Geesthacht. Der Geesthachter hat sich der Bonsai-Kunst verschrieben, war aber noch nie im Kultland Japan. Geplante Ausstellung fällt aus.

Rund 400 Bäume besitzt Jens Ringe – ein parkähnliches Grundstück benötigt der 49-Jährige indes nicht für seinen kleinen Wald. Denn der ist in der Tat wirklich klein. Jens Ringe hat sich der Aufzucht und Pflege von Bonsai-Bäumen verschrieben.

Für den Geesthachter ist die japanische Gartenkunst nicht einfach nur ein Hobby. Seitdem er als 15-Jähriger auf der Insel Mainau im Bodensee zum ersten Mal einen Bonsai gesehen hatte, schlägt sein Herz für diese Bäume und Sträucher im Miniformat. Von der Berberitze über die Zierquitte bis hin zur Blutpflaume zieren nun rund 400 Exemplare seinen Garten, das Garagendach und die Dachterrasse.

Ringe hat das Kultland Japan nie besucht

Stolz ist er vor allem auf eine Kiefer, die mit geschätzten 200 bis 250 Jahren der älteste Bonsai in seiner Sammlung ist. Um das Alter zu bestimmen, hat Ringe einen etwa zwei Zentimeter dicken Teil des Bonsais aufgeschnitten. „Ich habe 60 Ringe gezählt und die entsprechend mit dem Umfang des Baumes hochgerechnet“, erklärt der Bonsai-Spezialist.

Ringe hat das Kultland der Bonsai-Kunst Japan nie besucht. Schließlich gäbe es auch in Europa mittlerweile eine sehr aktive Bonsai-Szene. Zudem ist Ringe die japanische Bonsai-Kunst ein wenig zu steif. Dort seien die Bäume selten größer als einen Meter. „Ich mache lieber das, was mir gefällt, und höre mir an, was der Baum will“, erklärt Jens Ringe. Auch beruflich hat er mit Bäumen zu tun. Mit seinem Bruder Jan hat er die Baumpflegefirma BaumRinge gegründet und ist zudem als Baumkletterer unterwegs.

Bäume gibt es seit rund 1000 Jahren in Japan

In Japan wird die Bonsai-Kunst verehrt. Viele Bäume sind seit Jahrhunderten im Familienbesitz und manchmal sogar weltbekannt. Der 800 Jahre alte Wacholder von Kunio Kobayashi etwa ist so ein berühmtes Meisterstück, der Baum wurde zum nationalen Kunstwerk ernannt. Zu sehen ist das Meisterwerk in Tokio.

„In Japan gibt es Bäume, die kosten mehrere Millionen Euro. Andere bringen locker 50.000 bis 100.000 Euro ein. Dort gelten sehr strengen Richtlinien. Wer beispielsweise eine Ausbildung macht, beschäftigt sich die ersten ein bis zwei Jahre ausschließlich mit dem Gießen“, berichtet Jens Ringe.

In Japan gibt es die „Bäume in der Schale“ – so die Übersetzung von Bonsai – seit rund 1000 Jahren. Erfunden aber wurde die Gartenkunst vermutlich vor mehr als 2300 Jahren in China. In Europa ist die Kunst des Kleinhaltens von Bäumen seit 1867 bekannt. Die Japaner zeigten die Technik damals auf der Weltausstellung in Paris.

Auf Eis gelegt: Bonsai-Ausstellung in Bergedorf

Jens Ringe setzt fast hauptsächlich auf einheimische Bäume und Sträucher, die deshalb winterfest sind. „Einen Bonsai zu ziehen ist eigentlich nicht so schwer. Es gibt gute Bäume für Anfänger, wie beispielsweise einen Ficus. Die häufigsten Fehler sind, dass sie ihn totgießen, falsch schneiden oder minderwertiges Substrat benutzen“, erklärt Ringe. Einmal im Jahr topft er seine Bonsais um. Damit die Bäume in den flachen Schalen Halt haben, werden sie mit Draht, der von unten in die Schale gezogen wird, befestigt. Und das richtige Substrat ist wichtig. Ringe setzt auf eine Mischung aus Lava, Bimsstein und Kiefernrinde. „Bei den Bonsais verlängert man quasi die Jugendphase, der Baum bleibt jung und wächst deshalb zu keinem großen Baum heran“, erklärt der Bonsai-Künstler.

Eigentlich wollte Ringe mit einigen Mitstreitern im Juni eine Bonsai-Ausstellung im Bergedorfer Schloss auf die Beine stellen. Wegen der Pandemie sind die ursprünglichen Pläne auf Eis gelegt. Stattdessen gibt es ab dem 13. Juni eine Online-Ausstellung auf Youtube zu bewundern. Informationen unter: https://bonsaikunst-hamburg.de.