Geesthacht. Häufig ist es Bequemlichkeit, die zum illegalem Abladen vom Müll führt. Viele Fälle sind in der Nähe von Abfallwirtschaftszentren.

Für Thomas Neugebauer ist der Fall klar. „Hier muss ein größeres Fahrzeug gewesen sein“, sagt der Mitarbeiter der Kreisverwaltung in Ratzeburg, als er den Haufen mit Bauschutt am Sommerpostweg am Geesthachter Ortsrand begutachtet. Neugebauer ist vom Fachdienst „Abfall und Bodenschutz“ und für die illegale Müllentsorgung im Herzogtum Lauenburg zuständig.

Rund sechs bis sieben Kubikmeter haben ein oder mehrere Unbekannte am Rand des Feldweges abgeladen, der zwischen dem Ortsausgang in Richtung Worth und dem Finkenweg Ost verläuft. „Das wird teuer“, weiß der Kreisbedienstete. Für die Entsorgung muss ein Lkw mit Greifarm anrücken. Die Kosten für den Steuerzahler allein für diesen Haufen schätzt Neugebauer auf mindestens 1000 Euro.

Illegaler Müll: Selten lassen sich Verursacher ermitteln

Nur wenige Hundert Meter weiter haben wahrscheinlich die gleichen Täter, einen ähnlich gearteten, in etwa halb so großen Müllhaufen hinterlassen. Anhaltspunkte auf den Verursacher gibt es in beiden Fällen keine. „Und selbst wenn wir etwas finden, müssen wir erst noch den lückenlosen Nachweis erbringen, dass es auch diese Personen waren, die den Müll illegal entsorgt haben“, gibt der Experte für wilden Müll zu bedenken.

Während die Verursacher also nur selten zur Rechenschaft gezogen werden können, nehmen die Fälle rasant zu. Waren es im Jahr 2014 noch rund 30 bis 40 Vorkommnisse im Jahr, hat sich Zahl seitdem in etwa verdoppelt. Viele davon befinden sich im Umfeld von Abfallwirtschaftszentren.

Das liegt, so Neugebauers Vermutung, einerseits an deren Öffnungszeiten und andererseits an den hohen Entsorgungskosten. „Dazu kommt dann sicher auch noch die Bequemlichkeit der Leute, die sich vorher nicht informiert haben und ihren Kühlschrank lieber einfach irgendwo abladen, bevor sie ihn wieder mit nach Hause nehmen“, sagt er.

Verzögerungen wegen Corona

In der Regel melden Anwohner oder Spaziergänger den Ort einer illegalen Müllentsorgung. Manchmal sind es die Polizei oder Städte und Kommunen selbst. Im Falle des Mülls am Sommerpostweg hatte die Stadtverwaltung Geesthacht Mitte Oktober von einem Spaziergänger davon Kenntnis erlangt und die Sache an den Fachdienst „Abfall und Bodenschutz“ des Kreises weitergegeben.

Dann kommt Neugebauer ins Spiel. Er begutachtet jeweils erst die Art der Hinterlassenschaft und entscheidet dann über die richtige Entsorgung. Das sich das mitunter hinziehen kann, liegt daran, dass ein Lkw mehrere Tatorte in einer Tour abklappert und bereinigt. „Eigentlich wollen wir jeden Fall innerhalb von zehn Tagen in Augenschein nehmen“, sagt der Kreis-Mitarbeiter. Derzeit dauert es jedoch deutlich länger. Neugebauer und seine Kollegen helfen nämlich mit der Hälfte ihrer Arbeitszeit bei der Kontaktnachverfolgung von Corona-Infizierten mit.

Direkt beim Kreis melden

Allerdings wird der Vorgang abgekürzt, wenn der Kreis ohne den Umweg über die Städte und Kommunen Kenntnis von einer illegalen Müllentsorgung erhält. Hinweise nimmt Thomas Neugebauer unter seiner E-Mail-Adresse neugebauer@kreis-rz.de oder per Telefon unter der Nummer 04541/88 84 56 entgegen.

Wegen der beiden Haufen Bauschutt am Sommerpostweg muss aber niemand mehr anrufen – auch wenn sie am gestrigen Sonntag noch an Ort und Stelle lagen.

Derweil hatte es Thomas Neugebauer nach seinem Termin am Geesthachter Ortsrand nicht weit bis zum nächsten Fall. Nur wenige Kilometer weiter haben Unbekannte am Ende eines Weges, der vom Industriegebiet an der Mercatorstraße in den Wald bei den Heidbergen führt, Wohnzimmermöbel und altes Holz entsorgt.