Geesthacht. Die Frage „Wem gehört der Stadtwald?“ steht im Raum. Anwohner beim Ostpreußenweg sind verärgert über die Abholzungen im Waldgebiet.
„Eine Schneise der Verwüstung ist das“, sagt Frank Böhmke. Er ist empört über die Arbeiten im Geesthachter Stadtwald, die Mitte März nach knapp drei Wochen beendet wurden. „Du konntest von hier aus da nicht durchgucken. Jetzt schaue ich bis zur Oberstadtschule. Das hat nichts mehr mit Wald zu tun“, klagt er.
Für ihn und weitere Anwohner beim Ostpreußenweg soll die Sache ein Nachspiel haben. Das Schlimmste seien die ausgebauten Wege. „Das sieht ja jetzt aus, als ob eine Schnellstraße durchführen soll. Keiner geht da mehr gern durch“, stellte Böhmke fest. Er hat unter den Nachbarn Mitstreiter gewonnen, sie wollen das Thema an die Parteien herantragen. „Muss man da so brachial vorgehen? Für wen soll der Wald attraktiv sein? Gerade wir Bürger sollen ihn doch für die Naherholung nutzen“, meint Frank Böhmke. Markus Kaminksi erwartet klarere Vorgaben seitens der Stadt. Der Fachbereich Umwelt sollte steuernd eingreift, um solche „Kollateralschäden“ zu verhindern.
Ein offenes Ohr haben die Anwohner bereits bei Grünen und CDU gefunden. Deren Fraktionsvorsitzender Arne Ertelt findet auch, „dass das mal ein Ausschuss thematisieren könnte. Ich werde das in der Fraktion ansprechen, wenn die Zeiten wieder ruhiger werden“, verspricht er.
Umweltausschuss soll Thema behandeln
Auch Ali Demirhan (Grüne) hat eine Unzufriedenheit mit Waldarbeiten registriert. „Die Menschen rufen wegen Beschwerden oft bei uns an“, sagt er. „Wir unterstützen die Initiative und hoffen, dass alle hier einen Naherholungswald haben wollen und keinen Wirtschaftswald.“ Auch die Grünen wollen das Thema im Umweltausschuss anfragen.
Die jährlichen Einnahmen durch den Holzverkauf aus dem Stadtwald liegen bei etwa 10.000 Euro, teilt die Stadt mit. Je nach Qualität wird es an Firmen oder Selbstwerber verkauft. Die Kiefernholzstapel, die nahe dem Ostpreußenweg liegen, sind als Industrieholz an einen Holzgroßhändler verkauft worden. Das Geld fließt in den Haushalt. „Die Kosten, die der Wald verursacht, sind deutlich höher als die Einnahmen durch Holzverkäufe“, betont Ulrike Stüber vom Fachdienst Umwelt. Denn dagegen stünden Maßnahmen am oder im Wald, für die pro Jahr 20.000 Euro zur Verfügung stünden. Hinzu komme weiteres Geld wie die Personalkosten für zwei städtische Forstarbeiter.
Kreisförster wird als Honorarkraft geholt
Auch Kreisförster André Guiard aus Hamwarde muss bezahlt werden. Er wird als Honorarkraft geholt, schaut, was im Stadtwald zu tun ist, schreibt Arbeitsaufträge für die Forstarbeiter und beaufsichtigt sie. „Der Stadtwald ist zu klein, um einen eigenen Förster zu beschäftigen“, erklärt Ulrike Stüben. Er umfasst die Heidberge mit etwa 110 Hektar und die Besenhorster Sandberge mit etwa 130 Hektar. Grundlage für Fällarbeiten ist das Forsteinrichtungswerk. Es regelt, welche Bestände und wie viel Holz in welchem Bereich entnommen werden dürfen.
Angesichts der Kritik sah sich André Guiard aufgefordert, die Arbeiten beim Ostpreußenweg zu erläutern. „Eigentlich war ich der Meinung, dass wir hier gar nicht viel gemacht haben“, sagte er beim Ortstermin mit unserer Zeitung. Im konkreten Fall sei weniger Holz geschlagen worden, als es das Forsteinrichtungswerk vorschlägt. Erforderlich waren die Arbeiten auch, um die Verkehrssicherheit entlang der Grundstücksgrenzen herzustellen.
Anwohner wollen sich im Umweltausschuss dazu äußern
Er geht zu einem frischen Stumpf, wo eine Buche gestanden hat. „Manchmal muss man einen Baum opfern, um andere zu fördern“, erläutert André Guiard. In unmittelbarer Nachbarschaft stehen Eichen. Der Wald solle umgebaut werden angesichts des Klimawandels. Dabei gehe es auch um Konkurrenz der Bäume um Wasser und Licht. Eichen vertrügen Hitzestress besser als Buchen, erklärt er. Dann zeigt Guiard auf die Bündel abgesägter kleinerer Äste, die wild die Wege säumen. „Ordnung ist nicht ökologisch“, sagt er. Das Gestrüpp verhindere, dass Spaziergänger querfeldein durch den Wald gingen, biete Setzlingen Schutz vor Fraß durch Rehe und Kleingetier Deckung. Die breiten Wege schließlich sorgten für mehr Licht für Bodenpflanzen, trockneten schneller ab und könnten von der Feuerwehr befahren werden. Wegen der Dürresommer steige die Waldbrandgefahr.
Frank Böhmke bleibt weiterhin skeptisch. „Wir werden am nächsten Umweltausschuss teilnehmen und uns in der Fragestunde äußern.“