berichtet. Das Problem: Das Haus sieht jetzt anders aus als zu Jahresbeginn – und damit hatten die Ausschussmitgliedern ein Problem. Das führte zu Folgeärger: darüber, dass es nicht genug Autostellplätze gebe und darüber, dass keine Sozialwohnungen vorgesehen sind.

Balkone ragten in die Fußwege hinein

Claus Martin Rathjen vom Fachdienst Bauordnung erklärte die Notwendigkeit der Änderungen. Der Fehler wurde offenbar erst auf seinem Schreibtisch entdeckt. „Ich konnte den Entwurf nicht genehmigen, weil eine Überbauung von öffentlichen Flächen stattgefunden hätte.“ Balkone ragten teilweise um 80 Zentimeter in die Fußwege hinein.

Der Architekt, der die neuen Pläne präsentierte, ist nach einem Wechsel jetzt Karsten Groot. „Die Balkone wurden in überdachte Loggien umgewandelt“, teilte er mit. Der Baukörper musste zudem etwas verkleinert werden. Das Haus biete nun 24 Wohnungen Platz. Die Wohnfläche betrage 1600 Quadratmeter, vorher waren es 50 Quadratmeter mehr. Alles sei nun barrierefrei geplant.

Ende Januar soll der Abriss des alten Gebäudes beginnen, danach Baubeginn sein. Etwa fünf Millionen Euro wird das Objekt kosten.

Architekt hatte nicht mit so viel Widerstand gerechnet

Als die Diskussion über das Aussehen ausuferte, schritt Peter Junge vom Fachbereich Umwelt und Bauen ein: „Wir haben einen Konflikt der öffentlichen Bebauung gehabt. Die Loggien rücken jetzt in das Gebäude hinein, dadurch verändert sich das Haus. Ob es da so oder so gefällt, ist nicht maßgeblich“, sagte er. „Wir wollen das Haus nicht wichtiger machen, als es sein sollte – es ist ein Wohnhaus“, meinte auch Karsten Groot, der mit derartigem Widerstand nicht gerechnet hatte.

Ein weiteres Problem warf die Stellplatzfrage auf. Wegen des Schlüssels von 0,7 müssten bei 24 Wohnungen 17 Stellplätze nachgewiesen werden. Elf Stellplätze in der Tiefgarage gebe die Planung her, erläuterte Karsten Groot. Petra Burmeister (SPD) rechnete schnell aus, wie viele Wohnungen dann nur entstehen dürften. „Bei elf Stellplätzen in der Tiefgarage und einem Schlüssel von 0,7 komme ich auf 16, 17 Wohnungen. Als Maximum“, warf sie ein. Sven Minge (CDU) reagierte: „Nur 16 Wohnungen wären ein Schlag ins Gesicht des Investors“, sagte er entrüstet. Eine Lösung des Problems könnte sein, vom benachbarten Pflegeheim Stellplätze anzumieten. Die Hälfte dort steht leer, war beobachtet worden.

Schlüssel für geförderte Wohnungen kommt nicht zur Anwendung

Eine weitere Hürde. „Was ist mit 25 Prozent geförderten Wohnungen?“, wollte Ali Demirhan (Grüne) wissen. Die gäbe es nur mit einem neuem B-Plan, erläuterte Bürgermeister Olaf Schulze. Hier aber handele es sich um ein Bauvorhaben nach § 34 Baugesetzbuch. Der Schlüssel für geförderte Wohnungen komme deshalb hier nicht zur Anwendung. „Man muss auch an das Mittelfeld denken und nicht nur an Sozialwohnungen und Eigentum“, meinte Karsten Groot.

Die Abstimmung endete mit einem „Go“ für die Planung. Fünf Ausschussmitglieder stimmten mit Ja, drei mit Nein, drei enthielten sich. „Herr Groot, wir sind hier in Norddeutschland, aber das heißt nicht, dass es hier nicht lebhaft zugeht“, sagte Gerhard Boll (Grüne) zum Abschluss.