Geesthacht. Finkenweg-Nord Bürgermeister Olaf Schulze (SPD) kündigt Gespräche mit allen Beteiligten an
Projektentwickler Uwe Gerner fühlt sich beim geplanten Neubaugebiet Finkenweg-Nord unfair behandelt. Sein Brandbrief an Stadtverwaltung und die Ratsfraktionen sorgte in den vergangenen Tagen für viele Diskussionen (wir berichteten). Im Interview mit unserer Redaktion erläutert Bürgermeister Olaf Schulze, wie er die Situation bereinigen will.
Herr Schulze, wie haben Sie auf das Schreiben reagiert, das an Ihren Bauamtsleiter adressiert war?
Olaf Schulze: Ich habe am Mittwochmorgen eine Dreiviertelstunde mit Herrn Gerner telefoniert. Wir waren uns einig darüber, dass es in niemandes Interesse ist, jetzt weiter Öl ins Feuer zu gießen. Deshalb haben wir uns auf einen Gesprächstermin verständigt, zu dem alle Fraktionsvorsitzenden eingeladen werden, und an dem Herr Gerner und ich teilnehmen werden. Das genaue Datum steht noch nicht fest, aber das Treffen soll auf jeden Fall vor der nächsten Ratsversammlung (14. September) stattfinden.
Halten Sie daran fest, das Gebiet, das Uwe Gerner entwickeln möchte, vom städtischen Teil zu trennen?
Bei dieser Idee handelte es sich lediglich um eine Möglichkeit, die die Verwaltung im Juli dem Planungsausschuss vorgestellt hat. Wir streben weiterhin an, die komplette Bebauung in einem B-Plan gemeinsam umzusetzen – also auch die Fläche, um die es Herrn Gerner geht. Darin sind sich Politik und Stadtverwaltung einig. Erst wenn die Gespräche scheitern, könnte eine entsprechende Beschlussvorlage formuliert und den politischen Gremien zur Abstimmung vorgelegt werden. Grundsätzlich gilt aber, dass es ohne städtebaulichen Vertrag keinen B-Plan geben wird.
Herr Gerner kritisiert dies, weil er mit dem Vertrag auf den Bau eines 25-prozentigen Anteils von gefördertem Wohnraum verpflichtet werden soll, obwohl er nur Entwickler sei und nicht der Bauherr...
Dieser Satzungsbeschluss der Ratsversammlung gilt für jeden Interessenten, der in Geesthacht die Aufstellung eines neuen B-Plans wünscht – sowohl für Entwickler als auch für Baugesellschaften und Privatleute. Wer ein Bauland mit mehr als 16 Wohneinheiten plant, muss die 25 Prozent nachweisen und im städtebaulichen Vertrag den Investor nennen, der die Sozialwohnungen bauen wird.
Der Entwickler in diesem Fall fragt, ob die städtische Wohnraumentwicklungsgesellschaft nicht die Sozialwohnungen auf dem Areal bauen könne, das er gekauft habe. Wäre das eine Option?
Meines Wissens nach wäre die WoGee zu Gesprächen darüber bereit. Grundsätzlich sollte der Entwickler oder Investor sich aber seinen Bauherren selbst suchen und weist diesen anschließend im städtebaulichen Vertrag nach. Das kann die WoGee sein, aber auch ein privater Investor.
Aufgrund der anhaltenden Diskussionen fragen sich nun viele Menschen, wie es weitergeht und wann am Finkenweg-Nord gebaut wird. Lässt sich das abschätzen?
Es wird sicherlich zu weiteren Verzögerungen kommen, allerdings lässt sich nicht abschätzen, wie groß diese ausfallen. Umso länger sich der Beschluss des Bebauungsplans nach hinten schiebt, desto länger dauert es auch bis zum Baustart.
Der Geesthachter Wirtschaftsbeirat, dessen Mitglieder beratend die politischen Gremien der Stadt besuchen und Rederecht haben, meldete sich gestern zu den Sozialwohnungen zu Wort. „Der Wirtschaftsbeirat befürwortet ausdrücklich die vorrangige Schaffung von weiterem bezahlbaren Wohnraum“, heißt es in seinem jüngsten Beschluss. Hiermit solle erreicht werden, dass den Mitarbeitern in Geesthachts Unternehmen auch weiterhin erschwinglicher Wohnraum zur Verfügung stehe. „Wir haben uns diese Entscheidung nicht leicht gemacht“, berichtete der stellvertretende Vorsitzende Paul Apel. Den Ausschlag habe der Bericht des Bauunternehmers Mario Stapelfeldt gegeben, der dem Beirat beschrieben hatte, dass bis 2050 sämtliche Sozialwohnungen in Geesthacht aus der Sozialbindung fallen, so Vorsitzende Dr. Christina Bischof-Deichnik. Der Beirat bietet immer am ersten Donnerstag im Monat, 16 bis 17 Uhr, eine Sprechstunde im Rathaus (Markt 15, Raum 100) an.