Geesthacht. Künstler und Initiator des Projekts Stolpersteine, Gunter Demnig, hat jetzt in Geesthacht die ersten zwei Steine verlegt.
Der Himmel hat geweint, als gestern in Geesthacht der erste Stolperstein verlegt wurde. Just in dem Moment, als der Künstler und Initiator des Projekts, Gunter Demnig, in der Johannes-Ritter Straße vor der Hausnummer 30 aus dem Auto stieg, begann ein so heftiger Regenguss, dass keiner der Anwesenden trocken blieb.
Doch das Wetter passte im Grunde zur Atmosphäre, die trotz des Starkregens für einen wichtigen Moment von Ernsthaftigkeit und Gedenken geprägt war. Fast 40 Anwesende, darunter auch Enkelin, Nichte und Urenkel von Rochus Pansa, beobachteten, wie Demnig den goldfarbenen Stein verlegte. Der Stolperstein soll an das Schicksal des politisch Verfolgten erinnern, der am 25. April 1945 während des Transports vom KZ-Neuengamme nach Lübeck verstorben ist.
Festnahme wegen politischer Aktivitäten
Der zweite Stein liegt seit gestern in der Norderstraße vor dem Haus mit der Nummer 22. Hier wird an Johann Baptist Lerchl erinnert. Ebenso wie das ehemalige KPD-Mitglied Pansa ist Lerchl 1944 aufgrund seiner politischen Aktivitäten festgenommen worden, nach vier Wochen aber wieder aus dem KZ Neuengamme entlassen worden. Später war das SPD-Mitglied auch Mitglied der Ratsversammlung Geesthacht.
„Ich freue mich für meinen leider bereits verstorbenen Mann, dass mit diesem Stein seines Vaters gedacht wird“, sagt Schwiegertochter Ellen Lerchl bewegt. Die 83-Jährige wohnt noch immer in Hausnummer 22 und hat beobachtet, wie vor den Augen vieler Geesthachter Bürger und Vertretern der Fraktionen der SPD, Grüne, FDP und CDU der Stolperstein von Gunter Demnig in den Gehweg eingelassen wurde.
Stolpersteine als wichtiges Signal
„Wir setzen mit den Stolpersteinen ein wichtiges Signal“, sagt Bürgermeister Olaf Schulze. „Sie sind nicht nur ein Gedenken an die Männer, die für ihre politische Haltung eingetreten sind, sondern auch eine Warnung vor Rechtsradikalismus. Die Steine sollen daran erinnern, was passiert, wenn Parteien an die Macht kommen, die nicht demokratisch sind“, mahnt Schulze. Der Zeitpunkt, 75 Jahre nach Kriegsende, sei Zufall, aber ein passender Zeitpunkt für das Erinnern.
Sowohl Rochus Pansa als auch Johann Baptist Lerchl wurden im August 1944 im Rahmen der „Aktion Gitter“ festgenommen worden. Das war eine umfassende Verhaftungsaktion der Gestapo nach dem gescheiterten Attentat auf Adolf Hitler im Juli 1944, die sich gegen ehemalige Funktionäre und Mandatsträger einiger Parteien der Weimarer Republik gerichtet hat.
Recherchen zu weiteren Opfern laufen
Die Geesthachter Parteien unterstützen das Erinnerungsprojekt – auch finanziell. So ist die FDP Patin des Steins für Rochus Pansa und die SPD hat den Stein des ehemaligen Ratsmitglieds Lerchl finanziert und kümmert sich um die Pflege.
Die Verlegung des dritten Steines für Arthur Rose wird vertagt. Recherchen zu weiteren Opfern der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft laufen. Wer noch alte Zeitungsausschnitte hat oder andere Informationen, möge sich bitte an Helmut Knust vom Heimatbund und Geschichtsverein wenden.