Geesthacht. Awo wandelt ihren Spielkreis in eine Tagesstätte um. Ein Grund: Das neue Kita-Gesetz hätte keine Förderung mehr vorgesehen.
Es ist 12 Uhr. Vor dem Eingang des Oberstadttreffs drängen sich 15 Kinder und deren Eltern. Gleich beginnt die Betreuung in der Nachmittagsgruppe der Kita „Sonnenschein“, zuvor müssen aber noch die 15 Kinder der Vormittagsgruppe den Raum im Obergeschoss des Oberstadttreffs (Dialogweg 1) verlassen. Die Fluchttreppe aus dem Obergeschoss, eine Auflage des Kreisjugendamtes für die Genehmigung der Einrichtung, dient in Corona-Zeiten als Ausgang.
Spielkreise stehen vor Wahl: Auf Förderung verzichten oder Kita werden
Bis zu den Sommerferien war die Kita noch ein Spielkreis der Arbeiterwohlfahrt (Awo) mit zehn bis 15 Kindern, der sich 19,5 Stunden pro Woche im Untergeschoss des Oberstadttreffs traf. Aber auch schon damals wurden die Kinder durch Fachpersonal, eine Erzieherin und eine ausgebildete Tagesmutter betreut. Im neuen Kita-Gesetz des Landes kommen Spielkreise jedoch nicht mehr vor, erhalten auch keine Förderung. Der Awo-Ortsverein stand vor der Wahl, den Spielkreis ohne staatliche Förderung fortzuführen, ihn einzustellen oder zu einer Kita mit höheren Anforderungen umzuwandeln.
Eine Wahl, vor der alle geförderten Spielkreise im Kreis standen. Laut Kreissprecher Tobias Frohnert wurden in ihnen 155 Kinder über drei Jahren und 35 unter drei Jahren betreut. Drei von insgesamt zehn Spielkreisen wurden bisher zur Kita mit insgesamt 60 Plätzen umgewandelt. „Das heißt allerdings nicht, dass alle anderen Spielkreise die Betreuung eingestellt haben. Die Einrichtungen können aber nicht mehr gefördert werden“, so Frohnert.
Alle Kitas in Geesthacht bieten 122ß Betreuungsplätze
Die neue Awo-Kita „Sonnenschein“ ist die 16. Kita der Elbestadt. Alle Kitas zusammen bieten 1220 Betreuungsplätze: 790 in den Regelgruppen, 270 in den Krippen sowie 105 für Hortkinder. Darüber hinaus gibt es 55 Integrationsplätze sowie zwölf Tagespflegestellen. Die genaue Zahl der Kinder auf der Warteliste kann aktuell nicht ermittelt werden, da es in Geesthacht keine zentrale Vergabe der Plätze gab und sich Eltern in mehreren Kitas angemeldet hatten. Durch das Kita-Portal des Landes, über das nun alle Anmeldungen erfolgen, kann aber wegen technischer Fehler derzeit auch keine Gesamtzahl der Kinder, die auf einen Kita-Platz warten, ermittelt werden. Im Rathaus geht man laut Pressesprecher Torben Heuer davon aus, dass mehr als 200 Kinder auf der Warteliste stehen.
Schulze rechnet auch für betreute Grundschule mit hoher Nachfrage
„Wir hatten deshalb ein großes Interesse, dass dieser Spielkreis nicht wegfällt“, sagt Bürgermeister Olaf Schulze (SPD). Die Stadt übernahm deshalb auch den Bau der Fluchttreppe und die Anpassung der Sanitäranlagen für die Kita-Kinder. Der Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz gilt in Deutschland seit 1996, 2013 kam der Anspruch auf einen Krippenplatz hinzu.
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Damals ging man vor einer Versorgungsquote von 35 Prozent als ausreichend aus. „Heute geht diese Quote eher gegen 80 oder 85 Prozent“, so Schulze, der auch nach dem für 2025 geplanten Rechtsanspruch für eine ganztägige Betreuung an der Grundschule mit ähnlichen Zuwächsen rechnet.
Für die Kita musste neues Personal eingestellt werden
„Für uns war das eine Herausforderung“, sagt Annemarie Argubi-Siewers vom Awo-Vorstand. Um die 25 Betreuungsstunden pro Gruppe abzudecken, musste neues Personal eingestellt werden. Ärgerlich: Die Tagesmutter-Qualifikation einer Mitarbeiterin wird in der Kita nicht mehr anerkannt. „Wir haben unsere langjährige Mitarbeiterin dennoch nicht entlassen“, so Argubi-Siewers: Die zur Zeit erkrankte Frau macht nun eine Ausbildung zur Sozialpädagogischen Assistentin.