Geesthacht. Das Geesthachter Krankenhaus kooperiert als Praxisanbieter mit der Universität Hamburg. Die ersten Hebammen sind im Einsatz.
Begleitung der Frauen in der Schwangerschaft, während der Geburt, im Wochenbett und der Stillzeit – Hebammen haben vielfältige und verantwortungsvolle Aufgaben. Um den gestiegenen Anforderungen in der Versorgung von Mutter und Kind gerecht zu werden, um mehr Wissen in Tiefe und Breite zu erlangen, um mehr Anerkennung in der Öffentlichkeit und um am Ende auch ein angemessenes Gehalt zu bekommen, hat der Bundestag im vergangenen Jahr beschlossen, dass künftig alle, die Hebamme werden wollen, ein Bachelorstudium absolvieren müssen.
Seit diesem Wintersemester gibt es den Studiengang Hebammenwissenschaften auch an der Universität Hamburg. Zu den ersten Studierenden des dualen Studiengangs gehören Johanna Krechel-Bouda aus Bergedorf und Valeen Kölling aus Hamburg. Ihren praktischen Teil absolvieren die beiden Frauen im Johanniter Krankenhaus Geesthacht, das sich nach einer intensiven, rund eineinhalb Jahre dauernden Vorbereitung als Kooperationskrankenhaus beworben und qualifiziert hat.
Studiengang Hebammenwissenschaften an Hamburger Hochschule
„Es war an der Zeit, dass die bislang schwerpunktmäßig praktische Ausbildung um einen wissenschaftlichen Teil ergänzt wird“, sagt Miriam Jens, Leitende Hebamme am Geesthachter Krankenhaus. Gemeinsam mit ihrer Kollegin Annemarie Wiegel betreut sie die beiden Studierenden, die kurz nach Semesterbeginn für drei Wochen in ihr künftiges Lehrkrankenhaus reinschnuppern dürfen. Das Johanniter Krankenhaus haben sie sich bewusst ausgesucht. „Der Kreißsaal hat einen sehr guten Ruf“, sagt Krechel-Bouda zu ihrer Entscheidung.
„Uns zeichnet aus, dass wir Geburtshilfe in einer Form anbieten, wie sie häufig personell nicht mehr möglich ist“, erläutert Miriam Jens. In Geesthacht gibt es eine Eins-zu-eins-Betreuung – jede werdende Mutter bekommt eine Hebamme an ihre Seite. „Durch die intensive Begleitung ist unsere Kaiserschnittanzahl relativ gering, was wiederum das Bonding, die Nähe zwischen Mutter und Kind, fördert“, erläutert Jens. Rund 750 Geburten im Jahr zählt das Johanniter Krankenhaus, nur ein Fünftel davon per Kaiserschnitt – ein respektables Ergebnis. „Wir haben in der Regel normale Geburten, betreuen also Frauen mit einer normalen, unproblematischen Schwangerschaft“, sagt Miriam Jens. Wenn es sich durch die Voruntersuchungen bereits andeutet, dass die Geburt zum Beispiel durch die Kindslage schwierig werden könnte, vielleicht sogar riskant für Mutter und Kind, dann empfehlen sie der werdenden Mutter, aber auch eine größere Klinik mit mehr technischen Möglichkeiten aufzusuchen. Das UKE könnte diese Fälle übernehmen.
Krankenhaus hat sich auf die Kooperation mit der Uni vorbereitet
Vom Engagement der beiden ausbildenden Hebammen und der Freude an ihrem Beruf haben die beiden Studierenden schon nach wenigen Tagen profitieren können. „Da wir ja noch kaum Theorie an der Uni hatten, sind wir in erster Linie nur Beobachterinnen“, sagen sie. Aber dafür durften sie schon bei Geburten dabei sein, den Kopf des Babys halten, an einer Wassergeburt teilnehmen. „Es ist toll, wie viel wir mithelfen dürfen“, sagt Valeen Kölling angetan. Allein das bestätige sie in ihrer Wahl des Krankenhauses.
Drei Wochen sind die beiden zurzeit im Johanniter Krankenhaus. Dann folgen zwei Semester reine Theorie, die an der Universität Hamburg und der HAW gelehrt wird. „Wir kommen erst im dritten Semester wieder nach Geesthacht“, bedauern sie. Dann aber für eine längere Zeit und bereits mit einem Grundstock an wissenschaftlichem Hintergrundwissen.
Auch interessant:
Johanniter-Krankenhaus: Schwanger in Corona-Zeiten
Miriam Jens und Annemarie Wiegel freuen sich über die künftige Zusammenarbeit mit Johanna Krechel-Bouda und Valeen Kölling. „Wir haben richtig Lust, Nachwuchs auszubilden“, sind sie sich einig. Nicht umsonst haben sie sich für die Kooperation mit der Universität lange vorbereitet und beworben. „Dass die Wahl auf uns fiel, ist auch eine Art Auszeichnung für unsere Arbeit“, freuen sich Miriam Jens und Annemarie Wiegel.