Geesthacht . Geesthacht. Lärmschutz und zusätzliche Abfahrten - beim Thema Geesthachter Ortsumgehung gibt es noch einigen Diskussionsbedarf.

Überraschende Nachrichten aus Kiel: Nachdem Verkehrsminister Dr. Bernd Buchholz (FDP) Einwendungen der Stadt Geesthacht zur geplanten Umgehungsstraße Ende November noch „lächerlich“ nannte, klingen nun mildere Töne von der Förde. Einwände und offene Fragen seien „weitgehend vom Tisch“, zu kritischen Punkten habe man sich „auf einen gemeinsamen Weg verständigt“, verkündete gestern die Pressestelle des Verkehrsministeriums. Der Minister hatte sich mit Geesthachts Bürgermeister Olaf Schulze (SPD) sowie Vertretern aus dem Amt Hohe Elbgeest getroffen.

„Angenehme Gesprächsatmosphäre“

Der genaue Blick in die Pressemitteilung offenbart jedoch: Für Einwohner der Elbestadt und deren Umgebung bedeutet die Aussprache in Kiel nicht nur Positives. So hat der Minister der Forderung nach zwei weiteren Anschlussstellen am Worther Weg und für Wiershop – geplant sind aktuell vier Abfahrten – erneut eine Absage erteilt. „Da hatten wir keine Chance“, ordnet Wiershops Bürgermeister Hans-Ulrich Jahn nach dem Kiel-Besuch ein: Naturschutzfragen und die zu geringe Entfernung zwischen Anschlussstellen hätten gegen die Forderung gesprochen, nennt Jahn Argumente, die „in angenehmer Gesprächsatmosphäre“ überzeugt hätten.

Einen Sieg konnte Jahn an anderer Stelle für seine Gemeinde einfahren. So wird die von ihm seit Jahren zur Verkehrsberuhigung geforderte Abflachung der scharfen Kurve im Übergang der Landesstraßen 205 und 219 in das kommende Landesstraßenbauprogramm aufgenommen, sagte Buchholz zu. „Wir werden jetzt vermehrt nachhorchen, dass das auch wirklich passiert – aber wir haben ja Augen- und Ohrenzeugen“, meint Jahn, der weitere Zugeständnisse des Ministers hervorhebt. Die Gemeindestraße von Worth nach Hamwarde soll nicht wie bisher vorgesehen zur Kreisstraße hochgestuft werden. Die Gemeinde Hamwarde befürchtet für den Fall einen Ausbau und mehr Verkehr.

Lärmschutz: Buchholz würde Gespräche mit Bund unterstützen

Zusätzlichen Lärmschutz für Grünhof-Tesperhude lehnt Buchholz weiter ab – zumindest im Rahmen der Planungen zur Umfahrung, „weil sich rechtlich kein Anspruch aus dem laufenden Verfahren herleiten lässt“. Zur Einordnung: Die geplante Strecke endet etwa 600 Meter vor der Gottfried-Keller-Straße. Darum sehen die Planer für die Bebauung zwischen Steinberg und Gottfried-Keller-Straße keinen Lärmschutz vor, der bestehende Wall zwischen Gottfried-Keller-Straße und Umgehung soll jedoch aufgestockt werden.

Buchholz sagte der Stadt Unterstützung zu, falls Geesthacht beim Bund für eine Kostenbeteiligung werben möchte. „Wir haben zumindest erreicht, dass der Minister die Problematik Lärmschutz erkannt hat“, hebt Schulze auf Nachfrage hervor. „Wir werden uns mit dem Thema nochmal beschäftigen. Wie genau wir das anpacken, müssen wir aber erstmal beraten“, kündigt Schulze an. Die grobe Idee: Wenn die Ortsumgehung gebaut wird, bedeutet das mehr Verkehr und damit mehr Lärm an der B 5 in Grünhof – darüber sind sich Stadt und Land einig. Durch eine neue Bauleitplanung, die die Stadt anpacken müsste, könnte eventuell durch den Bund geförderter Lärmschutz erreicht werden.

Erörterungstermin im Sommer?

Offener als bisher zeigte sich der Minister angesprochen auf eine mögliche zweigleisige Bahntrasse und Velorouten im Bereich der Ortsumfahrung. Buchholz: „Wir haben über Planänderungen vor Fertigstellung der Umgehung jederzeit die Möglichkeit, auf neue Randbedingungen zu reagieren.“

Zum weiteren Vorgehen: Die mehr als 170 Einwendungen aus Geesthacht und dem Umland werden – wie die anderen Stellungnahmen zur mit 125 Millionen Euro veranschlagten Umfahrung – durch den LBV abgewogen. Er sei zuversichtlich, so der Minister, dass die Pläne dann im Sommer mit den Betroffenen mündlich erörtert werden.