Geesthacht . Jahrestag Bettina und Gerhard Boll öffnen ihr Privatarchiv

Knapp 32 Jahre ist es her: Am 26. April 1986 kommt es im ukrainischen Atomkraftwerk Tschernobyl zum bis dahin folgenschwersten Reaktorunfall in der Geschichte der zivilen Nutzung der Kernenergie. Weite Teile Europas werden verseucht. Auch in Geesthacht, das seit 1974 Kernkraftwerkstandort ist, waren die Auswirkungen zu spüren. Vor dem Verzehr bestimmter Gemüsesorten wurde gewarnt, Eltern sorgten sich, wenn ihre Kinder draußen spielten – Bettina und Gerhard Boll erweiterten ihr „Widerstandsnest“, wie sie ihr seit 1976 geführtes Privatarchiv über Atomkraft nennen, um ein Kapitel.

„Tschernobyl ging uns alle an und es geht uns weiterhin alle an“, betont Bettina Boll und erinnert an Menschen, die heute wieder nahe dem Gebiet leben, in dem das Atomkraftwerk havarierte. Am morgigen Sonnabend (14 bis 18 Uhr) und am Sonntag (11 bis 18 Uhr) informieren Bettina und Gerhard Boll in ihrem Archiv an der Bergstraße 38 über die Explosion des Atomreaktors in Weißrussland, die Folgen radioaktiver Strahlung und aktuelle Entwicklungen in Krümmel. Zudem laden sie für 15 Uhr zu einer Wanderung rund um die Atomanlagen in Krümmel ein. Treffpunkt ist ebenfalls an der Bergstraße 38. Besucher, die mit dem Auto kommen, mögen im unteren Bereich der Bergstraße parken. Der aktuelle Sachstand zu Stilllegung und Abbau des Kernkraftwerkes Krümmel sowie zum Helmholtz-Zentrum sind unterwww.atommuellre port.de einsehbar. Darüber hinaus lädt Vattenfall mehrmals im Jahr zum Dialog ein. Am Mittwoch, 24. April, stellt sich der schwedische Energiekonzern im Oberstadttreff (Dialogweg 1) den Fragen der Bürger. Beginn ist um 18 Uhr.

Das Gebiet um den 1986 explodierten Atomreaktor in Tschernobyl (Ukraine) wurde wegen der starken radioaktiven Strahlenbelastung in einem 30-Kilometer-Bereich geräumt, eine Sperrzone wurde eingerichtet. 2016 hatten Spezialisten die Ruine mit einer neuen Schutzhülle verschlossen. Der 36 000 Tonnen schwere Sarkophag soll 100 Jahre Sicherheit vor radioaktiver Strahlung garantieren. Der Bau soll nach Verzögerungen – unter anderem wegen des hohen Strahlungsniveaus – Ende Mai abgeschlossen werden. In dem nun erschienenen Buch „Emmy und der Kern der Dinge“ greift die Autorin Sybille Tetsch die Themen Energiewende sowie das Leben mit Atomkraft auf. Zur Recherche war sie in Tschernobyl und im Archiv der Bolls in Geesthacht.