Geesthacht. Das Privatbaumkataster soll ab sofort höhere Aufmerksamkeit erhalten. Das fordern die Grünen. Was sagen die anderen Fraktionen?
In Geesthacht gibt es seit 2002 ein Baumkataster. Es soll dafür sorgen, dass alle Bäume auf öffentlichem Grund erfasst und dauerhaft überwacht werden. Seit 2010 werden auch Bäume und Baumgruppen auf Privatgrundstücken festgehalten – in einem Privatbaumkataster (siehe Infotext). Genau das schrumpft immer weiter zusammen. Von anfänglich 466 Bäumen hat sich die Zahl auf 437 reduziert (Stand 2020). Nun fordern die Grünen mehr Baumschutz und wollen das Privatbaumkataster ausbauen.
Damit wieder mehr Bäume in Geesthacht geschützt werden, hat die Fraktion einen entsprechenden Antrag vorbereitet. Dieser soll am Freitag, 14. Februar, in der Ratsversammlung diskutiert werden. „Die negative Entwicklung beim Privatbaumkataster muss unbedingt umgekehrt werden. Dafür sind klare Ziele und geeignete Maßnahmen notwendig“, sagt der Grüne Jens Kalke: So solle das Privatbaumkataster künftig aktiv gefördert und offensiv beworben werden.
Mehr Geld und neue Grundstücksbegehungen
Zudem müsse Öffentlichkeitsarbeit geleistet, Bewertungskriterien optimiert und die Fördersumme für Pflegemaßnahmen erhöht werden. Auch sollten neue Grundstücksbegehungen erfolgen.
„Die Einzelheiten sollen auf der Grundlage eines Vorschlages der Verwaltung im Ausschuss für Umwelt und Energie festgelegt werden“, heißt es im Antrag. Dadurch soll in den nächsten fünf Jahren der Bestand des Privatbaumkatasters um mindestens zehn Prozent erhöht werden. Martin Boysen (Grünen) sagt: „Wir wollen mit dieser Initiative das Thema Baumschutz in Geesthacht positiv besetzen.“ Die Bürger sollten stolz darauf sein, wenn ihr Baum im Kataster stehe. Man hoffe auf Zustimmung von den anderen Fraktionen. Ein Wunsch, der in Erfüllung gehen könnte.
CDU sieht Baumpflege-Pflichten für die Eigentümer kritisch
„Der Gedanke der Grünen ist an sich vernünftig. Allerdings muss der Antrag noch ausgearbeitet werden“, sagt Volker Harburg (Bürger für Geesthacht). Er hätte sich in der Vorlage schon konkrete Maßnahmen für eine Bewerbung gewünscht: „Sind zum Beispiel Flyer angedacht? Sind Veranstaltungen geplant? Mir fehlen Beispiele“, kritisiert er. Außerdem kommen ihm Kosten- und Aufwand für Verwaltung und die Bürger zu kurz.
Auch die CDU sieht im Privatbaumkataster eine sinnvolle Ergänzung zum städtischen Kataster, kritisch dagegen die Pflichten, die Eigentümern für Pflege und Erhalt auferlegt werden. Ratsmitglied Björn Reuter: „Ein Kahlschlag, wie von den Grünen impliziert, ist nicht zu erkennen.“ Die Bürger seien sehr pflegsam mit ihren Bäumen umgegangen. Das Kataster wieder in Erinnerung zu rufen, halte er aber für sinnvoll. Vor der Ratsversammlung werde die CDU-Fraktion noch über den Antrag beraten.
Auch die Sozialdemokraten unterstützen den Schutz auf privatem Grund stehender Bäume. Auch sie bemängeln, dass der Antrag der Grünen sehr allgemein gehalten sei. „Wir würden gern mehr wissen und die Fachleute des Umweltamtes dazu hören“, sagt Petra Burmeister. Die SPD will in ihrer Fraktionssitzung am 12. Februar über ihr Stimmverhalten beraten.
Die Linke fordert: „Baurecht geht vor Baumrecht“
Egon Bargisen von den Linken steht dem Thema Baumschutz dagegen kritisch gegenüber: „Die Linke war schon vor zehn Jahren der Meinung, dass Baurecht vor Baumrecht geht.“ Jeder, der ein bis zu 500 Quadratmeter großes Grundstück habe, könne selbst entscheiden, was er mit seinem eigenen Garten anfangen wolle.
Privatbaumkataster: Was ist das und wie funktioniert es?
Im Privatbaumkataster werden Bäume aufgenommen, die auf Privatgrundstücken stehen und als besonders schützenswert gelten. Anhand eines Kriterienkatalogs wird für jeden Baum eine Punktzahl ermittelt. Bäume mit einer Zahl von mehr als 25 Punkten werden in das Privatbaumkataster aufgenommen. Die zu erreichende Punktzahl wurde im März 2010 im Ausschuss für Planung und Umwelt festgelegt. Unter anderem werden folgende Kriterien für die Beurteilung der Bäume herangezogen: Standort und Standortbedingungen, Erlebbarkeit des Baumes für die Allgemeinheit, die Bedeutung des Baumes für das Stadtbild sowie die Bewertung des Zustandes. Die Eigentümer der Grundstücke, auf denen ein durch das Kataster geschützter Baum steht, werden auf Antrag finanziell unterstützt. 25 Prozent der Kosten, die durch Pflegearbeiten anfallen und dem Erhalt des Baumes dienen, übernimmt die Stadt Geesthacht. Doch es gibt Einschränkungen: Die Pflegearbeiten muss eine Fachfirma übernehmen und es werden maximal 1000 Euro Zuschuss im Jahr gewährt.