Geesthacht. Finkenweg-Nord Aufregung in den Ratsfraktionen – Hinweis auf Teppichfabrik-Scheitern löst Kritik aus

    Projektentwickler Uwe Gerner droht in seinem Brandbrief der Statdtverwaltung damit, die Versorgungsleitungen über sein Gebiet zu verhindern und damit die Bebauung der städtischen Teilfläche im Gebiet Finkenweg-Nord zu behindern. Eine Erbengemeinschaft, der noch knapp ein Fünftel des rund zwölf Hektar (120 000 Quadratmeter) großen Plangebiets gehört, wehrt sich dagegen (siehe Titelseite). Gerners Vorgehen sei von ihr nicht autorisiert, sie wünsche sich Gespräche mit der Stadt.

    Diese Einschätzung teilen Geesthachts Ratsfraktionen, die sich gestern auf Anfrage allesamt erstaunt darüber zeigten, dass Gerner nach Jahren der Planung noch nicht als offizieller Eigentümer im Grundbuch stehe, und – zumindest in einem Fall – laut Erben kein Cent von ihm an diese geflossen sei.

    „Es ist klar, dass zunächst die Eigentumsfragen geklärt werden müssen“, sagte SPD-Fraktionsvorsitzende Kathrin Wagner-Bockey. Anschließend gebe es die Satzung, die die Ratsversammlung 2015 verabschiedet hat und mindestens 25 Prozent geförderten Wohnbau für Neubauprojekte vorsieht. So müsse sich ein Investor auf einen Städtebaulichen Vertrag einlassen. Erst danach könne man zum gültigen Bebauungsplan kommen.

    „Finkenweg-Nord muss endlich in die Puschen kommen“, fordert Karl Hermann Rosell. Der CDU-Fraktionsvorsitzende sieht es als positiv an, dass die Stadt mit der Beplanung ihres eigenen Flächenanteils (etwa zwei Drittel) voranschreiten will. „Das muss jetzt zügig durch den Planungsausschuss gehen“, so Rosell. Grünen-Fraktionsvorsitzender Ali Demirhan sieht die 25-Prozent-Regel als „faires Angebot, an das sich jeder Investor halten muss“.

    Dieser Meinung schließt sich Rüdiger Tonn an. Der FDP-Fraktionschef hält jedoch nichts von einer Herauslösung der städtischen Teilflächen: „Wir können das so nicht stehen lassen.“ Gleiches gelte jedoch für den Vorwurf Gerners, Geesthacht sei schon mit der Entwicklung des Teppichfabrik-Areals gescheitert. Er mutmaßt, dass es hier auch um gekränkte Eitelkeit geht: „Herr Gerner war einer der ersten Interessenten für das Gelände und kam nicht zum Zuge.“

    Pro-Geesthacht-Fraktionschef Sven Minge nennt das Vorgehen beispiellos: „Es passiert nicht so häufig, dass ein Investor so offen Kritik äußert.“ Er habe mit Bürgervorsteher Samuel Walter Bauer (SPD) gesprochen, der sich bereit erklärt habe, als Mediator tätig zu werden, sobald ihn die Fraktionen damit beauftragen würden.

    „Ich empfinde diesen Brief als Frechheit“, betont Volker Samuelsson (Freie Wähler). Christoph Hinrichs (Linke) schätzt die bestehende Satzung als zu lasch ein – es sei für Investoren zu einfach, die 25 Prozent durch Angebote wie betreute Wohngruppen zu erreichen, wodurch sich die eigentlich anvisierte Zahl der Sozialwohnungen reduziere.