Grabau. Bekannter TV-Produzent und Moderator liest in Grabau aus seinem Buch, in dem er den Kampf gegen die Krankheit beschreibt.
Wenn die Beerdigung einer 51-jährigen Bekannten, der Geburtstag der Ehefrau und die Diagnose Krebs auf einen Tag fallen, dann gewinnt das Thema Lebenszeit eine ganz neue Dimension. Diese Erfahrung hat der in Kassel geborene Journalist, Fernsehmoderator und Filmproduzent Hubertus Meyer-Burckhardt vor drei Jahren gewonnen. Am 13. Oktober 2017 fielen diese drei prägenden Ereignisse zusammen, und bei der Geburtstagsfeier seiner Frau in einer Berliner Gaststätte sagte der 64-Jährige sich, dass er dem Krebs – zwei langsam wachsenden Karzinomen – den Kampf ansagen wolle.
Meyer-Burckhardt hat den Kampf gegen die Karzinome, die er nach seinen Lieblingsschriftstellern Kafka und Shaw benannt hat, gewonnen, wie er am Rande seiner Lesung am Dienstagabend im Grabauer Dorfgemeinschaftshaus gegenüber unserer Zeitung betonte. Seinen Kampf gegen den Krebs hat er in einem Buch mit dem Titel „Diese ganze Scheiße mit der Zeit“ aufgearbeitet, das er jetzt in Grabau vorstellte. „Ich weiß, dass viele Menschen diese Fäkalsprache nicht mögen. Aber kein anderes Wort beschreibt ein Desaster besser als dieses, und es befreit in einer Krisensituation auch ungemein“, sagte der Autor, der wegen einer Bombenentschärfung drei Minuten zu spät erschien: „Sehr unpassend, wenn es um die Zeit geht.“
Erste Veranstaltung nach dem Corona-Lockdown
Es war eine doppelte Premiere: Die erste Veranstaltung nach dem Corona-Lockdown der Stadtbücherei Schwarzenbek und zugleich die erste Veranstaltung, die die Bücherei mangels Raumkapazitäten in Schwarzenbek nach Grabau auslagern musste. Während in den Büchereien in Lauenburg und Geesthacht bereits Besucher empfangen werden können, bleiben das Schwarzenbeker Rathaus und somit auch die Bücherei für den Publikumsverkehr weiter geschlossen. Deshalb kam auch der Festsaal nicht als Veranstaltungsort infrage.
„Wir sind wieder da und freuen uns, wieder Besucher zu einer Lesung empfangen zu können“, sagte Büchereileiterin Patricia Fasheh. „Wir hatten Kapazitäten frei und freuen uns, wenn wir attraktive Veranstaltungen ins Dorf bekommen“, ergänzte Grabaus stellvertretender Bürgermeister, Holger Ziel.
Jeweils 30 Besucher in zwei „Schichten“
Und mit der Lesung von Hubertus Meyer-Burckhardt konnten sich die Gäste auf einen besonderen literarischen Leckerbissen freuen. In zwei „Schichten“ lauschten jeweils 30 Besucher den humorvoll aufbereiteten, aber durchaus hintergründigen Betrachtungen von Meyer-Burckhardt über den Wert der schwindenden Lebenszeit. „Du hast zwei Leben. Das zweite beginnt, wenn du merkst, dass du nur eins hast“, zitierte der Autor.
Eine Erfahrung, die er auch machte, als er die Krebsdiagnose bekam und wusste, dass seine Lebensuhr wohl schneller als geplant ablaufen wird. Durch diesen Wink des Schicksal veränderte Hubertus Meyer-Burckhardt seine Einstellung zur Zeit gravierend. Er lässt sein Leben Revue passieren und macht vieles bewusster und langsamer.