Geesthacht. Kurzarbeit in den Jugendherbergen Geesthacht und Lauenburg. Staatliche Hilfen bekommen ausgerechnet gemeinnützige Einrichtungen nicht.
Keine Einnahmen, massenweise Stornierungen von Schulklassen, weiterlaufende Kosten: Die Coronakrise trifft die Jugendherbergen besonders hart. Die Crux: Jugendherbergen zählen zu den gemeinnützigen Einrichtungen und sind dadurch von den milliardenschweren Finanzspritzen des Bundes bislang ausgeschlossen. Aber fest steht: Wenn jetzt nicht bald Hilfe kommt, könnte das das Aus für Jugendherbergen bedeuten – auch für die Häuser in Geesthacht und Lauenburg.
In den drei Herbergen herrschen zurzeit ungewöhnliche Ruhe und Leere. Nur noch die die Leitungen, Claudia Kopitzke und Gabriele Seidel, sind für telefonische Anfragen vor Ort. Und das auch nur für wenige Stunden am Tag. Kurzarbeit ist angesagt für alle Mitarbeiter. Die meisten müssen von zu Hause geduldig abwarten, wie sich die Situation weiterentwickelt.
Die Umsätze sind derzeit auf null gesunken
„Eigentlich wäre für uns gerade Hauptsaison. Von April bis Juni sind unsere Jugendherbergen normalerweise geprägt von fröhlichen Kindern – sowohl auf Klassenfahrt als auch mit ihren Familien im Oster- oder Pfingsturlaub. Das fällt nun derzeit leider alles flach. Die Betten sind leer, die Umsätze sind auf null gesunken“, sagt Stefan Wehrheim, hauptamtlicher Geschäftsführer des DJH-Landesverbands Nordmark e.V.
Seit Beginn der Krise wendet sich der gemeinnützige Verein an die zuständigen Ministerien, um Unterstützung einzufordern. „Ohne Hilfe der Länder und des Bundes wird es schwer, unsere Jugendherbergen zu halten“, sagt Wehrheim. Aber es werde zurzeit mit Nachdruck an Lösungen gearbeitet. „Wir bekommen erste positive Signale von der Politik, dass man uns unterstützen möchte – gerade aus Schleswig-Holstein. Nun hoffen wir, dass die Ministerien eine gute Lösung für die Gemeinnützigen wie uns finden werden.“ Günstige Darlehen, wie sie die Investitionsbank Schleswig-Holstein zurzeit zur Verfügung stellt, sind nicht von Interesse. „Die verschieben das Problem nur nach hinten“, sagt Katharina Pauly. Wovon sollte man den Kredit abzahlen?
Jugendherbergen erhalten grundsätzlich keine staatlichen Mittel
Die Jugendherbergen erhalten grundsätzlich keine staatlichen Mittel für den laufenden Betrieb. Wirtschaftliche Reserven darf der gemeinnützige Verein nicht bilden. Wehrheim: „Wir müssen als Träger der Kinder- und Jugendhilfe unsere Preispolitik kostendeckend gestalten. Alle Einnahmen werden direkt in die Struktur unserer Häuser reinvestiert. Daher wird die Lage bei uns umso schneller bedrohlich!“
Schon jetzt seien weitreichende Konsequenzen für den Landesverband spürbar. Allein die Schließungen bis zum 19. April bedeuten einen Umsatzverlust von vier Millionen Euro. Sollte sich die Öffnung der Herbergen noch weiter nach hinten verschieben, werde die Situation noch kritischer.
Vorbuchungen für die Jugendherbergen waren sehr gut
Dabei fing gerade für das Geesthachter Haus die Saison gut an. Es ist erst im vergangenen Jahr nach drei Jahren Pause, in der Flüchtlinge dort untergebracht waren, wiedereröffnet worden und wollte die Zahl der Übernachtungen von rund 7100 im vergangenen Jahr auf rund 10.000 steigern. Auf Eis liegt auch der geplante Neubau auf dem Areal des Geesthachter Freizeitbads. „Über das Thema wird derzeit überhaupt nicht gesprochen“, sagt Pauly. Um Kosten zu sparen, würden sämtliche Investitionen für Modernisierungen und Instandhaltungen der Jugendherbergen gestoppt. „Wir wollen jeden Cent sparen, damit wir durch die Krise kommen und möglichst alle Standorte, auch die kleineren, erhalten können“, sagt Katharina Pauly.
Die Vorbuchungen für die Jugendherbergen Geesthacht und Lauenburg waren sehr gut. Jetzt kommt es drauf an, wann dort wieder übernachtet werden kann. „Da wir vorwiegend Gruppen beherbergen, wird es sicherlich noch eine Weile dauern“, befürchtet sie.