Geesthacht. Geesthacht. Der ADFC ist unzufrieden: Die Stadt habe zu viele Projekte bisher liegen gelassen.
2018 wird das Jahr für Fahrradfahrer, darüber waren sich Verwaltung und ADFC-Ortsverband (Allgemeiner Deutscher Fahrradclub) im Februar einig. Minikreisel, Fahrradschutzstreifen, eine Fahrradstraße, Wegweiser, Fahrradboxen und Piktogramme – die Liste der angekündigten Projekte ist lang. Pünktlich zum Saisonstart sollten einige Maßnahmen umgesetzt werden – inzwischen ist Juli, und der ADFC ist enttäuscht.
„Wir sind sehr unzufrieden. Der gute Anlauf, den wir Anfang des Jahres genommen haben, ist versandet“, kritisiert ADFC-Mitglied Jürgen Ziemer und meint mit dem positiven Start ins Jahr die Baumaßnahme am Freizeitbad. Wo Elbuferstraße, Am Hafen, Werftstraße und Sielstraße aufeinandertreffen, hat die Stadt entsprechend dem Konzept umgebaut. Durch eine neue Wegeführung, zusätzliche Ampeln, Fahrradschutzstreifen und -aufstellflächen wurde die Situation seit Mai entschärft – das ist zumindest die Meinung des ADFC.
Radaufstellfläche: Frage der Gewohnheit?
Immer wieder sind aber kritische Stimmen zur Umgestaltung zu hören. Die neue Wegeführung ist Radfahrer teils zu unübersichtlich, die Verkehrsregeln an den roten Aufstellflächen an Siel- und Werftstraße sind vielfach unbekannt. „Ich habe die rote Fläche gerade das erste Mal benutzt“, gibt Jonas Willenbücher zu, nachdem er aus Richtung Rathaus die abschüssige Sielstraße heruntergefahren war und vorm Überqueren der Elbuferstraße auf der Aufstellfläche an der Ampel gestoppt hatte.
„Am unteren Ende der Sielstraße sind Markierungen, wo ich als Radfahrer fahren soll. Im oberen Bereich ist aber kein Radweg, und wer gibt mir die Sicherheit, dass die Autos an der roten Fläche wirklich stehen bleiben“, sagt der 21-Jährige Gründe. Er hat die neue Wegeführung bisher lieber gemieden und stattdessen den kombinierten Fuß- und Radweg auf der Seite der Polizei genutzt. Ute und Werner Schaumburg befahren die Kreuzung äußerst ungern. „Man muss dort echt aufpassen, denn viele Autofahrer fahren auf den roten Radstreifen“, sagt Ute Schaumburg.
Wo bleiben Fahrradboxen?
ADFC-Vorsitzende Birgit Renk kennt solche Schilderungen, steht aber hinter der Maßnahme. „Es ist ein Gewöhnungsprozess, aber es ist eine sichere Lösung“, sagt Renk. Ihr bereitet in Sachen Freibad-Kreuzung etwas anderes Sorgen: So seien nicht alle Radspuren mit den zugesagten Piktogrammen auf dem Asphalt markiert. Und: „Wir waren uns sicher, dass zumindest die Verbindung vom Freibad zur Berliner Straße geschlossen wird. Aber der Fahrradschutzstreifen hat dort immer noch Lücken.“ Außerdem sei, anders als Anfang des Jahres zugesagt, noch nicht der Busbahnhof mit abschließbaren Fahrradboxen ausgestattet und die Beschilderung des Elberadwanderweges verbessert worden. Renk: „Wir fühlen uns ein bisschen auf den Arm genommen.“
Verzögerung durch Personalmangel
Stadtsprecher Torben Heuer erklärt die Verzögerungen mit Personalnot und Prioritätensetzung: „Wir sind im Bereich Tiefbau unterbesetzt.“ So habe sich auf eine halbe Stelle, die vornehmlich für die Umsetzung des Radwegekonzepts ausgeschrieben worden war, niemand beworben. „Das blockiert, was wir auch unglücklich finden“, sagt Heuer. Er weist zudem darauf hin, dass die Politik der Baumaßnahme in Besenhorst und Kunstrasenplätzen Priorität eingeräumt habe.
In der zweiten Jahreshälfte, so sagte Bauamtsleiter Peter Junge im Februar zu, sollen noch zwei Minikreisel im Verlauf der Rathausstraße entstehen. Dass die Maschinen noch nicht rollen, hat neben dem Personalmangel auch mit Logistik zu tun. Während der Sperrung in Besenhorst sollen keine weiteren Nadelöhre geschaffen werden.