Börnsen. Börnsen. Sie arbeiten aktiv an der Vermeidung von Plastik: Superseven hat Folien-Alternative aus ökologisch abbaubaren Materialien entwickelt.
Optisch und haptisch wie Plastikfolie, doch tatsächlich ist die dünne und durchsichtige Verpackung, in der die drei kleinen Samen Kapuzinerkresse stecken, aus ökologisch abbaubarem Material. „Einfach so ins Beet oder in einen Topf pflanzen, über das Wachstum der Kresse freuen und nach 50 Tagen im Boden ist die Folie verschwunden“, berichtet Katja Seevers begeistert. Ihr Unternehmen Superseven, das sie 2017 mit zwei Partnern gegründet hatte, hat sich auf nachhaltige Verpackungen spezialisiert. Schon während des Studiums hatten die drei Produktdesigner sich für das Thema interessiert. Heute sitzt ihre Firma in Börnsen und mischt die Branche auf.
„Pflanze mich in meiner Verpackung“
Die drei Samen der Kapuzinerkresse sind der perfekte Werbeträger für die Idee hinter Superseven. „Plant me in my Paq“ (Pflanze mich in meiner Verpackung) steht auf dem beigelegten Zettel – der ins Altpapier gehört.
Lars Schöning, der Geschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Lübeck, informierte sich jetzt direkt vor Ort über das junge Unternehmen mit aktuell 14 Mitarbeitern. „Das ist ja total spannend“, staunte er. „In unserem IHK-Bereich spielt das Thema Lebensmittel eine sehr große Rolle. Wir werden die Verpackungslösungen mit in unsere Fachbereiche nehmen, um dann vielleicht Kontakte vermitteln zu können“, sagte Schöning.
Nur wenige Produzenten haben Mut
Bei Superseven werden die Folien auf Zellulosebasis nicht produziert, sondern entwickelt. „Für die Produktion hatten wir 200 Firmen im Blick, von denen tatsächlich heute nur fünf übrig geblieben sind, die unsere Folien herstellen“, erklärt Sven Seevers. Die sitzen außer in Deutschland auch in Dänemark, Holland, Österreich und Polen. „In Deutschland ist es schwer, solche Produzenten zu finden“, sagt Sven Seevers. In anderen Ländern sei man auf deutlich mehr Zustimmung und auch Mut bei den Produzenten gestoßen.
50 Tage dauert es, bis Mikroorganismen im Boden oder im heimischen Komposthaufen die Monofolie verdaut haben. 2018 hatte Superseven mit dem Konzept den KfW-Award gewonnen. „Das war sehr wichtig für die Außenwahrnehmung unseres Unternehmens“, erklärt Katja Seevers. Immer mehr Anfragen von Firmen gehen heute in Börnsen ein. Von Firmen, die das Thema Nachhaltigkeit für sich entdecken und ihre Verpackungen hinterfragen.
Verpackungsalternative für Haferflocken
„An Verpackungen werden sehr hohe Anforderungen gestellt, da entwickeln wir uns ständig weiter. Die Prozesse in der Ernährungswirtschaft dürfen natürlich nicht langsamer sein, nur weil man eine ökologisch abbaubare Folie nutzt“, berichtet Katja Seevers. So wurde gerade eine Folie produziert, die die luftdichte Abfüllung von Haferflocken ermöglicht. Das ist wegen des entstehenden Staubes sehr kompliziert. Superseven ist das gelungen.
Der Karton der Verpackung landet nach wie vor im Altpapier, die Folientüte kann nach der Leerung auf den Komposthaufen. „In anderen Ländern ist man schon weiter, da haben viele Produkte schon ein Plastikfrei-Siegel“, erklärt Katja Seevers. Dieses sei in mehrfacher Hinsicht sinnvoll: Die Verpackung ist für umweltbewusste Kunden interessanter – und alle Kunden erfahren so auf einen Blick, dass die Folie nicht in den gelben Sack gehört.
Firma möchte wachsen
Um bei dem aktuellen Wachstum der Firma mithalten zu können, sollen zeitnah noch mehrere Mitarbeiter, darunter Verfahrenstechniker und Kaufleute, eingestellt werden. Katja Seevers: „Noch bevor wir unser Unternehmen überhaupt gegründet haben, wurden wir mit unserer Idee als ökologische Spinner dargestellt. Heute läuft es sehr gut, weil endlich ein Umdenken stattfindet.“