Geesthacht. Podiumsdiskussion wird jedoch fast nur von Älteren besucht

„Wer nicht wählt, ist dumm“ – unter diesem provokanten Motto hatte die Wirtschaftliche Vereinigung Geesthacht am Donnerstagabend ins Sportzentrum des VfL Geesthacht zur Podiumsdiskussion mit Nachwuchspolitikern eingeladen. Zielgruppe waren Jugendliche, die sich über kommunale Themen vor der Wahl am 6. Mai informieren wollen. Doch unter den 60 Gästen waren fast nur „alte Hasen“ wie Helmut Klettke (SPD) und Sven Minge (CDU). Das Dutzend Jugendliche gehörte zu den Nachwuchsorganisationen der beteiligten Parteien.

Einleitend erklärte Landrat Dr. Christoph Mager (CDU), wie er zur Politik gekommen ist. „Ich war immer politisch interessiert und habe mich schon in der Schülervertretung engagiert“, blickte der 41-Jährige zurück. „Politik ist ehrenamtliche Freizeitgestaltung, mit der man etwas Gutes tut.“ Miriam Knüppel (19, Grüne Jugend), Florian Slopianka (20, Junge Union), Christian Wagner (22, Linksjugend), Tommy Zbykowski (28, Junge Liberale) und Calvin Fromm (22, SPD-Jungsozialisten, Jusos) sind davon ebenfalls überzeugt: Sie engagieren sich im Wahlkampf, kandidieren teilweise für Parlamente.

Umgehungsstraße und Bahnanschluss für Geesthacht, Atomkraft, Öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV), Umweltschutz, Ausbildungsmöglichkeiten, Gewerbeansiedlung, Wohnungsbau – die jungen Politiker zeigten sich fit in den aktuellen Themen, was die „alten Hasen“ gefreut haben dürfte und den Freien Wählern um Volker Samuelsson, die stark unter den Gästen vertreten waren, einige kommunalpolitische Eindrücke gebracht haben dürfte. „Es ist alles erlaubt, was dem Ort oder dem Kreis dienlich ist. Da muss man auch mal laut sein, aber Lautstärke ohne Inhalt ist auch schlecht“, sagte Florian Slopianka. Die Mitglieder der Jungen Union hatten ihn zum Kreischef gewählt. „Aber nicht mit 100 Prozent, ich will ja nicht wie Martin Schulz enden“, erklärte er in Bezug auf den gescheiterten SPD-Chef.

Miriam Knüppel ist auf Landesebene Gendersprecherin der Grünen. „Es war meine erste Versammlung und da meinten welche, ich könnte das doch machen“, berichtete sie. Als „sehr nervig“ bezeichnete sie den ÖPNV in der Region, wenn man abends wegfahren möchte und der Bus nur jede Stunde fährt. Sie gab sich überaus ehrlich, etwa als es um das Thema Wohnungsbau ging. „Das ist überhaupt nicht mein Thema“, gab sie zu.

Christian Wagner kritisierte derweil Privatisierungen in der Wohnungswirtschaft, durch die Sozialwohnungen vernichtet würden. Der Spitzenkandidat der Linken zur Geesthachter Ratsversammlung möchte günstigen Wohnraum schaffen und Altersarmut bekämpfen. „Überall in Geesthacht sieht man Flaschen sammelnde Rentner“, sagte er.

„Wir müssen neue Verkehrskonzepte ausloten“, sagte Calvin Fromm und nannte Elektroauto-Sharing als Beispiel. Das sei sinnvoller, als dass für ihn alleine ein Bus fahren würde. Außerdem sei die Digitalisierung der Bildung ein wichtiges Thema, so Fromm. „Ich bin bei vielen der Wünsche dabei, aber es muss alles auch finanzierbar sein“, mahnte Tommy Zbykowski. „Arbeitsplätze schaffen“ nannte er als größte Aufgabe, ebenso wie bezahlbaren Wohnraum. Er sprach sich dafür aus, statt einer Bahnanbindung „die Kräfte für die Busse zu bündeln“.

Als Frage aus dem Zuschauerraum gab es nur eine: Die nach der Zukunft des Außenstandortes des Berufsbildungszentrums (BBZ) am Dialogweg. Eine 19-Jährige kritisierte, dass sie es lästig finde, früh aufstehen zu müssen, um nach Mölln zu kommen. „Man muss nach dem Bedarf gehen“, meinte Florian Slopianka. „Dann müsste man bei schlechten Zahlen auch das Kleine Theater oder das Freibad schließen“, konterte Christian Wagner. „Es gehört zum Leben, dass man manchmal Pech hat“, erkannte Tommy Zbykowski.

Warum sollten junge Leute ab 16 Jahren wählen gehen? Weil dies ein erkämpftes Recht sei, meinte Tommy Zbykowski. Man könne vor Ort etwas verändern, sagte Christian Wagner. Calvin Fromm ist überzeugt, dass Demokratie vom Mitmachen lebe, Miriam Knüppel verwies auf die Zukunft, die man wählen würde.