Geesthacht. Geesthacht. Verkehrsminister lehnt Forderung nach mehr Lärmschutz und weiteren Anschlussstellen für die geplante Ortsumgehung ab.
176 Stellungnahmen und Einwendungen sind im Rahmen des Anhörungsverfahrens zur geplanten Geesthachter Ortsumgehung eingegangen. 14 von ihnen formulierte die Stadt Geesthacht selbst. Nicht nachvollziehbar, findet dies Schleswig-Holsteins Verkehrsminister Dr. Bernd Buchholz (FDP).
Vor etwa 30 Zuhörern kritisierte er am Dienstagabend in der Sporthalle am Buntenskamp nicht nur die Anzahl der städtischen Anmerkungen, sondern auch deren Inhalt. Weder die geforderte Ausweitung des Lärmschutzes an der Bundesstraße 5 noch weitere Anschlussstellen werde er unterstützen – nur zwei von vielen Punkten, zu denen sich der Minister einen Schlagabtausch mit Bürgermeister Olaf Schulze (SPD) lieferte.
„Wenn Geesthacht das bezhalt - gerne“
„Sie wollen zwei zusätzliche Anschlussstellen zwischen denen zum Teil nicht einmal 900 Meter liegen. Bei aller Liebe, ich baue doch keine Ortsumgehung auf zehn Kilometern mit sechs Anschlussstellen. Wenn die Stadt Geesthacht das bezahlt – gerne. Aber dann dauert das auch zwei Jahre länger“, eröffnete Buchholz seine Kritik an der Stadt, die er direkt an den in der ersten Reihe sitzenden Bürgermeister richtete.
Auch ein gemeinsamer Blick auf die Karte half nichts: Die Forderung nach zusätzlichen Anschlussstellen am Worther Weg und nach Wiershop, um weiteren Verkehr – unter anderem durch die Abfallentsorger und Abbauunternehmen in Wiershop – vom Zentrum abzuleiten, hält Buchholz für „lächerlich“.
Nicht mehr Lärmschutz für Grünhof-Tesperhude
Ebenso wie den Wunsch nach mehr Lärmschutz für Grünhof-Tesperhude, den Petra Burmeister (SPD) im Geesthachter Planungsausschuss als „wichtigsten innerstädtischen Punkt“ bezeichnete. Konkret geht es um die Wohnbebauung an der B 5: Während die Planer im Zuge des Umgehungsstraßenbaus keinen Lärmschutz für Anwohner zwischen Steinberg und Gottfried-Keller-Straße vorsehen, soll der bestehende Wall wenige Meter entfernt sogar aufgestockt werden.
Buchholz sieht an dieser Stelle allerdings die Stadt und nicht das Land in der Pflicht: „Sie wollen Lärmschutz für Bereiche, an denen die Baumaßnahme schon beendet ist“, verwies er in Richtung Schulze auf das Ende der Umgehung auf Höhe des Abbiegers Neu Gülzow – also etwa 600 Meter vom geforderten Bereich entfernt.
Ausweitung von Amphibientunneln
Als „Treppenwitz“ bezeichnete der Minister die von der Stadt vorgeschlagene Ausweitung von Amphiebientunneln zu Radwegen. Entstanden war diese Idee im Geesthachter Planungsausschuss und in Abstimmung mit Nachbargemeinden. Unter anderem hatte Hamwardes Bürgermeister kritisiert, dass bisher viele zusätzliche Querungen für Tiere, aber zu wenige für Menschen geplant seien.
„125 Millionen Euro sind aktuell für zehn Kilometer Straße vorgesehen. Ich appelliere an alle Beteiligten, dass sie sich fragen, ob das alles wirklich so gewollt ist. Dass der Bund irgendeine Maßnahme übernimmt, ist ausgeschlossen“, resümierte Buchholz.
Bürgermeister Schulze steht zu Forderungen
Mit einer Nacht Abstand betonte Bürgermeister Schulze gestern auf Nachfrage, er wolle ein vom Minister formuliertes Gesprächsangebot annehmen – stehe aber zu den Forderungen der Stadt. „Wir bremsen nichts aus, das ist ein normaler demokratischer Prozess.“ Die Stadt wolle die Ortsumgehung möglichst schnell umgesetzt wissen, aber: Dass die Stadt einen Lärmschutz in Grünhof zahlen müsste, sehe er noch nicht. „Das ist eine Bundesstraße und auch Aufgabe des Bundes. Aber ich warte jetzt ab, was die Gespräche ergeben und bis ich etwas schriftlich habe“, sagte Schulze.
Zum weiteren Verfahren: Das Amt für Planfeststellung Verkehr (APV), das die Planfeststellungsbehörde des Landes ist, schaut sich die Stellungnahmen und Einwendungen zusammen mit dem Vorhaben- beziehungsweise Baulastträger an. Das ist in diesem Fall der Bund, der die Arbeiten wiederum vom Landesbetrieb für Straßenbau und Verkehr Schleswig-Holstein durchführen lässt. Gemeinsam wird entschieden, ob und wo nachgebessert wird.