Geesthacht. Der Betriebsleiter des Freizeitbads Geesthacht, Kay Schulze, musste am Montag sofort das Gelände verlassen. Er rätselt, warum.

Mit viel Elan und frischen Ideen ist Kay Schulze im Frühjahr als Betriebsleiter des Freizeitbads Geesthacht gestartet. Der 51-Jährige hat es mit seiner zugewandten Art geschafft, binnen weniger Wochen eine Fangemeinde unter den Badegästen zu schaffen. Umso größer ist die Fassungslosigkeit bei vielen Geesthachtern, dass die Stadtwerke am letzten Tag der Saison, der gleichzeitig der letzte Tag der Probezeit von Kay Schulze war, den engagierten Badleiter während des laufenden Betriebs grundlos gekündigt haben.

Es war Montagnachmittag, berichtet Kay Schulze. Er stand mit einigen Badegästen zusammen, die sich seit Wochen täglich beim Bahnenziehen treffen. Man klönte, verabschiedete sich ausgelassen und äußerte Vorfreude auf die Saison 2021. „Plötzlich tauchte die Personalchefin gemeinsam mit dem Betriebsratschef auf und bat mich ins Büro“, schildert er. Mit wenigen Worten sei ihm dann die Kündigung ausgesprochen worden. „Ohne jegliche Vorwarnung“, sagt er. Auf die Frage nach dem Grund, erhielt er nur als Antwort, dass eine Kündigung während der Probezeit keines Grundes bedarf.

Ihm ist Hausverbot für alle Gebäude der Stadtwerke erteilt worden

Aber damit war für Kay Schulze das persönliche Drama noch nicht zu Ende. Denn weil er den wartenden Stammbadegästen fassungslos von der Kündigung berichtete, musste er auf Anordnung der Personalchefin sofort das Freizeitbad verlassen. „Am Ende wurde mir sogar mit der Polizei gedroht!“ Und das nur, weil er scherzte, er könne sich ja mit einem Ticket erneut Eintritt verschaffen, sagt er.


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Für den Schwimmmeister ist eine Welt zusammengebrochen. Nicht nur, weil er von einem Tag auf den anderen arbeitslos geworden ist. Auch sein Glaube an ein faires Miteinander innerhalb eines Unternehmens sei angeknackst. „So ein respektloses Verhalten habe ich in den 30 Jahren meiner Berufstätigkeit noch nirgendwo erlebt“, sagt er. Weil er seine Situation in den sozialen Medien öffentlich machte, sei ihm nun auch Hausverbot auf allen Grundstücken und in allen Gebäuden der Stadtwerke erteilt worden.

Bisher gute Kooperation mit Bad und Mitarbeitern

Das Freizeitbad hat seit 31. August geschlossen.
Das Freizeitbad hat seit 31. August geschlossen. © Dirk Schulz | Dirk Schulz


Die Kündigung hat große Empörung bei vielen Badegästen ausgelöst. „Ich kann diese Personalentscheidung absolut nicht nachvollziehen“, sagt Thomas Uhlig. Er habe Kay Schulze als einen äußerst kompetenten Badleiter und freundlichen Menschen kennengelernt: „Ich habe selten eine so gute und entspannte Atmosphäre unter den Badmitarbeitern erlebt.“

Auch Ulla Viebrock, Sportlehrerin am Otto-Hahn-Gymnasium, zeigt sich überrascht von der Kündigung. „Ich bin mit Klassen häufig im Freibad gewesen und war immer sehr zufrieden“, sagt sie. „Wir haben eine gute Kooperation mit dem Bad und den Mitarbeitern. Es hat trotz Corona alles super geklappt.“ Das sei auch Kay Schulze zu verdanken, der die Hygienevorgaben sinnvoll umgesetzt und die Bahnregelungen „großartig organisiert“ habe.

„Seit langer Zeit mal wieder eine kompetente Fachkraft“

Christina Liedke und Benjamin Ahlborn gehören zu den Badegästen, die die Kündigung live miterlebt haben. „Ich war geschockt“, gesteht die Geesthachterin. „Nicht nur, dass ich es unseriös finde, dass einem am letzten Tag der Probezeit unvorbereitet gekündigt wird. Aber er wurde wie ein Krimineller abgeführt“, sagt sie, noch immer entsetzt. Sie bedauert zutiefst, dass das Bad Kay Schulze verliert. „Er hatte immer ein offenes Ohr und ist auf die Badegäste zugegangen. Die gute und entspannte Stimmung im Bad hatte auch mit ihm zu tun!“

All das bestätigt Benjamin Ahlborn aus Geesthacht. „Das Bad hatte mit Kay Schulze seit langer Zeit mal wieder eine kompetente Fachkraft, die mit viel Engagement und Herzblut ihren Job gemacht hat.“ Er findet es unverständlich, dass man einen Mann, der so kreativ ist, dazu bei den Gästen beliebt und angesehen, nicht hält. Zwar wisse niemand, was hinter der Kündigung stecke, „aber an Herrn Schulze kann es nicht liegen“, ist er sich sicher. Er fügt hinzu, dass die Stammgäste gern aus erster Hand erfahren würden, warum Kay Schulze gehen muss. „Meine Vermutung ist, dass ein Mitarbeiter mit so vielen eigenen guten Ideen nicht ins Konzept des Geschäftsführers der Stadtwerke passt!“

Rund 60.000 Badegäste von Mitte Juni bis Ende August

Volker Samuelsson, Kreistagsabgeordneter von der BfG und Aufsichtsratmitglied der Wirtschaftsbetriebe Geesthacht war ebenfalls Zeuge der Kündigungsaktion. „Ich war sehr beeindruckt von dem Badleiter, mit dessen Hilfe es trotz Corona eine wirtschaftlich gute Badsaison geworden ist“, weiß er. Rund 60.000 Badegäste seien es von Mitte Juni bis Ende August gewesen, ein seiner Meinung nach akzeptables Ergebnis. Entrüstet ist auch er über die Art und Weise der Kündigung: „Wenn das gang und gäbe ist, dass mit kompetenten Mitarbeitern so verfahren wird, wird es nicht leicht für einen neuen Badbetriebsleiter“, mutmaßt er.

„Wir diskutieren Personalentscheidungen zum Schutz der Betroffenen natürlich nicht öffentlich“, hieß es seitens der Stadtwerke zu den Geschehnissen. Auch Bürgermeister Schulze, Aufsichtsratvorsitzender der Stadtwerke, wollte die Personalentscheidung nicht kommentieren. Er gehe aber nicht davon aus, dass sie aus Jux und Dollerei getroffen wurde, zum Beispiel um im Winter Personal zu sparen.

Wie es für Kay Schulze jetzt weitergeht? „Ich weiß es nicht. Noch bin ich ratlos“, sagt er. „Grundsätzlich aber möchte ich den Job trotz der schwierigen Situation derzeit gern weitermachen“, sagt er.