Geesthacht. Die Landesverkehrswacht mahnt Eltern zu mehr Probeläufen. Auftaktaktion in Geesthacht an der Oberstadt-Grundschule.
Für 100 Kinder begann gestern in der Geesthachter Oberstadt-Grundschule der Ernst des Lebens. Wegen der Corona-Pandemie wurden sie klassenweise in fünf Schichten eingeschult. Mit dabei waren Vertreter vom Verkehrsministerium, der Landesverkehrswacht, der Politik sowie vom Sparkassenverband. Denn der Festakt hatte auch einen ernsten Hintergrund: Bundesweit sind im vergangenen Jahr 13.409 Kinder unter zehn Jahren bei Verkehrsunfällen verunglückt. Dabei erlitten 11.408 Kinder leichte Verletzungen, 1969 wurden schwer verletzt und 32 getötet.
Damit die Kinder sicher zur Schule kommen, richtet die Landesverkehrswacht jedes Jahr die Präventionsaktion „Das kleine Zebra auf dem Schulweg“ aus. Dazu gibt es Tipps in einer Broschüre die kostenlos an alle Eltern von Abc-Schützen verteilt und vom Verband der Sparkassen Schleswig-Holstein finanziert wird. Die zentrale Auftaktveranstaltung für die landesweite Verkehrssicherheitsaktion fand gestern Vormittag in der Grundschule in der Oberstadt statt.
Eltern üben weniger den Schulwegen mit den Kindern
„Für uns ist das eine Herzensangelegenheit. Vor allem die vielen Elterntaxis vor unserem Schulgebäude bereiten uns Sorgen. Denn viele Eltern kommen mit großen Geländewagen und können die kleinen Kinder, die zu Fuß kommen nur schlecht sehen“, sagte Schulleiterin Ulrike Wulff.
„Ich kümmere mich seit 1975 um Prävention im Straßenverkehr. Die Probleme nehmen zu, die Unfallzahlen auch. Der Verkehr nimmt zu, die Eltern üben weniger oder gar nicht den Schulweg mit den Kindern. Außerdem sind die Kinder oft abgelenkt, weil schon Erstklässler mit dem Handy spielen oder Musik über Ohrstöpsel hören“, klagte Dietmar Benz, Präsident der Landesverkehrswacht.
Richtiges Verhalten an der Bushaltestelle
„Ihr seid die ersten Kinder, die die neue Broschüre bekommen. Sie wird auch mehrsprachig aufgelegt“, erklärte Anne Wohlfahrt vom Sparkassenverband den Schülern. Denn immer mehr Familien haben einen Migrationshintergrund. Aktualisierungsbedarf bestand aber auch, weil zwar die Gefahren des sogenannten „toten Winkels“ im Rückspiegel von Bussen und Lkw lange bekannt sind, diese Thematik aber bislang nicht in der Broschüre behandelt wurde. „Neu ist auch, dass wir nicht nur auf das richtige Verhalten im Schulbus, sondern auch an der Bushaltestelle hinweisen. Auch dort gibt es viele Gefahren für Kinder“, betonte Elisabeth Pier, Geschäftsführerin und Vizepräsidentin der Landesverkehrswacht.
Unisono warnten Kreispräsident Meinhard Füllner, Bürgermeister Olaf Schulze und Rektorin Ulrike Wulff Eltern davor, ihre Kinder ohne Not mit dem Auto zur Schule zu bringen. „Kinder brauchen Bewegung und es ist gut, wenn sie laufen“, so Füllner. „Man sollte die Kinder nicht unterschätzen und tut ihnen keinen Gefallen damit, sie zu fahren. Im Gegenteil: Das ist auch gefährlich für andere Kinder, die zu Fuß vor der Schule unterwegs sind, wenn dort viel Verkehr herrscht“, sagte Dietmar Benz.
Mindestens fünf Mal Schulweg mit Kind abgehen
Wichtig sei es aber, den Schulweg zu üben und dabei auf sichere Übergänge über die Straße zu achten. „Das geschieht leider zu wenig. Sei es weil die Eltern keine Zeit oder aber auch keine Lust haben. Mindestens fünf Mal sollte man den Schulweg mit den Kindern abgehen, damit die Strecke sitzt. Danach sollte man den Kindern unauffällig nachgehen und das überprüfen“, empfahl Dietmar Benz.