Geesthacht. Dem Johanniter-Krankenhaus fehle eine Kinderstation, meint die CDU-Fraktion und wird politisch aktiv. Doch die Hürden sind hoch.
Braucht das Johanniter-Krankenhaus eine eigene Kinderstation? Die Geesthachter CDU-Fraktion möchte das Thema im nächsten Sozialausschuss am Dienstag, 3. März, näher erörtern. Die Stadtverwaltung möge außerdem die Klinik-Geschäftsführer Carsten Schwaab und Dr. Thomas Krössin in einen Sozialausschuss einladen, um die Hintergründe und Ursachen einer bisher fehlenden Kinderstation in der größten Stadt des Kreises Herzogtum-Lauenburg aufzuzeigen, heißt es im Antrag der CDU.
Die Kinderklinik Lüneburg ist zwar seit fast 20 Jahren Kooperationspartner des Johanniter-Krankenhauses, aber „viele Eltern beklagen eine Unzumutbarkeit wegen des weiten Weges nach Lüneburg“, meint CDU-Fraktionschef Arne Ertelt. Gerade Kinder benötigten im Krankenhaus häufige Besuche.
CDU verweist auf wachsende Stadt
Arne Ertelt ist selbst Vater einer vierjährigen Tochter. „Geesthacht wächst, es wächst auch an Kindern“, sagt er. Es würden ja auch die Kitas ausgebaut, weil der Bedarf da sei. „Aus meiner Sicht sollte man nicht daran sparen“, meint Ertelt. Er weiß von Gesprächen aus den 80er-Jahren, als es damals vonseiten der Johanniter geheißen habe, so etwas sei nicht wirtschaftlich.
„Als bereits 1987 ernanntes Mittelzentrum erhebt die CDU Geesthacht den Anspruch, für möglichst alle Notfallbereiche adäquate Anlaufpunkte vorzuhalten. Bei der aktuell bekannten Bevölkerungsentwicklung in unserer Region ist eine Überprüfung der damaligen Erhebungen und Entscheidungen aus unserer Sicht naheliegend“, argumentiert die CDU-Fraktion im Anschreiben.
Johanniter von CDU-Vorstoß überrascht
Johanniter-Geschäftsführer Carsten Schwaab indes sei überrascht vom Vorstoß, berichtet Krankenhaus-Sprecherin Sylvia Ziesmann-Busche. Mit ihm habe man noch gar nicht gesprochen. Aber er sei gern bereit, gemeinsam darüber nachzudenken.
Überrascht auch deswegen, weil man bei den Johannitern bisher gar nicht die Notwendigkeit gesehen hat? Fast täglich kämen Ärzte aus Lüneburg zur turnusmäßigen Visite der Neugeborenen, die Häufigkeit richte sich nach der aktuellen Geburtenzahl. „Und auch wir sind auf Notfälle gut eingestellt“, sagt Sylvia Ziesmann-Busche. Heute schon gebe es eine notfallchirurgische Versorgung für Kinder ab drei Jahren, zudem ausgebildete Kinderkrankenschwestern. Im Zweibettzimmer würden Elternteile mit aufgenommen.
Im Notfall Verlegung mit Rettungswagen
„Bei Kindern unter drei Jahren wird bei einem Notfall verlegt, mit Rettungswagen und Sonderfahrt“, sagt sie. „Auch bei schwerwiegenden Erkrankungen in der Notaufnahme verlegen wir in die nächstmögliche Klinik“, sagt Sylvia Ziesmann-Busche. „Die Verlegungsrate liegt bei unter drei Prozent bei 700 Geburten im Jahr.“
Die Abrechnung der medizinischen Leistung erfolgt über zwei verschiedene Wege, erklärt Angelika Wilhelm, die Sprecherin der Lüneburger Klinik . Leistungen, die von Ärztinnen und Ärzten der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin des Klinikums Lüneburg in Geesthacht bei den Neugeborenen erbracht werden wie Vorsorge- und Ultraschalluntersuchungen und dergleichen, werden vom Johanniter-Krankenhaus bezahlt. Wenn Neugeborene, Kinder oder Jugendliche aus dem Kreis Herzogtum Lauenburg stationär in der Lüneburger Klinik aufgenommen und behandelt werden, erfolgt die Abrechnung über die Krankenkassen.
Zur Zahl der aus dem Kreis Herzogtum Lauenburg stammenden und im Klinikum Lüneburg behandelten Kindern und Jugendlichen könne die Klinik aus Datenschutzgründen keine Angaben machen.
Hohe Hürden für eine Vergrößerung
Wo und wie eine Kinderstation bei den Johannitern untergebracht werden könnte, ist für Sylvia Ziesmann-Busche fraglich. „Alle Stationen sind ausgelastet“, sagt sie und erläutert die Hürden für eine Vergrößerung: So müssten Erweiterungen im stationären Bereich eines Krankenhauses vom Ministerium für Soziales, Gesundheit, Jugend, Familie und Senioren des Landes Schleswig-Holstein genehmigt werden. Vorher erfolgt eine Bedarfsfeststellung mit einer Beteiligtenrunde, an der auch Vertreter der Krankenkassen teilnehmen. Für die Errichtung bzw. den Bau der Station würden dann von der Klinik Fördermittel beantragt, die man auch erhalte, wenn der Bedarf ersichtlich sei. Zusätzlich müsse sich das Krankenhaus an der Finanzierung beteiligen.
Wirtschaftlich ab 1800 Patienten im Jahr
Die Patientenzahlen als Hürden für eine Erweiterung sind allerdings hoch. Angelika Wilhelm verweist auf eine Aussage von Jochen Scheel in einer Uelzener Zeitung. Laut dem Geschäftsführer der Gesellschaft der Kinderkrankenhäuser und Kinderabteilungen in Deutschland müssten Kinderabteilungen pro Jahr mindestens 1800 bis 2000 stationäre Patienten betreuen, um ihre Vorhaltekosten auskömmlich zu finanzieren.
Auf Schwierigkeiten ist auch die CDU-Fraktion eingestellt. „Wir werden nicht über Nacht eine Kinderstation eingerichtet bekommen“, sagt Arne Ertelt. Er ist sich aber sicher: Der Vorstoß wird eine breite Unterstützung finden.