Geesthacht/Kollow . Verein feiert 30-jähriges Bestehen – Bei jungen Familien beliebt
28 Mutterkühe, 28 Kälber und ein Bulle: Das ist der Tierbestand der Rindergilde Geesthacht, die vor 30 Jahren gegründet wurde und sich steigender Beliebtheit erfreut. „Was heute so selbstverständlich klingt, löste damals Erstaunen aus“, erinnert sich Ideengeber Uwe Kiesewein. 1987 sprach er mit den ersten Menschen über seine Vision einer eigenen Rinderherde. „Jetzt nimmt bald unser Ableger seinen Betrieb auf und wir haben in den vergangenen fünf Jahren unsere Mitgliederzahl gut verdoppelt“, berichtet Kiesewein, von Anfang an Vorsitzender des Vereins. Mit einem Weidefest an der Linau bei Kollow wurde gerade das 30-jährige Bestehen der Gilde gefeiert.
14 Mitglieder legten einst den Grundstein, 45 waren es nach zwei Jahren und aktuell 212, hinter denen meist ganze Familien stehen. „Einige Mitglieder aus dem Nordkreis haben wir schon an die zweite Rindergilde abgegeben, die gerade nach unserem Vorbild in Hornbek aufgebaut wird“, erklärt Kiesewein. Vor allem junge Familien treten verstärkt der Gilde bei. „Alle eint das Interesse an vernünftig produziertem Fleisch“, sagt der Vorsitzende. Die Deutsch-Angus-Rinder leben das ganze Jahr auf den 54 Hektar großen Weiden bei Kollow, die aus der intensiven Landwirtschaft genommen wurden. Die Linau wurde renaturiert, 3500 Meter neue Knicks angelegt. Mehrfach wurde die Rindergilde für ihr ökologisches Engagement mit Preisen ausgezeichnet und gerade spendierte auch die Bingo-Umweltlotterie wieder Geld, um einen neuen Transportanhänger anzuschaffen.
Andere Menschen zum Nachmachen motivieren
„Naturschutz, gute Ernährung und funktionierende Landwirtschaft passen zusammen. Das zeigt unsere Gilde ganz deutlich“, erklärt Andreas Koop, zweiter Vorsitzender. „Die extensive Grünlandnutzung, die wir betreiben, sorgt für Artenvielfalt. Den Modellcharakter, den wir damit haben, wollen wir uns bewahren und andere motivieren, es nachzumachen“, sagt Koop. Mit Erfolg: Am 1. Juli ab 11 Uhr lädt die neue Gilde auf den Moorweidenhof (Güsterer Straße 5) zum ersten Hoffest nach Hornbek. Der Hof ist Kooperationspartner, wie es der Erdmannshof in Krukow bei der Geesthachter Gilde ist.
Limitiert ist die Zahl der Mitglieder durch die Fleischmenge. Es sollen nicht zu viele Tiere die Weiden bevölkern. Wer dabei ist, bekommt regelmäßig von den geschlachteten Tieren ein Fleischpaket. „Man bekommt nicht nur Rinderfilet, man lernt auch, dass so ein Tier aus viel mehr besteht. Ich habe etwa gelernt, auch Ochsenbein zu nutzen“, berichtet Justus Brüggmann, der mit der ganzen Familie eingetreten ist. „Es gibt kaum etwas Besseres als regionales Fleisch aus der Nachbarschaft“, ist er überzeugt. Die aktiven Gilde-Mitglieder übernehmen regelmäßig auch Weidedienste. „Dann bin ich morgens vor der Arbeit hier, gucke, ob alle Zäune dicht sind und die Tränke funktioniert. Da hat man dann noch eine ganz andere Wertschätzung fürs Fleisch“, sagt Brüggmann.
Das Weidefutter mit Gräsern und Kräutern sowie der viele Auslauf sorgen bei den Rindern für ein langsames Wachstum. „Das führt zu ausgesprochen feinmaserigem Muskelfleisch. Diese Marmorierung gibt dem Fleisch Zartheit und den würzigen Eigengeschmack, an dem man bestes Angus-Fleisch erkennt“, sagt Kiesewein.