Geesthacht. Geesthacht. Die Wand, die einen Stützpfeiler absichert, hat sich stark bewegt. Jetzt sollen Bigbags Abhilfe schaffen.
Neuer Schaden am Geesthachter Stauwehr: „Bei Überprüfungen wurde eine massive Verformung einer Spundwand festgestellt“, erkläre Tilman Treber, der Leiter des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes (WSA) in Lauenburg, am Freitag auf Anfrage. Die Spundwand, die mehrere Meter tief in die Erde reicht und an einem der Stützpfeiler des Stauwehrs das Gelände stabilisieren soll, hat sich gut 40 Zentimeter aus der Richtung bewegt. „Da besteht jetzt akuter Sicherungsbedarf“, so Treber. Arbeiter haben deshalb am Freitag damit begonnen, zur Stabilisierung der Wand Bigbags zu platzieren.
Schifffahrt stand tagelang still
Einen Monat ist es genau her, da sorgte ein abgerutschter Damm am nördlichen Ufer der Elbe für Probleme. Tagelang musste die Schifffahrt auf der Oberelbe und den angrenzenden Kanälen eingestellt werden, es stauten sich mehr als 90 Binnenschiffe. Die gute Nachricht: Derzeit sei weder durch den Schaden noch durch die nötigen Bauarbeiten eine Behinderung der Schifffahrt absehbar, teilte das WSA mit.
„Wir hatten den Schaden von Anfang August zum Anlass genommen, das gesamte Bauwerk einmal intensiver unter die Lupe zu nehmen“, berichtet Stefan Lühr, Ingenieur des WSA. Er plant eigentlich die umfassende Sanierung des Stauwehrs und hatte dabei den abgerutschten Damm während eines Ortstermins bei Ebbe nur zufällig entdeckt. Der Wasserstand musste massiv abgesenkt werden, um das Bauwerk zu entlasten. Tausende Tonnen Material wurden zur Sicherung eingebaut. Treber: „Das geschaffene Provisorium steht jetzt. Wir werden es aber noch winterfest machen müssen.“ Dazu sollen Vlies als Schutz vor Ausspülungen sowie Wasserbausteine als Abdeckung gegen Eisgang und Sturmflut eingebaut werden. Außerdem soll die neue Schüttung noch auf mögliche Hohlräume hin überprüft werden, die dann verfüllt werden müssten.
Spundwand droht Umsturz
„Die Spundwand droht jetzt umzustürzen“, erklärt Lühr. Anscheinend ist der Bodendruck auf der Hinterseite schlichtweg zu groß. Die Stahlwand war eingebaut worden, um die 1998 in Betrieb genommene kleine Fischtreppe am Südufer der Elbe bauen zu können. Doch weil diese Aufstiegshilfe keine nennenswerte Funktion nachweisen konnte, wurde durch den Energiekonzern Vattenfall als ökologische Ausgleichsmaßnahme für den Bau des Kohlekraftwerks in Hamburg-Moorburg am Nordufer des Stauwehrs Europas größte Fischtreppe gebaut. Sie wurde 2010 in Betrieb genommen.
Die Experten des WSA und der Bundesanstalt für Wasserbau vermuten, dass fünf Rinnen, durch die Lockströmungen für die Aufstiegshilfe erzeugt werden sollten, die Unterspülungen und letztendlich das Abrutschen des Dammes ausgelöst hatten. Im Zuge der Sicherungsarbeiten wurden die Rinnen für die Lockströmung zugeschüttet.
Naturschützer: „Katastrophe für die Fischfauna“
„Die Schifffahrt läuft wieder, aber der Fischaufstieg praktisch nicht“, kritisiert Horst Bertram vom Botanischen Verein zu Hamburg. Ohne die Lockströmungen könnten die Fische den Fischpass nicht finden, meint der Biologe. Dieser Zustand sei „eine absolute Katastrophe für die Fischfauna des gesamten Elbegebietes“, so Bertram. Vattenfall widerspricht dieser Darstellung.
„Die Fischaufstiegsanlage wird für Fische weiter auffindbar sein, da sie einen eigenen Strömungskorridor bildet“, erklärt Vattenfall-Sprecherin Kristina Hillmer auf Anfrage. „Die Lockströmung erleichtert den Fischen das Auffinden, ist für die Wirksamkeit aber keine Voraussetzung“, betont sie. Und weiter: „Damit wird die Fischaufstiegsanlage auch ohne Lockströmung einen wichtigen Beitrag zur Fischökologie der Elbe leisten.“
Eine unabhängige Einschätzung dazu gibt es bisher nicht. Treber kündigte unterdessen an, dass Gesprächstermine mit Vattenfall erst noch anstehen würden. Das WSA plant aktuell eine umfassende Sanierung des Stauwehrs. Unter anderem sollen die 50 Meter breiten Wehrfelder neue Tore bekommen. Die Baukosten werden auf etwa 167 Millionen Euro geschätzt und eine Bauzeit von 16 Jahren ab 2021 angenommen.