Geesthacht. . Heidberge Jörg Zimmer (SPD) möchte Kuhtränke erweitern – Nabu unterstützt Idee
Violett schillernde Flächen so weit das Auge reicht – Tausende Touristen zieht dieser Anblick jedes Jahr in die Lüneburger Heide. Und auch wenn jüngere Geesthachter es kaum vermuten mögen: Die Elbestadt hatte ein ähnliches Naturschauspiel früher auch zu bieten. Einer, der sich erinnert, ist Jörg Zimmer. Der SPD-Politiker zeichnete im jüngsten Umweltausschuss die Bilder seiner Kindheit nach – Zeiten, zu denen die Heidberge noch aussahen, wie sie heißen... nach Heide.
„Das war einfach ein tolles Bild. Es wäre doch schön, wenn wieder mehr Heide zu sehen wäre“, wagt Zimmer einen Vorstoß, mit dem sich unter anderem Vertreter des örtlichen Naturschutzbundes (Nabu) anfreunden können. Die Idee: Zimmer möchte die wenige Heide, die im Hangwald noch vorhanden ist, ausweiten. Eine 500 bis 1000 Meter breite Fläche, so Zimmers Vorschlag, könnte vom Baumbestand befreit werden, um dort Heide anzupflanzen. „Heide ist Kultur – und sie gehörte einmal zu Geesthacht wie zur Lüneburger Heide “, argumentiert Zimmer. In störe es, dass heute nur noch die Bushaltestelle „Am Heidberg“ oder der „Heidbergring“ an die einstige charakteristische Topographie erinnern.
Aktuell wächst die Erika nur noch auf einem etwa 1,5 Hektar großen Areal inmitten der Heidberge. Die so genannte „Kuhtränke“ wird unregelmäßig von Nabu-Mitgliedern und Kindergruppen gepflegt – das heißt, von Wildwuchs befreit. Nur so bleiben an dieser Stelle Besenheide und Glockenheide erhalten, „zwei hochgradig wertvolle Sorten“, wie Friedhelm Ringe vom Nabu erklärt. „Der Adlerfarn, ein sehr widerstandsfähiges Wucherkraut, hält uns dort in Gange“, erklärt Ringe.
Der studierte Biologe kann sich Veränderungen rund um die Kuhtränke, die er als „eines der wertvollsten Gebiete in Geesthacht“ bezeichnet, nicht nur aus sentimentalen Gründen vorstellen, „weil dort früher mehr Heide war“ und „sie so hübsch aussieht“. Laut Ringe hat das Kraut entscheidende ökologische Vorteile. So sei se wertvolle Nahrungsquelle für Wildbienen und beliebt bei Spinnen sowie Raubfliegen.
„Wir haben in Geesthacht noch wenige sonnenexponierte Flächen, die einige Arten aber dringend brauchen“, erklärt Ringe, der sich aber der Brisanz des Themas bewusst ist. So hat Ulrike Stüber vom städtischen Umweltamt im Ausschuss bereits Bedenken angemeldet. Schließlich müsste, wenn mehr Raum für Heide entstehen soll, Wald weichen.
„Wald ist für die Tier- und Pflanzenwelt wichtig, das steht außer Frage. Aber er ist nicht überall die beste und einzige Wahl“, betont Ringe und weist auf Nachfrage auf die Geschichte der Heidberge hin. So sei der dortige Nadel- und Mischwald erst in den 1950er Jahren entstanden – durch gezielte Aufforstung.
Davor war der heutige Hangwald gekennzeichnet durch das typische Violett der Erika. „Über 100 Jahre lang wurde die Heide von Bauern geplackt und durch Vieh beweidet“, erzählt Ringe von der früheren Bewirtschaftung, die Zimmer gern wieder aufleben lassen würde: „Ich kann mir gut vorstellen, dort wieder Schafe laufen zu lassen“