Geesthacht. Die Betreiberin der Einrichtung „Am Ilensoll“ in Geesthacht hofft, dass es weitergeht. Zehn Bewohner und elf Angestellte betroffen.

Als wäre die aktuelle Lage aufgrund der Coronakrise für Alten- und Pflegeheime nicht schon schwierig genug, kommt für die Einrichtung „Am Ilensoll“ in Geesthacht nun eine weitere Herausforderung hinzu: Auf Antrag einer Betriebskrankenkasse (BKK) hat das zuständige Amtsgericht Schwarzenbek jetzt ein vorläufiges Insolvenzverfahren eingeleitet.

Von außen sieht das Alten- und Pflegeheim wie ein normales Wohnhaus aus. Der Garten ist großzügig angelegt: Es gibt einen Wintergarten, mehrere Blumenbeete und eine Terrasse mit einer Sitzgruppe. Hier hat Eigentümerin Bianca Bußmann bereits Platz genommen und wartet, denn sie hat sich zu einem Interview entschieden, um dem Thema Insolvenz so transparent wie möglich zu begegnen. Sie sagt: „Bevor überall getuschelt wird, möchte ich einmalig ausgiebig Stellung beziehen.“

Außenstände haben Betrieb in finanzielle Schieflage gebracht

Die Alten- und Pflegeeinrichtung existiert seit rund 25 Jahren. Bereits vier Besitzer gab es. „Am 1. Mai 2018 habe ich den Betrieb übernommen“, sagt die Schwarzenbekerin, die mit Mundschutz und ausreichendem Sicherheitsabstand spricht. „Zehn Bewohner mit dem Pflegegrad 2 bis 5 werden hier von elf Angestellten liebevoll betreut. Wir sind wie eine riesige Familie“, sagt Bianca Bußmann. und hält kurz inne: „An sich läuft der Betrieb gut, aber wir sind eben von Kostenträgern abhängig.“

Soll heißen: Auf das Geld von Angehörigen, der Pflegekasse und der Sozialämter. „Für kleinere Betriebe ist es sehr schwierig mit Außenständen klar zukommen. Das hat uns in eine Schieflage gebracht“, so Bußmann. Die Forderung der BKK konnte sie nicht bezahlen. Konkrete Zahlen will sie nicht nennen. Und nun komme die Coronakrise noch oben drauf. Eine Bewohnerin sei kürzlich verstorben, eine Neuaufnahme sei derzeit nicht möglich. Das Risiko, das Coronavirus ins Haus zu holen, müsse so gering wie möglich gehalten werden.

Forderung der BKK mittlerweile beglichen

Sie habe bereits an einem Eigenantrag zu einem Insolvenzverfahren gearbeitet, so Bianca Bußmann, doch dann „war die BKK schneller.“ Das Amtsgericht Schwarzenbek hat das vorläufige Insolvenzverfahren per Beschluss eingeleitet. Bußmann hat eine Insolvenzverwalterin zugeteilt bekommen, die den Schuldenstand und die Lage des Unternehmens prüft. Die Heimleiterin hat ihre Mitarbeiter, die Angehörigen der Bewohner und die Lieferanten informiert. Sie alle hielten dem Alten- und Pflegeheim die Treue. „Ich wollte von Anfang an mit offenen Karten spielen“, betont Bianca Bußmann.

Mittlerweile habe sie auch die Forderung der BKK beglichen. „Im Nachhinein denke ich, dass es der richtige Weg ist.“ Mit ihrer Insolvenzverwalterin habe sie alle Schritte besprochen und eingeleitet. So erhalten die Mitarbeiter Insolvenzgeld von der Agentur für Arbeit. Das ist für maximal drei Monate möglich. Bußmann blickt positiv in die Zukunft: „Wir wollen hier definitiv weitermachen.“ Grundsätzlich habe das Unternehmen in den vergangenen ­Jahren schwarze Zahlen geschrieben. Mit der Insolvenzverwalterin werde derzeit über Sanierungsmaßnahmen gesprochen.​

Auch Bewohnerin Anneliese Staack (85) sieht trotz des vorläufigen Insolvenzverfahren keinen Unterschied. Sie sagt: „Wir können uns hier nicht beschweren, es wird sich gut um uns gekümmert.“