Geesthacht. . Geesthacht. Naturschützer entsetzt, Stadt zerknirrscht: Betriebshof mäht Blühflächen der Aktion vorzeitig ab.
„Das ist ein trauriger Anblick“, sagt Friedhelm Ringe, Initiator der Aktion „Geesthacht blüht auf“, und zeigt auf eine frisch gemähte Wiese am Hohenkamp. Wo Sonntag noch die Reste von Krokussen und Narzissen standen, war am Montag alles abgemäht. Am Dösselbuschberg setzten Mitarbeiter des Betriebshofes bereits vor eineinhalb Wochen die Mähmaschinen an – dort ist von den durch Freiwillige beidseitig auf 500 Metern Länge gesetzten Blühern nichts mehr übrig.
„Wir planen zusammen mit der Stadt und vielen Freiwilligen eine nachhaltige Bepflanzung und werden so sabotiert. Irgendwann ist auch mein Langmut vorbei...“, macht der Biologe, der im Geesthachter Naturschutzbund (Nabu) aktiv ist, seinem Ärger Luft.
„Geesthacht blüht auf“ durch viele Ehrenamtliche
In Zehntausenden Arbeitsstunden – davon viele durch Ehrenamtliche geleistet – wurden laut Ringe seit Aktionsauftakt im Jahr 2016 mehr als 250 000 Blumenzwiebeln im Stadtgebiet gesetzt. Jedes Jahr kommen, durch Spenden finanziert, weitere hinzu – im Laufe des Jahres 2019 soll die 500 000. Zwiebel gesetzt werden. Das Ziel: In der Elbestadt soll es von Frühjahr bis Spätherbst blühen – und das jedes Jahr prächtiger.
Zumindest am Dösselbuschberg und am Hohenkamp muss nun allerdings mit Ausfällen gerechnet werden. Denn die Samen hatten durch das vorzeitige Mähen keine Chance zu reifen. Und: „Die Blätter der Blumen hätten noch trocknen müssen, damit die Zwiebeln wieder Kraft für das nächste Jahr hätten sammeln können. Das schädigt die Pflanzen erheblich“, erklärt Ringe.
Seltenes Ackerhornkraut gerade noch gerettet
Im letzten Moment konnte er gestern noch verhindern, dass eine weitere Fläche mit dem Mäher bearbeitet wird. Ringe: „Hier wächst das seltene Ackerhornkraut. Das darf man ja nicht so einfach abmähen, als wäre es nichts.“
Dabei gibt es eine Vereinbarung zwischen dem Nabu, dem Fachdienst Umwelt des Rathauses und dem städtischen Betriebshof, dass die Bereiche, die im Rahmen der Aktion „Geesthacht blüht auf“ bepflanzt wurden, frühestens Ende Mai und nur nach Absprache gemäht werden. Das voreilige Handeln der Mähkolonne ärgert auch Franko Stein vom Fachdienst Umwelt.
Betriebshof-Leiter bedauert den Fehler
„Die Mähkolonne hat das falsch eingeschätzt, und das tut dem Leiter des Betriebshofes sehr Leid. Offenbar dachten seine Mitarbeiter angesichts der verblühten Narzissen und Krokusse, dass sie an die Flächen schon ran können“, erklärt Franko Stein nach Rücksprache mit dem ausführenden Betriebshof. Er will nun erneut für die Aktion „Geesthacht blüht auf“ sensibilisieren.