Geesthacht. Die Schauspielerin und Regisseurin ist mit 88 Jahren nach langer Krankheit gestorben. 1974 zog sie mit ihrer Familie nach Geesthacht.
Holsteiner Platt war sowas wie ihre Muttersprache und die Niederdeutsche Volksbühne Geesthacht für sie wie eine Familie. Am 27. Juni ist Irma Andersen nach langer Krankheit im Alter von 88 Jahren gestorben.
1974 war Irma Andersen mit ihrem Mann Gerd und den Kindern von Hamburg nach Geesthacht gezogen. Zwei Jahre später ist sie in den Verein eingetreten. Theater gespielt hatte sie bereits in zuvor, und das Hobby ließ sie nicht los. Kaum war sie im Verein, entwickelte sie frische Ideen, die sie einbrachte und umsetzte: 1983 gründete sie die Jugendgruppe, die sie zehn Jahre lang leitete und die der Grundstein war für die „Schummerstünn“, die sie 1995 auf die Beine stellte.
Irma Andersen führte Regie und spielte in den Stücken mit
Kurze Sketche in einem persönlichen Rahmen von Kindern und Erwachsenen vor einem kleine Publikum gespielt, wurde zu einem beliebten Format, das noch heute regelmäßig das Theaterjahr beendet. „Das war ihre Welt, dann war sie zufrieden“, sagte Marianne Kurtz, Vorsitzende der Niederdeutschen Volksbühne. Parallel dazu spielte Irma Andersen zwischen 1979 und 1999 in fast allen Stücken mit oder führte Regie.
Immer aktiv, kreativ, quirlig. Optimistisch. Voller Zuversicht und Zutrauen. „Sie hat mich, als ich neu im Verein war, quasi an die Hand genommen und mir Mut gemacht, schnell eine große Rolle zu spielen. Sie hat an mich geglaubt“, sagt Marianne Kurtz. Und nicht nur ihr hat Irma Andersen Kraft gegeben – mit ihrer positiven Ausstrahlung habe sie den Verein maßgeblich geprägt und viele Schauspieler beeinflusst. Kurtz: „Für mich war sie so etwas wie eine Ziehmutter, was die Bühne angeht.“
Verdienstmedaille der Bundesrepublik Deutschland
Ein Bündel an Energie, begeisterungsfähig, kraftvoll und energisch – auf und hinter der Bühne, erinnert sich Claudia Müller, Sprecherin der Niederdeutschen Volksbühne. Aber auch streng, lacht die 55-Jährige. Wenn Irma Andersen Regie geführt hatte, dann musste alles einhundertprozentig sein. Und es wurden einige Szenen immer wieder geübt, bis sie so waren, wie die Regisseurin sie haben wollte. „Hartnäckig war sie. Aber dabei immer ein Ausbund an Fröhlichkeit!“, sagt Müller.
Jahrzehntelang war Irma Andersen zusätzlich zu ihrem Engagement als Schauspielerin, Maskenbildnerin und Regisseurin gemeinsam mit ihrem Mann Gerd auch im Vorstand eingebunden. Das blieb nicht ungesehen: 2002 wurde der damals 69-Jährigen von Bundespräsident Johannes Rau die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen und vom damaligen Staatssekretär Ralf Stegner überreicht. Der Tipp für die Ehrung kam von der Geesthachter CDU-Chefin Siglinde Porsch, die die ehrenamtliche Arbeit von Irma Andersen und der Niederdeutschen Volksbühne jahrzehntelang verfolgt hatte und Heide Simonis darauf aufmerksam machte. Die ganze Stadt war stolz auf sie. „Es war eine Ehrung für Irma und ihren Einsatz, aber auch eine Würdigung für den ganzen Verein“, sagt Claudia Müller.
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Beisetzung war am 10. Juli
In ihrer aktiven Zeit schien es für Irma Andersen keine Pause zu geben. „Sie hat uns immer zu Höchstleistungen angestachelt“, sagt Claudia Müller lachend. Irma Andersen war es egal, ob man müde von der Arbeit kam: Ziel war, immer das Beste aus dem Stück und aus jedem Schauspieler herauszuholen. „Das hat sie auch geschafft!“ sagt Marianne Kurtz.
Irma Andersen hat sich im Jahr 2000 aus der Vorstandsarbeit zurückgezogen. Acht Jahre später verabschiedete sich das Ehepaar Andersen nach 32 Jahren als frischgebackene Ehrenmitglieder aus dem Verein. „So ein Werdegang bei unserer Bühne ist vergleichbar mit einer Bergwanderung“, sagt Marianne Kurtz. Der Aufstieg war voller Dynamik, auf dem Gipfel wurde viel bewegt, am Ende im Tal angekommen ging es um Ausruhen und Erholung.“
Die letzten Jahre hat Irma Andersen in einem Heim verbracht. Am 10. Juli ist sie beigesetzt worden.