Geesthacht. Geesthacht. Im östlichen Teil der Stadt sowie in Kollow und Wiershop fiel am Freitag der Strom aus. Auch Krankenhäuser betroffen.

Der östliche Teil der Stadt inklusive Krümmel und Grünhof-Tesperhude sowie die angrenzenden Gemeinden Kollow, Wiershop und das Gut Hasenthal waren Freitagmorgen von einem Stromausfall betroffen. Auslöser war nach Angaben der Schleswig-Holstein Netz AG (SH Netz) ein Vogel, der auf dem Mast einer 110.000-Volt-Leitung bei Eutin brütete – und einen Kurzschluss verursachte.

Überspannung setzte sich im ganzen Netz fort

„Die Folge des Kurzschlusses war eine Überspannung, die sich ab 5.05 Uhr im gesamten 110-kV-Netz ausbreitete“, berichtete Ove Struck, Leiter der Presseabteilung bei SH Netz. Zahlreiche Sicherungen hätten in der Folge ausgelöst – jedoch nicht im Umspannwerk Geesthacht-Ost, wo die Überspannung einen Schaden an einem Transformator verursacht habe. Warum der Trafo nicht ausreichend durch Sicherungen geschützt war, stehe noch nicht fest, so Struck.

Durch die Überspannung flogen in 36 Ortsnetzstationen (Verteilerkästen) die Sicherungen heraus – darunter war unter anderem die Station am Johanniter-Krankenhaus. Ab 5.37 Uhr fiel der Strom flächendeckend aus. Zunächst entsandte die Netzleitstelle in Rendsburg die Anlagenbereitschaft, die den Schaden im Umspannwerk behob. Anschließend wurden per Funkfernsteuerung die Sicherungen in den Verteilerkästen wieder geschaltet. Ove Struck: „Das dauert seine Zeit. Die letzte Station wurde um 7.12 Uhr zugeschaltet.“

Helios, Edeka und Intermed betroffen

Betroffen von dem Stromausfall waren unter anderem die Helios-Klinik, die ISG Intermed Service GmbH sowie Edeka-Lippert. Für die drei Unternehmen lief der Stromausfall glimpflich ab. „Unser Sicherungssystem hat gut funktioniert“, sagt Intermed-Geschäftsführer Thomas Wolff. In den laborrelevanten Bereichen seien alle sensiblen Systeme zunächst mit unterbrechungsfreien Stromversorgungen gegen einen kurzen Stromausfall abgesichert, erklärt Wolff. Bei Netzausfall schalte sich sofort zusätzlich ein Gasgenerator ein, der die Stromversorgung übernimmt.

Die Patienten der Helios-Klinik wurden während des Stromausfalls ebenfalls über ein Notstromaggregat versorgt, wie es für Krankenhäuser vorgeschrieben ist. „Es versorgt die medizinischen Geräte, darunter die Beatmungs- und Überwachungsgeräte, eine Notbeleuchtung, die Telefonanlage und notwendige technische Anlagen. In jedem Zimmer wird eine Lampe über den Notstrom versorgt, so dass unsere Patienten und Mitarbeiter nicht im Dunkeln sitzen“, erklärt Helios-Sprecher Nils Metzger. Der Betrieb der Klinik-PC und des Netzwerks sind zudem über einen Batterieblock gepuffert.

Supermarkt-Ware konnte gerettet werden

Im Dunkeln stand die Frühschicht im Edeka-Markt. „Wir haben uns mit Tageslicht behelfen müssen“, sagt Inhaber Marcus Lippert, für den die Stromversorgung gerade noch rechtzeitig wieder stabil war. „Zwei bis drei Stunden halten die Kühltruhen ihre Temperatur, wenn sie geschlossen bleiben“, erklärt Lippert. Wäre der Strom länger weg gewesen, wären die Minus 24 Grad in den Truhen gefährlich nahe an den Schwellenwert von -17 Grad herangerückt. Lippert: „Dann hätten wir die Waren entsorgen müssen.“

Drohnen überprüfen Hochspannungsleitungen

Mit weiteren Ausfällen sei aktuell nicht zu rechnen, so SH-Netz-Sprecher Struck: „Das 110-kV-Netz in Schleswig-Holstein wird regelmäßig aus Hubschraubern und Drohnen überprüft. Es handelt sich allerdings um mehr als 3000 Kilometer Leitungen.“ Es sei deshalb nicht komplett auszuschließen, dass noch einmal ein brütender Vogel übersehen werden könnte.