Geesthacht. Geesthacht. Vor 100 Jahren startete die Theatergruppe. Inge Meysel lobte einst: „Kinder, ihr seid fabelhaft“.
Genau 100 Jahre ist es her, dass Geesthachter Bürger eine Theatergruppe gründeten. Sie saßen beim Bier in der Marktklause beisammen, als Peter Twesten laut Überlieferung tiefsinnig wurde: „Kinner, wi wöllt mal eene Theaterbühne gründen! ... Wat meent ji dorto?“ Gesagt, getan, der „Unterhaltungsverein fidele Welt“ als Vorgänger der heutigen Niederdeutschen Volksbühne war geboren. Gegen Speck, Eier und Kartoffeln erhielten die Laiendarsteller ihr erstes eigenes Theatermanuskript.
Das Jubiläum feierte der Verein mit gut 200 geladenen Gästen am Sonnabend mit einer Gala im Kleinen Theater Schillerstraße (KTS) – ihrer vor 25 Jahren eröffneten Spielstätte. „Die Niederdeutsche Bühne hat in unserem Haus schon Tradition. Sie absolvierte bei der Eröffnung die erste Aufführung und ist bis heute gern gesehener Gast bei uns. Es macht einfach Spaß, wenn der Verein im Haus ist“, sagte KTS-Geschäftsführerin Meike Peemöller.
Gerd Spiekermann moderierte die Gala
Gemeinsam wurde im Jubiläumsjahr von KTS und Bühne im Frühjahr das erste „komodige Wienfest“ gefeiert, 2020 soll es fortgesetzt werden. „Wir sind eine große Familie“, sagte Meike Peemöller.
Moderiert von NDR-Redakteur und Plattdeutsch-Autor Gerd Spiekermann brachten die Schauspieler einen Teil aus 100 Jahren Geschichte auf die Bühne: die Gründungsszene, das Verbot während des Nationalsozialismus, den Wiederanfang mit Sketchen im Lazarett am Buntenskamp, die Konkurrenz durchs Fernsehen und die Erinnerung an den Besuch der „Mutter der Nation“, Inge Meysel. „Kinder, ihr seid fabelhaft, so ein Theater hätte ich in einer Kleinstadt nicht erwartet“, soll sie 1967 gesagt haben.
Ab 1974 nutzte die Niederdeutsche Bühne die Aula der Silberbergschule, ehe 1994 dank des Mäzens Dr. Detlef Kramer, der ein großer Fan des Theatervereins war, das KTS eröffnet wurde.
„Plattdeutsch erfreut sich zunehmender Wertschätzung“
„Das Niederdeutsche ist auch sehr feinsinnig und erfreut sich zunehmend Wertschätzung und Anerkennung“, bemerkte Kreispräsident Meinhard Füllner in seiner Rede und nannte die Sprache ein „hohes zu schützendes Kulturgut“. Er erinnerte auch daran, dass die Schauspieler vor 100 Jahren einst als Hamburger begonnen hätten – erst 1937 wurde die Elbestadt Schleswig-Holstein zugeordnet – aber mittlerweile längst Lauenburger seien.
Bürgermeister Olaf Schulze zollte dem Verein seinen Respekt. Vor und hinter der Bühne werde mit „hoher Professionalität“ zu Werke gegangen, Herzlichkeit und Geborgenheit bringe der Verein seinen Gästen entgegen. Marianne Kurtz, die Vorsitzende der Niederdeutschen Bühne, erinnerte an besondere Menschen aus der Geschichte des Vereins. Als sie die 60-jährige Mitgliedschaft von Norbert Kurtz erwähnte, gab es spontan stehende Ovationen.
Ab Sonnabend wird „Pension Schöller“ gezeigt
„Die Stimmung bei uns ist gut, und wir sind alle mit Spaß und Freude bei der Sache“, sagte Kurtz am Rande der Gala, zu der die Gäste über einen roten Teppich ins KTS kamen. Ans Publikum richtete sie für die Treue ein „herzliches Dankeschön“. Von Sonnabend an zeigt das Ensemble „Pension Schöller“ im KTS, ab dem 22. November steht die „Schummerstünn“ mit Sketchen, Döntjes und Musik auf dem Spielplan. Ein Konzept, das sich die Geesthachter nach der Wende von der Niederdeutschen Bühne Wismar abgeschaut hatten.